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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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haben wir uns redlich verdient. Oder hat jemand was dagegen?“
    Cavens Butler war ein kleiner, korpulenter Mann mit wasserhellen Augen und einem so korrekten Mittelscheitel, daß man kaum der Versuchung widerstehen konnte, hinzugreifen, um zu kontrollieren, ob das Wunderwerk von hundertzwanzig Haaren auch wirklich echt oder nur auf die Glatze aufgemalt war. (Es war echt!)
    Perry Clifton wollte gerade seinen Namen nennen, als ihm der Butler diese Arbeit auch schon abnahm: „Sie sind sicher Mister Clifton, Mister Clifton?!“ säuselte seine vornehme Stimme, die so richtig zum Scheitel paßte. Der Detektiv tat erstaunt und zwinkerte seinem Gegenüber zu. „Das muß Ihnen jemand verraten haben!“ Der Butler musterte Clifton mit unbewegter Miene und verbeugte sich dann. „Sehr wohl. Sir Ernest hat mich über Ihre Ankunft informiert. Würden Sie mir bitte folgen, Sir!“
    Perry Clifton folgte. Und er ertappte sich dabei, als er versuchte, den vornehmen Watschelgang des vor ihm schreitenden Butlers zu kopieren.
    Sir Ernest kam ihm ernst und unruhig und mit ausgestreckten Händen entgegen. Er sagte eine Reihe höflicher Begrüßungsworte und führte den Detektiv dann in sein Arbeitszimmer, das, angefangen von der Tür, über die Wände bis hin zur Decke holzverschalt war und eine anheimelnde Atmosphäre ausstrahlte.
    Caven nötigte Clifton in einen der herumstehenden Ledersessel, in dem zusammen mindestens auch ein Großvater, eine Großmutter und zwei Enkel Platz gefunden hätten, und fragte ihn, ob eine Tasse Tee angenehm wäre.
    Perry Clifton lag schon auf der Zunge zu sagen, daß ihm noch der letzte Tee gegen die Magenwände schwappte, doch er verkniff sich diese unfeine Bemerkung und nickte überschwenglich.
    Daraufhin bediente der Hartford-Haus-Direktor in einem ganz bestimmten Rhythmus einen Knopf auf seiner Schreibtischplatte. Einen Augenblick lang war Perry Clifton geneigt zu glauben, daß sich nun irgendwo eine geheime Klappe öffnen und zwei Tassen Tee zum Vorschein kommen würden. Statt dessen baute sich Sir Ernest vor ihm auf und fragte nervös: „Wollen Sie beginnen, oder soll ich...?“
    Als Perry Clifton nicht gleich antwortete, wedelte er mit beiden Armen, ähnlich einem flügelschlagenden Schwan. „Na gut, am besten, ich beginne!“ rief er ungeduldig, warf Clifton einen nachdenklich-forschenden Blick zu und ließ sich dann ebenfalls in einen Sessel fallen.
    Seine Stimme klang belegt, als er anhub: „In der Regel bin ich ein Mensch, der alles Unzuverlässige haßt! Dazu zähle ich auch das Nichteinhalten eines gegebenen Wortes. Sie können sich vorstellen, wie mir zumute ist, wenn ich nun selbst gegen meine Grundsätze verstoßen muß.“ Er nahm die blitzende Brille zwischen die Finger und begann sie zu putzen, als läge der Schmutz von Monaten auf den Gläsern.
    Perry Clifton schwieg noch immer. Dabei tat er, als übersähe er Cavens hilfesuchenden Blick. Für ihn gab es nicht den geringsten Zweifel daran, worauf dieser hinauswollte. Schulterzuckend und mit einem schicksalergebenen Seufzer fuhr Sir Ernest fort: „Ich hatte Ihnen für Ihre Untersuchung eine Woche Stillschweigen zugesagt.“
    Perry Clifton nickte.
    Caven weiter: „Mein Anwalt...“ Es klopfte. „Ja?“ rief er gereizt.
    Der kleine, rundliche Butler schob sich mit einem Tablett ins Zimmer. „Der Tee, Sir!“ meldete er in einem Tonfall, als kündige er das Eintreten der Königin an.
    „Ja, ja, Ernest!“ winkte Sir Ernest voller Ungeduld und ließ seinen Butler merken, daß er im ungünstigsten Moment kam. Dieser wiederum bedachte dafür Perry Clifton, als den vermeintlichen Urheber dieser schlechten Laune, mit einem strafenden Blick.
    „Hat sich nun Sir Ernest einen Butler mit dem Namen Ernest gesucht — oder hat sich der Butler einen Dienstherrn namens Ernest gewählt?“ überlegte der Detektiv und beschenkte den „Mittelscheitel“ mit einem freundlichen Lächeln.
    „Wo war ich stehengeblieben?“ fragte Sir Ernest, nachdem Ernest der Zweite das holzgetäfelte Gemach verlassen hatte.
    „Bei Ihrem Anwalt, Sir!“ half Perry Clifton.
    „Richtig. Mein Anwalt hat mir dringend empfohlen, Mister Wang Yin über den Diebstahl zu informieren, ebenso die Versicherung. Zu letzterem habe ich Ihnen den Hauptgrund bereits am Telefon erläutert. Ja...“ Er suchte verlegen nach den richtigen Worten. „Was ich Ihnen noch nicht gesagt habe, ist, daß ich der Versicherung am heutigen Spätnachmittag Meldung gemacht habe.“ Die

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