Der silberne Buddha
wenn ich es doch eilig habe.“
„Du und dein Mister Clifton. Eines Tages wird er sich ein Eisengitter vor der Tür anbringen lassen, damit du ihm nicht mehr so leicht auf die Nerven gehen kannst.“
„Ich bin sein Freund!“ bemerkte Dicki beleidigt. Und weil ihm das noch ein bißchen zu wenig erschien, ergänzte er mit Nachdruck: „Sein bester Freund!“
„Nun, die enge Freundschaft wird spätestens dann aufhören, wenn Mister Clifton auszieht und Julie Young heiratet!“ sagte Mrs. Miller trocken.
Dicki, der neben seinem Vater saß, fuhr wie von einer Natter gebissen auf seinem Sitz herum.
„Was sagst du da, Mam? Mister Clifton will heiraten? Wann?“
„Von wann habe ich nichts gesagt!“ wehrte Dickis Mutter ab.
„Er hat dir kein Datum genannt, Mam?“ Die Besorgnis in Dickis Stimme amüsierte Fred Miller, während Mrs. Miller versicherte: „Nein, er hat kein Datum genannt!“
„Ehrlich nicht?“
„Ehrlich nicht!“
„Du schwörst es beim Leben aller schwarzen Katzen?“
„Ich schwöre es auch beim Leben aller graugetigerten Katzen.“
Dicki atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank!“ sagte er. „Jetzt habe ich aber wirklich einen Schreck bekommen... Ich meine, daß er Miß Julie heiraten will, das weiß ich ja, und ich mag sie ja auch. Trotzdem braucht er das ja nicht zu überstürzen!“
„Hast du das deinem Freund Perry schon gesagt... Ich meine, er muß ja wissen, woran er ist!“ ulkte Fred Miller und rutschte gerade noch bei Gelb über die Kreuzung.
„Nicht direkt. Aber Miß Julie... ich meine... ich habe...“ Dicki kam ins Stottern, und Verlegenheit belegte seine Stimme. Er wußte, daß er dummerweise wieder einmal Ungefragtes zugegeben hatte.
Mrs. Miller schien es für einige Atemzüge die Stimme verschlagen zu haben. Doch dann beugte sie sich nach vom, und noch bevor Dicki seinen Kopf in Sicherheit bringen konnte, hatte ihre Hand sein Ohr ergriffen.
„Dicki“, forschte sie, und ihrer Stimme hörte man das heranziehende Gewitter an, „du wirst Miß Julie doch nicht gesagt haben, daß sie es mit dem Heiraten nicht überstürzen soll, he!“
Fred Miller gab Gas, und die Fliehkraft ließ seine Frau, ihren Arm und Dickis Ohr samt Kopf nach hinten schießen.
„Au!!“ schrie Dicki.
„Tut mir leid! Hätte ich kein Gas gegeben, wäre uns der gelbe Volvo über den Kofferraum gefahren!“ entschuldigte sich Dickis Vater, während seine Mutter noch immer erbarmungslos sein Ohr zwischen den Fingern hielt.
Ein entwürdigender Griff für einen künftigen Detektiv, fand Dicki, und Trotz regte sich in ihm.
„Und wenn du mir das Ohr abreißt, Mam, ich sage keinen Ton mehr!“
„Ich reiße dir dein Ohr nicht ab! Was hast du zu Miß Julie gesagt?“
Großvater hätte für diese verflixte Situation bestimmt einen passenden Spruch zur Hand gehabt. So was wie: „Der Klügere gibt nach“ oder ähnliches. Aber ihm, Dicki, fiel wieder mal nichts ein. Wenn er noch lange mit so einem verdrehten Kopf dasitzen würde, bekäme er sicher Genickstarre. „Leide nur, wenn es gar nicht anders geht“, fiel ihm nun doch eine von Großvaters Weisheiten ein. Das war zwar nichts zum Lautsagen, aber zum Befolgen.
„Ich habe Miß Julie von euch erzählt!“
„Von uns???“ staunte Fred Miller mit drei Fragezeichen.
„Ja. Von Mam und dir!“
„Was haben wir mit Mister Clifton und Julie zu tun?“ wollte Dickis Mutter wissen. Die Neugier schien ihr etwas Kraft aus den Fingern zu nehmen. Dicki wußte das zu schätzen.
„Ich habe ihr erzählt, daß das Heiraten eine Sache sei, die gut überlegt werden müßte. Ihr zum Beispiel, habe ich ihr verraten, hättet vier Jahre lang überlegt.“
Während Mr. Miller nur einen etwas eigenartigen Grunzlaut von sich gab (das konnte natürlich auch mit der Verkehrslage Zusammenhängen), wurde Dickis Mutter plötzlich vom Schluckauf geschüttelt. Das kam vor, wenn sie etwas aufregte.
„Di — Dicki — du hast Miß Julie ge — gesagt, daß Dad und ich vier Jahre ver — verlobt waren?“
„Ja, Mam! Das ist doch nichts Schlimmes, oder?“ Dicki fühlte sein Ohr frei und begann es zu massieren. Das half gegen den Schmerz.
„Im Prinzip ni — nicht.“
Mrs. Miller schien Schreckliches zu ahnen.
„Es kommt nur darauf an, in welchem Zusammenhang man es sagt.“ Da ihre Stimme gegen Ende des Satzes neue Tätlichkeiten ahnen ließ, brachte Dicki seinen Kopf vorsichtshalber auf Sicherheitsabstand. „In welchen Zu — Zusammenhang hast du das ge —
Weitere Kostenlose Bücher