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Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Der Sieger bleibt allein (German Edition)

Titel: Der Sieger bleibt allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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europäischen Boden betreten hatte. Die Agenten hatten sich abgewechselt. Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls wurde Javits gerade von einem schwarzen Agenten aus Guadeloupe beobachtet, der aber wie ein Jamaikaner aussah.
    Der beauftragte Agent hatte jedoch nichts gesehen. Oder besser gesagt: In dem Augenblick, als es geschah, wurde ihm die Sicht von jemandem verstellt, der mit einem Glas gelbem Fruchtsaft in der Hand vorbeikam.
    Das Opfer war zwar polizeilich nie aufgefallen und im Filmbusiness als einer der innovativsten Verleiher bekannt, doch seine Filmgeschäfte waren nur die Fassade für sehr viel rentablere Aktivitäten. europol zufolge war Javits Wild bis vor zwei Jahren ein zweitklassiger Produzent gewesen, als er von einem auf den Vertrieb von Kokain in den usa spezialisierten Kartell angesprochen worden war, um für es Geld zu waschen.
    ›Das beginnt interessant zu werden.‹
    Zum ersten Mal gefällt Savoy, was er liest. Vielleicht ist er da ja an einen wichtigen Fall geraten, der weit über die üblichen Müllprobleme, die Ehestreite, ausgeraubten Apartments und die zwei Morde im Jahr hinausgeht.
    Er weiß natürlich, wie Geldwäsche funktioniert. Die Dealer verdienen ein Vermögen mit dem Verkauf von Drogen, doch da sie Schwierigkeiten haben, die Herkunft des Geldes nachzuweisen, können sie keine Konten eröffnen, um Wohnungen, Autos oder Schmuck zu kaufen, Investitionen zu tätigen oder große Beträge von einem Land ins andere zu transferieren. Denn das Finanzamt wird fragen: ›Wie sind Sie so reich geworden? Womit haben Sie das ganze Geld verdient?‹
    Dieses Problem wird durch »Geldwäsche« gelöst. Die Drogenhändler verwandeln durch Verbrechen erwirtschaftete Gewinne in respektable finanzielle Aktiva, die ins legale Wirtschaftssystem einfließen und noch mehr Geld hervorbringen können. Der Begriff Geldwäsche geht auf den amerikanischen Gangster Al Capone zurück, der in Chicago die Wäschereikette Sanitary Cleaning Shops kaufte und über sie das Geld auf Banken einzahlte, das er während der Prohibitionszeit in den usa mit dem illegalen Verkauf von Alkohol verdient hatte. Daher konnte er auf die Frage, wodurch er so reich geworden sei, antworten: ›Die Leute waschen mehr Wäsche als je zuvor. Ich bin froh, dass ich in diesen Wirtschaftsbereich investiert habe.‹
    ›Er hat alles richtig gemacht. Er hat nur vergessen, die Einkommenssteuer für sein Unternehmen zu zahlen‹, denkt Savoy.
    Nicht nur Drogenhändler bedienen sich der Geldwäsche: Politiker, die Kommissionen bei überhöhten Rechnungen für Bauvorhaben kassieren; Terroristen, die Operationen an verschiedenen Orten der Erde finanzieren müssen; Gesellschaften, die ihre Gewinne und Verluste lieber vor den Aktionären verbergen; Leute, die die Einkommenssteuer für eine nicht akzeptable Erfindung halten – alle praktizieren sie. Früher brauchte man nur ein Nummernkonto in einem Steuerparadies zu eröffnen, doch inzwischen haben die Regierungen eine Reihe von Gesetzen zur Zusammenarbeit verabschiedet, und die Geldwäscher müssen sich den neuen Zeiten anpassen.
    Eines allerdings hat sich nicht geändert: Die Verbrecher sind den Behörden und den Finanzämtern immer mehrere Schritte voraus.
    Wie funktioniert Geldwäsche heute? Sehr viel eleganter, raffinierter und kreativer als früher. Anders gesagt: in drei klar definierten Etappen: Geld einsetzen, Geld verbergen und Geld integrieren. Man nehme mehrere Orangen, presse sie, und bei dem Orangensaft, den man serviert, schmeckt niemand die Herkunft der Früchte heraus.
    Diesen Orangensaft zu machen ist relativ einfach: Von einer Reihe von Konten aus werden häufig nach einem vom Computer errechneten System kleine Beträge so von einer Bank zur anderen überwiesen, dass sie ganz allmählich immer weiter neu kombiniert werden. Die Wege sind dermaßen verschlungen, dass es fast unmöglich ist, die Spur der elektronischen Impulse zu verfolgen. Denn von dem Augenblick an, in dem das Geld eingezahlt wird, ist es kein Papier mehr, sondern wird zu einem digitalen Zahlencode, der nur aus Nullen und Einsen besteht.
    Savoy denkt an sein eigenes Bankkonto: Unabhängig davon, was er darauf hat – und viel ist es nicht –, sein Guthaben ist einem Zahlencode unterworfen, der durch Kabel wandert. Und wenn nun von einem Augenblick zum anderen beschlossen werden würde, das ganze Speichersystem zu ändern? Und was, wenn das neue Programm nicht funktionieren würde? Wie soll Savoy dann nachweisen, dass er

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