Der silberne Buddha
Wangen stieg, „hinsetzen!“ zischte sie. Die Blonde, die bereits Platz genommen hatte, schoß daraufhin nach oben.
„Ich würde Sie gern mit Ihrem Namen ansprechen, meine Dame“, sagte Perry Clifton umgänglich zu der Schwarzhaarigen. „Würden Sie mir dabei behilflich sein?“
„Ich bin Missis Cromwell!“ fauchte Mrs. Cromwell, und sie machte einen Schritt auf Clifton zu. „Und ich verlange auf der Stelle, daß ich meinen Anwalt anrufen kann!“ Mit einem gehässigen Seitenblick auf Stankey schloß sie, zu Clifton gewandt: „Und Sie sollten den Zoologischen Garten anrufen. Sicher wird man dort inzwischen bemerkt haben, daß dieses Ungetüm entwichen ist.“
Die Blonde schwieg noch immer. Sie schien nicht einmal zu bemerken, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen.
„Bitte, meine Damen, versuchen Sie sich in unsere Lage zu versetzen“, nahm Clifton den Faden wieder auf. „Da wird eine Frau beobachtet, die einen Diebstahl begeht. Wie sie das Diebesgut einer Kontaktperson zusteckt. .
„Ich habe noch nie etwas gestohlen!“ unterbrach die Blonde schluchzend.
„Dürfte ich bitte auch Ihren Namen erfahren?“
„Ich... ich bin Missis Long. Kathie Long!“ erwiderte sie von Schluchzen geschüttelt. „Noch nie...“
„Das Dumme ist oder besser war, daß die Diebin so ungünstig stand, daß nicht genau zu erkennen war, welcher Person die diebische Hand gehörte.“
Mrs. Cromwell stieß ein schrilles Lachen aus. Dann schrie sie voller Grimm: „Ich habe es nicht nötig zu stehlen. Wenn ich etwas haben möchte, kaufe ich es mir!“
„Ich weiß, daß eine von Ihnen unschuldig ist, und ich werde mich bei der betreffenden Lady auch in aller Form entschuldigen. Damit das jedoch geschehen kann, möchte ich Sie bitten, mir zu helfen!“
„Bitte“, schluchzte die Blonde wieder, „lassen Sie mich gehen. Ich werde doch zu Hause erwartet.“ Mrs. Cromwell legte ihrer Leidensgefährtin den Arm auf die Schulter. Zornig sprach sie dabei: „Weinen Sie nicht, wir sind unschuldig. Mein Rechtsanwalt wird diesen Typen eine Klage anhängen, daß ihnen die Augen tränen. Vielleicht stecken die mit den wirklichen Dieben sogar unter einer Decke und suchen jetzt nur ein paar Dumme...“
Sam Stankey holte schnaufend Luft. Man sah es ihm an, daß er die schwarzhaarige Mrs. Cromwell am liebsten gepackt und geschüttelt hätte, doch Clifton winkte ihm beschwichtigend zu.
„Wollen Sie sich nicht doch setzen, Myladies?“
Mrs. Long sank auf ihren Stuhl. Mrs. Cromwell dagegen verharrte in ihrer Stellung.
„Gehen wir den Sachverhalt noch einmal in aller Ruhe und Sachlichkeit durch. Sie beide standen allein vor der Schmuckvitrine. Sie nahmen Gegenstände heraus, betrachteten sie und stellten sie wieder zurück. Keine von Ihnen beachtete dabei sonderlich die andere. Wie sollten Sie auch wissen, daß sich eben diese andere auf Diebestour befand und eine günstige Gelegenheit abwartete. Diese Gelegenheit kam, als Miß Realling für einen Augenblick wegsah. Unauffällig, mit dem Geschick der Berufsdiebin ließ sie die kleine Schmuckuhr aus der Vitrine verschwinden und in die Hand der Kontaktperson gleiten. Blitzschnell, viel geübt und routiniert.“
Der schwarzhaarigen Mrs. Cromwell schien es buchstäblich die Stimme verschlagen zu haben. Mit offenem Mund starrte sie Perry Clifton an. „Sie haben natürlich nicht die leiseste Ahnung“, sagte der und lächelte sie an. Da kam wieder Leben in sie. Ihre Stimme klang jetzt rauh und beunruhigt. Die Aggressivität war wie weggeblasen. Sie nickte. „Ich habe wirklich keine Ahnung... Bei dem, was Sie da sagen, kann einem ja direkt angst und bange werden.“ Sie fuhr sich über die Augen, und plötzlich saß sie ebenfalls auf dem ihr zugedachten Stuhl.
Mrs. Long kämpfte noch immer gegen ihre Tränen an. Während sie sich die Augen mit einem Batisttüchlein abtupfte, schickte sie bange Blicke zu Perry Clifton hin, der sich in diesem Augenblick noch einmal Mrs. Cromwell zuwandte.
„Sie wissen also nichts von der Kontaktperson?“ fragte er. Sie schüttelte nur stumm den Kopf.
„Und Sie, Missis Long? Konnten Sie etwas Verdächtiges bemerken?“
„Nein“, hauchte sie. „Ich habe den Mann noch nie zuvor gesehen.“
„Sind Sie dessen ganz sicher?“ forschte der Detektiv.
„Ja, ganz sicher.“
Perry Clifton erhob sich. Der dunkelhaarigen Frau zugewandt, verbeugte er sich zuvorkommend. „Missis Cromwell, ich möchte Sie hiermit in meinem und auch im Namen des Hauses
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