Der silberne Buddha
Vielleicht gelingt mir da ein Abstecher in den Keller.“
„In den Keller?“ wunderte sich Penny Nichols. „Was willst du denn im Keller?“
„Von den Fenstern des Hochparterres sind achtzehn vergittert. Also nur ganze drei ohne Eisen. Davon gehen zwei zur stark beleuchteten Hobson Street.“
Mac Withney nickte versöhnt. „Tut mir leid, Gordon, wenn ich eben Zweifel hatte. Du scheinst dich ja wirklich schon gründlich umgesehen zu haben. Was ist mit dem dritten Fenster?“
„Ich habe keine Ahnung, zu welchem Raum es gehört, ich weiß nur, daß es zur Richmond Street hinaus geht. Es ist für uns also der einzig mögliche Zugang.“
„Gibt’s denn keine Hintertüren oder Nebeneingänge? Du weißt ja, so leicht widersteht mir kein Schloß.“
„Doch, die gibt’s, Penny. Insgesamt vier. Sie sind allesamt aus Stahl und ohne Außenarmatur. Das heißt, sie sind nur von innen zu öffnen. Doch laßt euch erklären, wie ich mir, falls wir keinen anderen Zugang finden, den Weg vorgestellt habe. .
Der kleine Mann im farblosen Trenchcoat und mit der tief ins Gesicht gezogenen Mütze stand nach wie vor im Schatten des Lieferwagens. Nicht eine Sekunde lang hatte er die Tür zum Lokal aus den Augen gelassen. Nur einmal waren seine Augen höher gehuscht. Das war, als hinter einem Fenster des ersten Stockes Licht eingeschaltet und ein Vorhang vorgezogen worden war. Er stand so starr und bewegungslos da, daß ihn ein oberflächlicher Betrachter für eine zufällig stehengelassene Schaufensterpuppe hätte halten können. Als er einmal versehentlich von einem Passanten gerempelt wurde, hielt er es nicht einmal für nötig, sich nach der Ursache der Karambolage umzusehen. In diesem Augenblick schlug es von irgendwoher 21 Uhr...
Gordon Drake war zum Ende mit seiner Beschreibung des im Augenblick einzig möglichen Weges in das Hartford-Haus gekommen und sah seine beiden so unterschiedlichen Komplicen fragend an.
Während der 25jährige Mac Withney nichts gegen Gordons Plan einzuwenden hatte, schien die Kletterroute den 62jährigen Penny Nichols doch mit Bedenken zu erfüllen.
„Weißt du, Gordon, wäre ich zehn oder zwanzig Jahre jünger, würde mir die Kletterei nicht viel ausmachen, aber so ..
„Eine Strickleiter mit hölzernen Sprossen ist doch so gut wie eine Treppe. Außerdem hetzt uns niemand. Der Schatten des Baumes liegt genau über dem Fenster. Und wenn wir nach zwei Uhr einsteigen, besteht wenig Gefahr, von jemandem entdeckt zu werden.“
„Gibt es einen Hausmeister in diesem Hartford-Haus?“ wollte Mac Withney wissen. Gordon Drake bejahte.
„Er muß im Dachgeschoß wohnen. Dort habe ich die einzigen Fenster mit Gardinen entdeckt.“
„Die goldene Figur, von der du vorhin gesprochen hast, um was handelt es sich dabei?“
„Es ist ein Buddha, Mac!“
„Oh, ein Buddha...“ wiederholte Mac Withney überrascht, und im gleichen Moment zuckten er und Gordon Drake erschrocken zusammen. Penny Nichols war plötzlich aufgesprungen.
„Jetzt weiß ich es wieder, Gordon!“ stieß er heiser vor Aufregung hervor. „Jetzt, wo du Buddha gesagt hast, weiß ich es wieder. Ein Chinese war’s!“
„Ein Chinese war was, Penny?“
„Na das, was ich vergessen hatte. Als du bei mir warst, am Dienstag war es... Ich sah dir nach, und dabei habe ich das Schlitzauge gesehen. Er stand in dem Ladeneingang von Blaxton. Das ist der Zigarrenladen neben der Wäscherei, für die ich freitags Wäsche ausfahre. Der Laden ist zur Zeit geschlossen. Er wäre mir vielleicht gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht automatisch dorthin sehen würde, wenn ich meinen Kopf aus dem Fenster stecke. Er nahm eine Zeitung vor das Gesicht... und dann... dann ist er hinter dir her.“
„Sieh mal einer an“, sagte Gordon Drake. In seine Augen war ein nachdenklicher Zug getreten.
„Vielleicht hast du den Frosch doch unterschätzt, Gordon!“ meldete sich Mac Withney, ebenfalls beunruhigt, zu Wort.
„Nein!“ Drake schüttelte heftig den Kopf. „Ich glaube nicht, daß das was mit Wilson zu tun hat...“
„Aber du hast einen Verdacht, was?“ vermutete Penny Nichols, erleichtert darüber, daß ihm so was Wichtiges gerade noch zur rechten Zeit eingefallen war. Gordon Drake sah Nichols und Withney an.
„Ich sollte euch sagen, wer mein Auftraggeber ist. Ein Koreaner namens Cheng. Er wohnt auf einem Frachter, der augenblicklich in den Docks liegt.“
„Du glaubst, es könnte was faul an dem Auftrag sein?“ Penny Nichols schien sehr
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