Der silberne Buddha
ihn auf: „Bitte, Sir, stellen Sie die Alarmanlage wieder an!“
Caven tat es wie in Trance. Bevor sie den Saal verließen, empfahl Clifton: „Es wäre gut, wenn Sie sich nichts anmerken ließen, Sir. Es könnte sonst jemand auf dumme Gedanken kommen!“
Sir Ernest nickte, richtete sich auf und zog ein Gesicht, als ginge er zu seiner eigenen Hinrichtung. Schulterzuckend folgte ihm der Detektiv. Glücklicherweise befand sich Cavens Büro direkt gegenüber von Saal drei, so daß sie keinen langen Weg zurückzulegen hatten.
Ernest Caven ließ sich schwer in seinen Schreibtischsessel fallen. Daß die Kriminalität nicht vor dem Hartford-Haus haltmachte, schien ihm unfaßbar. Er mühte sich, seine Fassung wiederzugewinnen.
Perry Clifton versuchte ihm dabei zu helfen. „Sir, Sie müssen die Dinge nehmen, wie sie sind. Ich möchte Ihnen versichern, daß Sie mit meiner Unterstützung rechnen können.“
Sir Ernest probierte ein dankbares Lächeln, doch es wurde mehr eine Grimasse der Verzweiflung.
„Ich danke Ihnen!“ erwiderte er mit heiserer Stimme, „aber ich glaube kaum, daß Sie mir helfen können. Es führt kein Weg daran vorbei, daß ich die Polizei verständigen muß. Und in dem Augenblick, wo die Polizei mit ihren Nachforschungen beginnt, ist auch die Presse da.“ Allein diese Vorstellung ließ ihn erschauern und trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn. „Presse aber bedeutet, daß ganz London, ganz England erfährt, was im Hartford-Haus geschehen ist.“ Er preßte sich die Faust gegen die Brust.
„Er hält das Hartford-Haus für den Nabel der Welt!“ durchfuhr es Perry Clifton.
„Man wird mir Leichtsinn vorwerfen!“ fuhr Caven sich selbst anklagend fort. „Und vielleicht war ich leichtsinnig. Aber wobei, womit, Mister Clifton? Was könnte ich falsch gemacht haben?“
„Niemand wird Ihnen Leichtsinn oder Leichtfertigkeit vorwerfen, Sir. Sie haben doch alles zur Sicherheit der Ausstellungsstücke getan.“
Caven schüttelte heftig den Kopf. „Ich hätte nicht nur am Tag, ich hätte auch in der Nacht Wachen in den Sälen postieren sollen. Der Hausmeister wohnt oben unter dem Dach, das ist viel zu weit weg. Das ist...“ Er mußte husten, weil er sich vor Aufregung verschluckt hatte.
Perry Clifton beugte sich vor. „Hören Sie, Sir, wir haben noch etwas Zeit. Niemand braucht vorerst davon zu erfahren, daß der goldene Buddha verschwunden ist. Auch nicht die Polizei!“
Caven riß die Augen auf. „Das ist unmöglich, Mister Clifton.“
„Geben Sie mir eine Woche Zeit, Sir Ernest!“ beschwor Clifton den Direktor, der ihn daraufhin ansah, als sei er ein Gespenst.
„Wozu eine Woche Zeit?“
„Um den Fall aufzuklären!“
„Sie wollen den Fall aufklären? Sie, Mister??“
„Ich bin Detektiv, Sir!“
„Sie sind Detektiv?“ wiederholte Caven verständnislos. „Ja!“
„Aber ich habe doch in einem Kaufhaus angerufen. Sie arbeiten doch bei Johnson & Johnson!“
„Ich bin dort Chef der Detektivabteilung!“
„Oh“, machte Sir Ernest, und ein Funke der Hoffnung trat in seine Augen. Doch er verlosch schnell wieder.
„Es ist ein Unterschied, ob man es mit kleinen Kaufhausdieben oder mit richtigen Verbrechern zu tun hat.“
Perry Clifton konnte, trotz des Ernstes der Situation, ein flüchtiges Lächeln nicht unterdrücken. „Es gibt auch auf dem Gebiet des Warenhausdiebstahls wahre Genies, Sir! Und zum anderen möchte ich Ihnen versichern, daß ich auch schon größere Fälle aufgeklärt habe. Meist in Zusammenarbeit mit Scotland Yard. Sie können mir also vertrauen.“ Wieder flackerte bei Sir Ernest Hoffnung auf.
„Aber der Besitzer des goldenen Buddhas...“ er stockte.
„Es handelt sich um einen gewissen Mister Wang Yin. Was ist das für ein Mann?“
„Er ist Sekretär in der koreanischen Botschaft. Ein sehr gebildeter und sympathischer Mann. Wie aber wird er reagieren, wenn er erfährt, daß ich nicht sofort die Polizei verständigt habe?“
„Für den Fall, daß ich es für notwendig halte, werde ich mich mit ihm in Verbindung setzen. Eine Woche, Sir... Nehmen Sie mein Angebot an!! Noch sind wir im Vorteil, noch weiß die andere Seite nicht, daß wir bereits hinter den Schwindel gekommen sind.“
Es schien Sir Ernest doch eine Menge Überwindung zu kosten. Schließlich gaben die Gedanken an Polizei und Presse den Ausschlag.
„Gut, Mister Clifton, ich will es versuchen. Dabei weiß ich schon jetzt, daß ich keinen Tag dieser Woche auch nur ein Auge zutun
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