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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Vorstellungen mit dem Stück eines russischen Klassikers ausverkauft.
    In den Räumlichkeiten des Erdgeschosses wurden Ausstellungen arrangiert. Vielfach waren es von Großstadt zu Großstadt ziehende Kunstausstellungen.
    Zuletzt zeigte man zweieinhalb Monate lang Wandteppiche aus Europa und dem Vorderen Orient.
    Diesmal nun sollte es Ostasien sein, angeregt von Sir Ernest Caven, dem Direktor des Hartford-Hauses, der selbst einen ausgezeichneten Ruf als Kenner des ostasiatischen Raumes besaß.
    Als Perry Clifton und Dicki Miller vor der Frontseite des Gebäudes in der Richmond Street eintrafen, hatten sie nach Dickis „Marschtabelle“ zwanzig Minuten Verspätung. Die Ursache lag in Miß Penelope Ladbroks nicht einkalkulierter „Tee-Stunde“, die sie seit Jahren in einem in der Nähe gelegenen ceylonesischen Restaurant verbrachte.
    Fast dreißig Minuten mußten sie auf die ältliche Miß warten.
    Als sie Perry Clifton erkannte, strahlten ihre Augen, und sie fragte ihn Löcher nach Miß Julie in den Bauch.
    Gerade so, als sei diese seit einem halben Jahr spurlos verschwunden und nicht erst seit wenigen Tagen verreist.
    In ihrer schon zur Gewohnheit gewordenen Zuvorkommenheit wollte sie dem Buddha sogar noch, trotz Perry Clif-tons Proteste, mit dem Silberputztuch zu Leibe rücken. Perry und Dicki waren direkt erleichtert, daß ihr Vorhaben durch das Auftauchen vier altertumsbeflissener Kundinnen vereitelt wurde.
    Wortreich und mit oft wiederholtem „Dankeschön“ verabschiedeten sich die beiden Detektive von Miß Penelope. Perry Clifton empfand dabei das unangenehme Gefühl eines schlechten Gewissens. Er verscheuchte es mit dem Vorsatz, Miß Penelope gleich nach Julies Rückkehr mit dieser zusammen zum Essen auszuführen.
    Dicki dagegen drückte, zufrieden kichernd, die in Packpapier eingewickelte, 33 Zentimeter hohe Figur an sich.
    Er glich fast einer jungen Mutter, die ihr neugeborenes Kind im Arm hält.
    „Ein toller Bau, was, Mister Clifton!“ stellte er fest, als sie die Stufen zum Portal des Hartford-Hauses hochstiegen.
    „Weißt du überhaupt, wer Henry Hartford war?“
    Dicki schüttelte den Kopf. Die Bildungslücke schien ihn überhaupt nicht zu beeindrucken.
    „Keine Ahnung. Ich weiß ja erst seit gestern, daß es ihn überhaupt gibt. War er vielleicht ein Seeräuber?“ kicherte er übermütig.
    „Sir Henry wird dir aus dem Grab böse Blicke zuwerfen, wenn du so von ihm sprichst!“
    Doch Dicki wußte sich zu verteidigen. Wie immer in solchen Fällen half William Miller.
    „Großvater sagt: Jeder dritte Mann, nach dem in unserem Land eine Straße benannt ist, war in Wirklichkeit ein Seeräuber/ Vielleicht ist es bei den Häusern ähnlich.“
    „Mister Hartford war kein Pirat, sondern ein erfolgreicher Kaufmann. Er richtete in Afrika und Südamerika große Handelsniederlassungen ein.“
    „Woher wissen Sie das alles?“ staunte Dicki.
    „Ich habe es heute morgen nachgelesen...“ Perry Clifton lächelte seinen kleinen Freund an und gestand: „Leider war mir Sir Henry bis gestern abend ebenso fremd wie dir. Aber man kann ja schließlich nicht jeden Engländer kennen!“
    Nachdem sie die schwere Eichentür passiert hatten, standen sie in einer weitläufigen Empfangshalle. Der Boden war mit toskanischem Marmor aus Carrara ausgelegt. Von den Wänden blickten mit Öl auf Leinwand gemalte finstere Gesichter, die in breiten, schwarzen Holzrahmen hingen. Wer wissen wollte, wer sie waren, mußte entweder mit einem Fernglas oder einer Lupe ausgerüstet sein. Anders war der Text auf den winzigen Messingtäfelchen kaum zu entziffern.
    Ein älterer Mann in Livrée kam ihnen entgegen. Auch er blickte ernst und freudlos drein.
    Erst als er sich ihnen bis auf zwei Meter genähert hatte, kam etwas Leben in seine Miene. Er wandte sich an Perry Clifton: „Bitte, Sir, kann ich Ihnen helfen?“
    „Ja“, der Detektiv nickte. „Wir kommen wegen der Ostasienausstellung und möchten gern Sir Ernest Caven sprechen.“
    Der Livrierte nickte huldvoll.
    „Ich werde Ihnen sagen, wo Sie Sir Ernest finden können.“ Sein rechter Zeigefinger zeigte auf eine breite, zweiflügelige Tür zwischen einem mürrischen Mann in Rüstung und einem anscheinend magenkranken Geistlichen mit einer Bibel in der Hand. Beide sahen sich über die Tür hinweg an, und dem Betrachter drängte sich die Vermutung auf, daß sich die beiden kannten, aber nicht grün waren.
    „Danke!“ sagte Perry Clifton.
    „Im Augenblick ist der

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