Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
Vom Netzwerk:
Film zu riskieren, hatte sich auch für sie eingesetzt.
    »Ich werde mit ihm reden«, hatte der Exfreund gesagt. »Aber Javits ist von niemandem abhängig, nicht einmal von den Journalisten, die seine Produkte zum Erfolg machen oder zerstören können. Er steht über allem. Wir haben schon einmal vorgehabt, eine Reportage über ihn zu machen, um herauszufinden, wie er es geschafft hat, so viele Kinobetreiber in der Hand zu haben, aber niemand, der mit ihm arbeitet, wollte etwas dazu sagen. Ich spreche mit ihm, aber ich kann keinen Druck machen.«
    Er hat tatsächlich mit Javits geredet. Und es geschafft, dass Javits sich Die Geheimnisse des Kellers anschaute. Am nächsten Tag hatte Maureen einen Anruf erhalten, in dem Javits ihr mitteilte, man würde sich in Cannes treffen.
    Maureen hatte nicht gewagt, ihm zu sagen, dass sie in zehn Minuten mit dem Taxi in seinem Büro sein könnte: Sie hatte sofort einen Termin in der fernen Stadt in Frankreich abgemacht. Es war ihr noch gelungen, ein Flugticket nach Paris zu ergattern. Von dort aus hatte sie den Zug genommen, war einen ganzen Tag unterwegs gewesen, hatte einem übelgelaunten Hotelmanager eines fünftklassigen Hotels einen Voucher übergeben und war auf ihr winziges Einzelzimmer gegangen, in dem sie über die Koffer steigen musste, um ins Bad zu gelangen. In den usa war sie mit ihrem Exfreund mit Einladungen zu zweitklassigen Events wie beispielsweise der Promotion eines neuen Wodkas oder dem Launch einer neuen T-Shirt-Linie zu beschäftigt gewesen, als dass sie sich noch rechtzeitig eine Eintrittskarte für das Palais des Festivals et des Congrès hätte besorgen können.
    Sie hatte ihr Budget überzogen und war mehr als zwanzig Stunden gereist, aber dafür würde sie ihre zehn Minuten mit Javits bekommen.
    Und sie war sich sicher, dass dabei ein Vertrag und eine Zukunft herausspringen würden. Die Filmindustrie machte zwar eine Krise durch, aber was bedeutete das schon? Hatten nicht immer noch Filme (wenn auch nur wenige) Erfolg? Waren die Städte nicht voller Plakate von neuen Filmen? Worüber wurde in den Society-Magazinen berichtet? Über Filmstars! Maureen weiß – besser gesagt, sie ist überzeugt davon – dass das Kino allen Unkenrufen zum Trotz nicht totzukriegen ist. ›Das Kino ist tot‹, hatte es geheißen, als das Fernsehen kam. ›Das Kino ist tot‹, als man sich Filme ausleihen konnte. ›Das Kino ist tot‹, als man im Internet Zugang zu Websites mit Raubkopien bekam. Aber in Cannes, der kleinen Stadt am Mittelmeer, die ihren Ruhm dem Filmfestival verdankt, ist das Kino weiterhin lebendig.
    Jetzt muss Maureen nur noch das Glück nutzen, das ihr zuteil geworden ist.
    Und alles akzeptieren, absolut alles. Javits Wild ist in Cannes. Javits hat ihren Film bereits gesehen. Das Thema war erfolgversprechend: Sexuelle Ausbeutung nimmt wegen einer Reihe von weltweit diskutierten Fällen einen immer größeren Platz in den Medien ein. Es ist genau der richtige Augenblick, um Die Geheimnisse des Kellers in die Kinokette zu bringen, die er kontrolliert.
    Javits Wild, der Rebell mit einem Anliegen, der Mann, der auf revolutionäre Art und Weise Filme zum großen Publikum brachte. Nur der Schauspieler Robert Redford hatte etwas Ähnliches mit seinem Sundance Festival für unabhängige Filmemacher versucht – dennoch war es Redford nicht gelungen, die Macht der Studios zu brechen und in das Multimillionendollar-Geschäft in den usa , in Europa und in Indien vorzudringen.
    Javits Wild war ein Sieger, der Erlöser der Filmemacher, der große Mythos, der Verbündete der Minderheiten, der Freund der Künstler, der neue Mäzen – der durch ein intelligentes System (über das Maureen nichts wusste, das aber offensichtlich zum Erfolg führte) jetzt schon die Kinos der ganzen Welt erreichte.
    Javits Wild hatte sie zu einem zehnminütigen Treffen am übernächsten Tag eingeladen. Das bedeutete schlicht und einfach: Er hat Maureens Projekt akzeptiert, und es geht jetzt nur noch um Details.
    ›Ich werde alles akzeptieren. Absolut alles‹, wiederholt sie.
    Selbstverständlich würde Maureen in diesen zehn Minuten nichts von dem sagen können, was sie in den letzten sieben Jahren (anders gesagt, einem Viertel ihres bisherigen Lebens) durchgemacht hatte. So lange arbeitete sie bereits an ihrem Projekt. Es würde nichts bringen, Javits zu erzählen, dass sie die Filmhochschule besucht, schon mehrere Werbefilme und zwei Kurzfilme gemacht hatte, die in verschiedenen Kinos

Weitere Kostenlose Bücher