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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Sicherheit wiegen. Und was Case anbetrifft, so scheint auch er die Welt nicht mehr zu verstehen. Er erhielt am Sonnabend den Besuch eines Mannes, der sich Han Moon nannte und wahrscheinlich ein Koreaner ist. Dieser Han Moon behauptete von sich zweierlei: Zum einen, daß er Inspektor bei Scotland Yard sei, und zum anderen, daß Sie ihn geschickt hätten.“
    Caven riß die Augen auf. „Ich??“ rief er und machte eine erschrockene Handbewegung.
    Um Haaresbreite hätte er dabei seine Teetasse vom Tisch gewischt.
    „Dieser Han Moon“, fuhr Clifton fort, „übergab Case hundert Pfund aus der Kasse des Hartford-Hauses als Reisegeld.“ Entsetzt, ja geradezu ängstlich lauschte Ernest Caven den Worten Cliftons, der ihm die ganze Geschichte, so wie sie ihm von Albert Case erzählt worden war, berichtete. Als der Detektiv geendet hatte, fragte er verstört und verständnislos: „Wenn das alles stimmt, Mister Clifton, so frage ich Sie, wozu hat man Mister Case fortgeschickt? Warum zum Beispiel nicht Mister York oder Mister Wadding?“
    „Welcher der Leute war für Saal drei verantwortlich?“
    „Mister Case natürlich!“
    „Da haben Sie die Antwort auf Ihre Frage. Der silberne wie auch der goldene Buddha stehen, beziehungsweise standen in Saal drei.“
    Caven zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich verstehe trotzdem nicht, worauf Sie hinauswollen. Ich nehme an, Sie haben eine bestimmte Theorie — oder?“
    „Ja. Wenn Case nichts mit dem Diebstahl zu tun hat, was ich übrigens als sicher ansehe, dann gibt es nur eine logische Erklärung: Man wollte Case in Verdacht bringen. Grund: Die alte Gaunerdevise, daß ein falsch Verdächtigter die sicherste Methode ist, um die Polizei für eine Weile von den Spuren der wirklichen Täter abzuhalten.“
    „Und das alles, um einen Buddha zu stehlen...“ Caven verzog angewidert das Gesicht.
    „Um auf meinen Vorschlag zurückzukommen, Sir Ernest. Sollte mein Besuch morgen bei diesem Mister Nichols erfolglos sein, bin ich bereit, ebenfalls morgen mit Mister Yin Kontakt aufzunehmen. Auch mit Freunden bei Scotland Yard werde ich dann sprechen.“
    Caven wand sich: „Und was soll ich der Versicherung sagen?“
    „Bis morgen abend gar nichts. Am Donnerstag werden wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Übrigens noch eine Frage, Sir Ernest. Wie sieht Mister Wang Yin aus?“
    „Oh, er macht einen sehr guten Eindruck.“
    „Ich meine jetzt mehr sein Äußeres. Ist er groß und schlank, klein und schlank oder vielleicht breit und eckig?“
    Ernest Caven blickte nachdenklich an Clifton vorbei. So, als stünde die Person, um die es ging, hinter dem Detektiv. „Nein“, sagte er endlich. „Direkt als schlank würde ich ihn nicht bezeichnen. Eher untersetzt.“
    „Hat er vielleicht Ähnlichkeit mit einem Boxer oder Ringer?“ Caven sah irritiert auf. „Boxer oder Ringer?“ wiederholte er, und man sah ihm an, daß ihm diese Fragen Unbehagen bereiteten. „Ich weiß nicht, warum Sie das fragen, aber Mister Yin erinnert mich weder an einen Boxer noch an einen Ringer. Wer sieht denn so aus?“
    „Ein Mann, der in unserer Geschichte eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Zum Beispiel die Rolle des falschen Inspektors Han Moon.“
    Ernest Caven fuhr auf, Entrüstung in den Augen. „Sie glauben doch nicht, daß Mister Yin etwas mit dem Diebstahl zu tun hat. Er als der Besitzer.“
    Perry Clifton verschwieg, was er in diesem Augenblick dachte.
    „Kein Grund zur Aufregung, Sir“, beschwichtigte er den Direktor. „Aber in einem solchen Fall ist jeder verdächtig. Zumindest solange, bis nicht das Gegenteil bewiesen ist.“
    Mit einem Lächeln erhob er sich...

Ein Mittwoch, der so alltäglich begann...

    Hinter Perry Clifton lag eine unruhige Nacht. Zuerst hatte er nicht einschlafen können, und als ihm das endlich gelungen war, wurde er von schrecklichen Träumen geplagt.
    Noch während er frühstückte, teilte er sich den Tag ein. Diesen Nichols würde er am besten in der Mittagszeit aufsuchen. Vorher mußte er allerdings noch in die Santley Street nach Brixton fahren, um im Vogelhaus Taggerty durch möglichst unauffällige Fragen an die Adresse dieses Penny Nichols zu kommen.
    Es gehörte zum typischen Alltag, daß sein Wagen wieder einmal blockiert war. Diesmal wurde sein Wegfahren von einem Lieferwagen der First Tyburn Expreß verhindert, einer chemischen Reinigung, deren Fahrzeuge zweimal wöchentlich die Runde machten. Erfahrungsgemäß dauerte das Warten nie länger als

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