Der silberne Buddha
nur an Miß Julie Young gedacht. Als ob nicht auch tausend andere Leute Perry Clifton besuchen könnten.
Perry Clifton lächelte, während er hinter Dicki die Tür schloß. Und er schien wieder einmal hellzusehen: „Falls du mit dem Besuch auf Julie anspielst, die ist für drei Tage zu ihren Eltern nach Newport gefahren.“
„Auf die Insel Wight?“
„Ich nehme es an. Jedenfalls hat sie mir nichts davon gesagt, daß ihre Eltern umgezogen wären. Aber wir können sie ja fragen. Sie wollte zwischen acht und neun anrufen.“ Perry Clifton boxte Dicki freundschaftlich gegen die Schultern, und Dicki ließ sich in den Sessel plumpsen.
„Wie geht es deinem Großvater?“
„Gut. Wir haben heute seine letzten Sachen eingepackt. Ich glaube, Großvater ist froh, daß er aus London verschwinden kann.“
„Wäre ich auch an seiner Stelle. Wem ist es schon beschie-den, in ein so großes, schönes Haus am Meer zu ziehen.“
In Dickis Augen stand das ganz große Nachdenken. „Ich weiß nicht. Er ist manchmal ganz komisch, Mister Clifton. Er guckt die anderen immer an, als sei er glücklich darüber, sie nicht mehr sehen zu müssen.“
„Welche anderen? Willst du auch eine Tasse Tee?“
Dicki schüttelte den Kopf.
„Ich meine Mam, Dad, Tante Gwendolin, Onkel Gilbert, Tante Mary und Onkel Paul. Nur mir blinzelt er immer zu. Aber auch nur dann, wenn es die anderen nicht sehen. Ich glaube, der kann seine eigenen Kinder nicht mehr leiden!“ sponn Dicki den Faden zu Ende.
Perry Clifton lachte. „Du siehst die Sache zu pessimistisch. Ich glaube eher, daß er seiner Verwandtschaft beweisen will, daß er auch gut ohne sie auskommen kann.“
„Er hat heute was ganz Ulkiges gesagt...“
„Und was?“
„Daß er Handel mit Fisch treiben will. Das ganze Haus wolle er voller Fisch stellen. Onkel Gilbert war gleich stinkbeleidigt.“
„Und warum?“
„Er hatte zu Großvater gesagt, daß er und Tante Gwen ihn zu Pfingsten in Wilkesham besuchen kämen. Da hat Großvater in die Hände geklatscht und gemeint, daß sich das gut träfe. Da könne ihm Onkel Gilbert gleich beim Einrichten des Fischhandels behilflich sein und früh vom Hafen den Frischfisch holen. Onkel Gilbert war ganz grün im Gesicht. Ihm wird doch immer gleich schlecht, wenn er Fisch riecht.“
„Ein Teufelskerl, dieser alte Mann“, freute sich Perry Clifton, der Dickis Großvater in sein Herz geschlossen hatte und jenen Onkel Gilbert nicht ausstehen konnte. Eine Abneigung, die er mit Dicki teilte.
„Was hält er denn von deinem Besuch im Sommer?“
„Er hat mir schon erzählt, was wir alles unternehmen.“
„Und von Fischeverkaufen war nicht die Rede?“
Dicki verneinte und lauschte im gleichen Augenblick zur Tür.
„Da kommen Mam und Dad! Hoffentlich klingeln die nicht.“ Echte Besorgnis schwang in seiner Stimme. Schließlich war er ja noch gar nicht zum wirklichen Grund seines Besuchs gekommen. Er runzelte gespannt die Augenbrauen und atmete erleichtert auf, als die Gefahr vorüber war.
Perry Clifton nippte am frischaufgebrühten Tee und erkundigte sich dann: „Also, Dicki, was hast du heute entdeckt?“
Dicki bekam sofort glitzernde Augen.
„Ich saß heute bei Großvater und wickelte Teetassen in Zeitungspapier, und da dachte ich daran, wie wir in Schottland waren...“ begann er.
„Während du Teetassen in Zeitungspapier gewickelt hast, dachtest du an Catmoor? Eine seltsame Gedankenverbindung.“
„Das ist Zufall, Mister Clifton. Mam würde sagen: Schicksal. Ich sitze da, packe Zeug für Großvater ein, der nach Schottland zieht, denke an Schloß Catmoor, weil das auch in Schottland liegt, und finde in der Zeitung eine Meldung. Toll, nicht?“
„Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst, Dicki. Eine Zeitung lebt schließlich davon, daß sie Meldungen bringt.“
„Aber daß ich die Meldung gefunden habe, das ist doch das Wunder!“ versicherte Dicki dem köpf schüttelnden Mr. Clifton. Vorsichtig fischte er das zerknüllte Stück Zeitungspapier aus der Hosentasche. Es sah ziemlich ramponiert aus. Triumphierend hielt er es in die Luft.
„Welche Zeitung ist es denn?“
„Die Daily Mail von vorgestern! Soll ich vorlesen, Mister Clifton?“
„Nach dieser großartigen und geheimnisvollen Einleitung platze ich vor Spannung ja fast aus den Nähten. Also lies schon vor!“
Dicki strich den Fetzen glatt und begann, jedes Wort betonend, vorzulesen:
„Für die am 7. Juni im Hartford-Haus in Kensington beginnende
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