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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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für Seite umzublättern. Längere Zeit war nur das Geräusch raschelnden Papiers zu hören. Und mitten hinein in diese unnatürliche und beklemmende Stille klopfte es. Caven fuhr zusammen. Dann rief er: „Herein!!“
    Es war Mister York, dem man die Bestürzung deutlich ansah.
    „Um Gottes willen, Mister York, was ist nun schon wieder?“
    „Ich... ich... ich bin ja kein Fachmann“, stotterte der grauhaarige Mann, „deshalb ist mir das auch nicht aufgefallen. Die chinesische Turteltaube ist verschwunden, Sir... verschwunden!“
    „Sie meinen entflogen?“ fragte Caven und schien erleichtert. Einen exotischen Vogel zu ersetzen war schließlich ungleich problemloser wie die Wiederbeschaffung des goldenen Buddhas.
    „Nein, Sir, nicht entflogen. Sie ist nur, wie ich schon sagte, verschwunden. In dem Käfig, wo sie war, sitzt ein ganz gewöhnlicher Kanarienvogel. Ich hörte, wie Besucher sagten, daß der Kanarienvogel unter die übrigen exotischen Vögel passe wie ein Gänseblümchen unter Orchideen. Da habe ich Steven Wadding geholt, und der hat mir dann gesagt, daß sich in dem Käfig vorher eine chinesische Turteltaube befunden habe.“
    Er sah ratlos von Sir Ernest zu Perry Clifton und wieder zurück. Und entschuldigend fügte er hinzu: „Ich kenne mich bei den Vögeln nicht so aus. Außerdem ist Saal drei ja das Revier von Case.“
    Caven winkte ab. „Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, Mister York. Ich werde der Sache nachgehen. Wahrscheinlich liegt hier nur ein Irrtum vor.“
    Alec York atmete auf. So, als sei er von einer schweren Last befreit. Und er hatte es eilig, aus dem Zimmer zu kommen.
    Als er verschwunden war, erkundigte sich Clifton: „Glauben Sie wirklich an einen Irrtum, Sir Ernest?“
    „Sie meinen wegen der Taube?“
    „Ja!“
    „Es könnte doch sein, daß die Zoohandlung den Vogel kurzfristig umgetauscht hat. In diesem Fall wüßte Mister Case Bescheid, weil der ja für den Saal verantwortlich ist. Warum fragen Sie?“
    „Nur so!“ Perry Clifton hielt es für verfrüht, über eine vielleicht harmlose Begebenheit zu sprechen. Sie saßen noch eine halbe Stunde zusammen, währenddessen Perry Clifton Caven noch eine Reihe von Fragen stellte. Und er machte sich über dessen Antworten Notizen. Zuletzt schob er ihm eine schmale Visitenkarte hin.
    „Bitte, rufen Sie mich an, wenn sich irgend etwas ereignet oder wenn Sie etwas erfahren, was für meine Ermittlungen wichtig sein könnte. Ab 19 Uhr erreichen Sie mich in meiner Wohnung.“
    „Soll ich Sie auch anrufen, wenn Mister Case auftaucht?“
    „Ja. Denn sicher hat er in diesem Fall eine einleuchtende Erklärung für sein Verschwinden. Es könnte auch sein, daß sich die Diebe bei Ihnen melden.“
    „Die Diebe? Ist das Ihr Ernst, Mister Clifton?“
    „Es wäre immerhin möglich, daß sie gegen ein Lösegeld die Rückgabe der Statue anbieten. Ein solcher Handel ist schon des öfteren versucht worden.“
    Der Direktor des Hartford-Hauses schüttelte sich voller Abscheu. Und mit einem Gesicht, als klage er Perry Clifton jenes unmoralischen Handels an, beteuerte er: „Die Hartford-Haus-Stiftung könnte nicht mal ein einziges Pfund bezahlen, Mister Clifton!“

Der Fall Case oder ein Mosaikstein?

    Perry Cliftons ursprüngliche Absicht, sofort zum Viktoria-Hospital weiterzufahren, ließ sich nicht verwirklichen. Als er seinen Vertreter bei Johnson & Johnson, Hank Murphy, anrief, um ihm zu sagen, daß er später als beabsichtigt zurückkäme, sagte ihm Murphy, daß er sofort zurückkommen müsse. Die Direktion habe für 13 Uhr eine Konferenz der Abteilungschefs anberaumt. „Es ist besser, wenn du selbst dabei bist, Perry. Man tut sehr geheimnisvoll.“
    „Hast du eine Ahnung, um was es geht, Hank?“ Clifton war etwas verstimmt, obwohl er natürlich wußte, daß sein Hauptberuf Vorrang hatte.
    Hank Murphy druckste ein bißchen verlegen herum. Dann flüsterte er ins Telefon: „Man munkelt, daß die Sitzung nur ein Thema hat: Warenhausdiebstähle. Ich glaube, es liegt sogar ein Dossier von Scotland Yard vor.“
    Perry Clifton lächelte. Wenn Hank sagte, „man munkelt“ oder „ich glaube“, konnte man sicher sein, daß es sich um Tatsachen handelte. Nicht umsonst war Paula Hattling seine Freundin. Oder wie sich Hank ausdrückte: sein Weisheitszahn. Miß Hattling fungierte als zweite Sekretärin von Sir Adam Walker, dem Präsidenten und geschäftsführenden Direktor von Johnson & Johnson.
    „Okay, Hank, ich komme. Und vielen Dank für

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