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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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für einen Verkäufer hielt. Was sonst könnte das „Oh“ bedeuten!
    „Vor vielen, vielen Jahren“, erklärte Sir Ernest Caven lächelnd, „war ich auch mal in einem Warenhaus tätig. Als Disponent.“
    Er erhob sich nun ebenfalls und streckte zuerst Perry Clifton, dann Dicki die Hand zum Abschied hin.
    „Ich hoffe, daß ich Sie zur Eröffnung der Ausstellung im Hartford-IIaus sehe. Die Eröffnung ist am nächsten Mittwoch.“
    „Um welche Zeit?“ erkundigte sich Perry Clifton.
    „10 Uhr werden die Türen geöffnet. Bis gegen 10 Uhr 30 werden die letzten offiziellen Gäste eingetroffen sein, so daß dann der erste umfassende Rundgang durch alle sieben Räume erfolgen kann.“
    „Können Sie das nicht auf den Nachmittag verlegen, Sir?“ wollte Dicki wissen.
    „Und warum?“
    „Na, ich habe bis 12 Uhr Schule!“
    „Nun, Dicki, die Eröffnungsfeierlichkeiten würden dich ohnehin nur langweilen. Am Nachmittag ist es sicher viel interessanter für dich, da kannst du hingehen und ansehen, was du willst.“
    „Hm... Am Vormittag werden wohl nur Reden gehalten, was?“
    „So ungefähr.“
    Dicki verzog seinen Mund zu einem Flunsch. Großvater hatte ihm mal erzählt, was er von Festreden hielt. Aber das würde er diesem vornehmen Sir Ernest lieber nicht auf die Nase binden, sonst war der am Ende noch beleidigt und unterschlug Dickis Namen auf dem Leihgabenschild.
    „Okay“. Er nickte. „Komme ich eben am Nachmittag!“
    „Großartig!“ sagte Sir Ernest und wandte sich noch einmal Perry Clifton zu.
    „Bitte richten Sie es so ein, daß Sie das Formular spätestens morgen abschicken.“
    „Geht in Ordnung, Sir!“
    Als Perry Clifton und Dicki Miller das Hartford-Haus verließen, ahnten sie nicht, welche aufregenden Ereignisse ihnen bevorstanden. Ihnen und den beiden Männern, die ihnen nachsahen. Dicki war noch damit beschäftigt, das widerspenstige Packpapier zu falten, in dem der Buddha eingewickelt gewesen war und das ihm Perry Clifton im letzten Augenblick unter den Arm gedrückt hatte, nachdem er bereits darüber hinweggestiegen war...

Sonnabend, 3. Juni, 20 Uhr 30

    Den ganzen Tag über war dieser Junitag ein Apriltag gewesen. Sozusagen eine Fehlschaltung des Wettergottes. Regen und Sonne, Blitz, Donner und Sturm hatten einander regelmäßig abgelöst.
    Jetzt aber, am Abend, schien es, als neigte sich ein warmer, fröhlicher Sommertag ohne Fehl und Tadel dem Ende zu.
    Kurz vor 20 Uhr 30 bog ein Taxi in die Moffles Street ein und hielt vor dem Haus Nummer 12. Es herrschte reger Betrieb hier im nicht gerade noblen West-End-Bezirk zwischen Oxford Street und Charing Cross Road.
    Der Fahrgast, ein großgewachsener Mann, der wie ein Gentleman gekleidet war, entlohnte den Taxifahrer. Er warf einen kurzen Blick auf den Trubel in der Straße und verschwand dann hinter einer Tür, über der auf einem Milchglasschild ein schwarzer Pferdekopf und der Name des Lokals zu lesen war: Black Horse.
    Der Mann trug einen hellen, leichten Sommermantel, der offenstand und einen Blick auf den eleganten Tweedanzug erlaubte. Die Melone auf dem Kopf und der zusammengerollte Schirm über dem linken Arm vervollständigten das Bild eines vornehmen Mannes, der ausgezogen war, um sich ein vergnügliches Wochenende zu machen.
    Er durchquerte den Schankraum, in dem man den Rauch hätte in Scheiben schneiden können, und wandte sich, ohne einen Blick auf Gäste und Zecher zu werfen, dem Tresen zu.
    „Hallo, Albert“, rief er dem Barkeeper zu, „sind meine Gäste eingetroffen?“
    Der Wirt, ein untersetzter, dicker Mann mit einem schwabbelnden Unterkinn und einem karierten Käppchen auf dem schütteren Haar nickte griesgrämig und zeigte mit dem ausgestreckten Daumen gegen die Decke.
    „Sind oben!“
    „Was ist es heute, Albert? Die Leber oder der Magen?“
    Der Dicke tippte sich an die rechte Wange. „Zahnschmerzen!“ lamentierte er. „Warum nur muß ausgerechnet ich Zahnschmerzen kriegen. Warum nicht Joly, meine Frau, oder ihre hinterhältige Schwester? Warum nicht mein Schwager Gary, der Briefträger, die Bullen von der Ecke oder du? Warum immer ich?“
    Der Neuankömmling musterte den Barkeeper betont mitleidig. „Bist schon arm dran, Albert, was? Es trifft immer die Anständigen und die Unschuldigen.“
    Der Dicke nickte. Ein Quentchen Mißtrauen war in seinem Blick, als er abzuschätzen versuchte, ob die Worte des Mitgefühls echt waren oder gespielt.
    „Gib mir den Apparat, Albert!“ Der Besucher streckte seine Hand

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