Der Sieger bleibt allein (German Edition)
Hauptdarstellerinnen auf ihrer Liste (»Das Budget muss sehr, sehr hoch sein!«), weshalb sie anfangs hohe Honorare verlangten, letztlich aber einsahen, dass es für ihren Lebenslauf ungeheuer wichtig wäre, bei so einem Projekt mitzumachen, egal, was sie verdienten. Maureen war von ihrem Projekt so beseelt, dass ihre Begeisterung alle ansteckte und ihr alle Türen offen zu stehen schienen.
Es fehlte nur noch etwas ganz Entscheidendes. Einem Schriftsteller oder Musiker genügt es nicht, etwas wirklich Gutes zu schaffen, sein Werk soll auch ein Publikum finden und nicht in einem Bücherschrank oder in einem cd -Regal verschimmeln.
Man braucht Medienpräsenz !
Maureen hatte nur einem einzigen Menschen eine Kopie ihres Films geschickt: Javits Wild. Sie hatte all ihre Kontakte spielen lassen, war abgewiesen worden und hatte dennoch weitergemacht. Sie wurde übersehen, ließ sich jedoch nicht entmutigen. Sie wurde schlecht behandelt, verspottet, ausgeschlossen, aber sie hatte sich nicht beirren lassen, denn sie hatte immer ihr Herzblut in alles gesteckt, was sie tat. Und dann hatte sich ihr Exfreund eingeschaltet, und Javits Wild hatte sich ihren Film angesehen und einem Treffen zugestimmt.
Sie beobachtet ihn während des ganzen Lunchs von einem Nebentisch aus, voller Vorfreude auf das vereinbarte Treffen in zwei Tagen. Plötzlich bemerkt sie, dass er erstarrt, ins Leere blickt. Einer seiner Freunde schaut sich um, er behält die Hand im Jackett. Der andere nimmt sein Mobiltelefon und beginnt, hektisch etwas einzutippen.
Ist etwas passiert? Bestimmt nicht. Die Leute an den Nebentischen unterhalten sich weiter, trinken, genießen einen weiteren Festivaltag: Feste, Sonne und schöne Menschen.
Einer der Männer versucht, ihn auf die Beine zu stellen und zum Gehen zu bringen, aber Javits scheint sich nicht bewegen zu können. Es wird schon nichts sein. Allenfalls zu viel Alkohol. Müdigkeit. Stress.
Nein, es darf nichts sein. Sie ist von so weit hergekommen, ihrem Ziel so nah...
Aus der Ferne hört man eine Sirene. Das wird eine Polizeieskorte sein, die einem vip einen Weg durch den ständig stehenden Verkehr bahnt. Die Sirene kommt näher. Der Mann mit der Hand im Jackett dreht den Kopf in alle Richtungen. Irgendwann kreuzen sich ihre Blicke.
Javits wird bereits von einem seiner »Freunde« die Rampe hinaufgeschleppt, und Maureen fragt sich, wie jemand so Dünnes jemand so Korpulenten wie Javits scheinbar so mühelos tragen kann.
Die Sirene verstummt direkt vor dem großen Zelt. Javits ist da schon mit einem seiner »Freunde« verschwunden, doch der andere Mann kommt auf sie zu, die Hand noch immer in seinem Jackett.
»Was ist passiert?«, fragt sie erschrocken. Denn jahrelange Regiearbeit hat sie gelehrt, dass der Typ mit dem wie aus Stein gemeißelten Gesicht aussieht wie ein Profikiller.
»Sie wissen, was passiert ist.« Die Stimme hatte einen undefinierbaren Akzent.
»Ich habe gesehen, dass er sich plötzlich schlecht fühlte. Was ist denn nun geschehen?«
Der Mann nimmt die Hand immer noch nicht aus der Jacketttasche. Und da hat Maureen den rettenden Einfall, wie sie diesen kleinen Zwischenfall vielleicht in eine große Chance verwandeln könnte.
»Kann ich helfen? Kann ich zu ihm?«
Die Hand scheint sich etwas zu entspannen, aber der Blick verfolgt aufmerksam jede ihrer Bewegungen.
»Ich komme mit Ihnen. Ich kenne Javits Wild. Wir sind befreundet.«
Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, tatsächlich aber nur den Bruchteil einer Sekunde, dann dreht der Mann sich um und eilt wortlos in Richtung Croisette.
Maureens Hirn arbeitet auf Hochtouren. Warum hat der Mann gesagt, sie wisse, was passiert sei? Und warum hat er plötzlich jegliches Interesse an ihr verloren?
Die anderen Gäste haben nichts mitbekommen – allenfalls den Lärm der Sirene gehört, den sie vermutlich etwas zuordnen, was gerade auf der Straße geschieht. Aber Sirenen passen nicht zu Fröhlichkeit, Sonne, Getränken, Kontakten, schönen Frauen und Männern, blassen und gebräunten Menschen. Sirenen gehören in eine andere Welt, in der es Unfälle, Herzattacken, Krankheiten, Verbrechen gibt. Sirenen interessierten die Anwesenden nicht die Bohne.
Maureens Gedanken rasen. Mit Javits war etwas passiert, und das war ein Geschenk des Himmels. Sie rennt zur Tür, sieht einen Krankenwagen, der sich mit erneut heulender Sirene auf der gesperrten Fahrbahn in voller Fahrt entfernt.
»Das ist mein Freund«, sagt sie zu einem der Sicherheitsleute
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