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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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gesagt, Dicki?“
    „Ich, Mam?“
    „Spreche ich mit Dad?“
    „Glaubst du, daß ich das noch weiß?“
    „Ich bin sicher, daß du es noch weißt. Also raus mit der Sprache, in we — welchem Zusammenhang!“
    „Achtung, ich muß bremsen!“ rief Fred Miller, nachdem seine Familie bereits mit Vehemenz nach vorn geflogen war.
    Dicki hoffte auf Ablenkung. „Hast du wegen dem Omnibus gebremst, Dad?“ fragte er scheinheilig.
    Fred Miller nickte.
    „Er fuhr rechts raus, ohne zu blinken!“
    „Vielleicht ist sein Blinker kaputt.“
    „Dicki!!!“
    „Ja, Mam?“
    „Ich warte immer noch auf eine Antwort!“
    „Ach...“ Also, wenn es ihm in Wilkesham gefiel, dann würde er vielleicht für immer dort bleiben. Sie würden noch mal froh sein, wenn...
    „Dicki!!“
    „Ich habe weiter nichts zu Miß Julie gesagt, als das, daß Mister Clifton gemeint hat, daß das mit den vier Jahren okay sei!“
    „Ein toller Satz!“ sagteDickis Vater.
    „Und daß er es, wenn er mal heiraten würde, auch so machen würde wie meine Mam und mein Dad.“
    Mrs. Miller schien mächtig beeindruckt. Allerdings anders, als es Dicki gern gesehen hätte. Sogar ihr Schluckauf war plötzlich weg.
    „Weißt du, Dicki, welche Leute für mich die schlimmsten sind?“
    Dicki schluckte nur. Jetzt kam sicher wieder was hinterhältig Kluges.
    „Das sind die, die sich in fremde Angelegenheiten mischen und solche, die halbe Wahrheiten aussprechen oder weitergeben! Ich schäme mich, daß mein Sohn Dicki zu dieser Sorte gehört! Er, der große Detektiv!“
    Sie lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster. Das war hart.
    Dicki konnte sich in diesem Augenblick selbst nicht leiden.
    Dabei hatte er doch die Wahrheit nur ein ganz kleines bißchen korrigiert. War es deshalb gleich nur die halbe Wahrheit? Und mischte er sich mit einem kleinen bißchen korrigierter Wahrheit in fremde Angelegenheiten? Fremd...? Perry Clifton war schließlich sein Freund!
    „Du bist ungerecht, Mam. Mister Clifton hat wirklich gesagt, daß...“
    „Daß er es gut findet, wenn sich zwei Menschen, die heiraten wollen, zuerst einmal ordentlich beschnuppern!“ vollendete Fred Miller. Er erinnerte sich an jenes Gespräch ebensogut wie Dickis Mutter.
    „Er hat nie gesagt, daß er vier Jahre schnuppern wollte!“ sagte sie. „Das ist deine ureigenste Erfindung!“
    „Okay, ich gebe es zu“, murmelte Dicki widerwillig.
    „Na, das ist doch schon was!“ freute sich der Vater und bog in die Rodwill Street ein.
    Dicki zog eine Grimasse. Die Vorstellung, daß Perry Clifton heiraten und wegziehen könnte, verursachte ihm fast körperliche Schmerzen. Warum ging das Wachsen und Älterwerden nur so langsam?!
    Großvater weg, Perry Clifton weg... lohnte es sich da überhaupt noch, in die Schule zu gehen?
    Dicki beschloß, über diese Frage gründlich nachzudenken. Zunächst aber wollte er das andere, das, was seine Mam gesagt hatte, von sich abstreifen.
    „Ich werde es Miß Julie sagen!“
    „Was willst du ihr sagen, Dicki?“ (Komisch, wie schnell sich Mütterstimmen in kürzester Zeit verändern können!)
    „Daß ich mit der Geschichte über die vier Jahre etwas übertrieben habe!“
    „Tut dein Ohr noch weh, Dicki?“
    „Mein Ohr?? Ach so, nein, ich merke nichts mehr.“
    „Ich habe wohl auch ein bißchen übertrieben. Ich meine das mit dem Ohr.“
    „Halb so schlimm, Mam.“
    Dicki spürte, wie sich sein angeschlagenes Selbstbewußtsein wieder zu Wort meldete. Wie ihn neuer Unternehmungsgeist, neue Erwartungsfreude und neuer Übermut erfüllten.
    Sein Freund (!!!) Perry Clifton würde staunen, was er da ausgegraben hatte.
    Die Räder standen noch nicht still, als Dicki schon die Beifahrertür öffnete, hinaussprang und davonschoß. Mit einem langgezogenen Spurt brachte er das Stück zur Haustür und die Treppenstufen zum fünften Stockwerk hinter sich.
    Atemlos knallte er die geballte Faust auf die Klingel. Und tatsächlich, fast hatte es den Anschein, als würde die Klingel eine Spur lauter rasseln.
    „Ich hätte einen alten Käse gegen einen neuen Rolls-Royce gewettet, daß das Klingeln von Dicki Miller stammt. Ist was passiert? Du bist ja ganz, außer Puste.“ Mit diesen Worten empfing ihn Perry Clifton.
    „Nicht direkt. Darf ich reinkommen, Mister Clifton?“
    „Seit wann bist du so vornehm und fragst vorher?“
    „Es könnte ja sein, daß Sie Besuch haben!“ Oh, da war es schon wieder. Dicki biß sich auf die Zunge. Natürlich hatte er bei dem Wort „Besuch“

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