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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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entdeckte.
    „Hier bin ich!“ rief der Yard-Inspektor, der der einzige Gast zu sein schien.
    „Man hätte dich in dem Trubel hier glatt übersehen können“, ulkte Clifton, und eine lebhafte Begrüßung schloß sich an. Seit über zwölf Jahren kannten sich die beiden Männer. Ein Dutzend ereignisreicher Jahre, in denen sich eine herzliche Freundschaft entwickelt hatte.
    Skiffer sagte: „Als ich kam und die gähnende Leere sah, habe ich gefragt, ob ich vielleicht einen Ruhetag störe, aber da meinte der Kellner, daß der richtige Betrieb erst gegen 18 Uhr einsetze.“
    „Dann haben wir ja noch Zeit. Hast du denn schon was bestellt?“
    „Ich wollte auf dich warten. Es duftet so verdammt vielversprechend. Ob es schon was zum Futtern gibt?“
    „Sicher, wozu wären solche Lokale sonst da. Frag den Kellner!“ antwortete Clifton und deutete zur Seite, wo ein junger, wischtuchschwingender Mann auftauchte.
    „Möchten Sie bestellen, Gentlemen?“
    „Ich nehme zum Anfang einen Tee!“ nickte Perry.
    Scott Skiffer klopfte auf die fünfmal gefaltete, ein Meter zwanzig lange Speisekarte. „Was ist davon schon zu kriegen?“
    „Alles, Sir. Bis auf die Spaghettigerichte. Da müßten Sie zehn Minuten warten.“
    „Hm“, machte Skiffer, doch der Kellner verstand sein Geschäft. Er schnipste (warum wohl??) mit Daumen und Mittelfinger und sagte: „Warum versuchen Sie es nicht zuerst mal mit einer Gemüsesuppe, Sir. Die schmeckt, macht Appetit und erleichtert das Nachdenken darüber, was man anschließend ißt.“
    Scott Skiffer sah grinsend zu dem schwarzgelockten Kellner auf. „Sie sollten hier nicht nur bedienen, Ihnen sollte eigentlich das Lokal gehören!“
    „Gehört mir bald ein Stück davon, Sir!“ flüsterte der Italiener augenzwinkernd.
    „Ein Stück?“ flüsterte Skiffer zurück. „Wird das Lokal stuhlweise verkauft?“
    Der Schwarzgelockte schüttelte den Kopf, und noch leiser, mit der Hand vor dem Mund verriet er: „Ich heirate die einzige Tochter vom Chef!“ Seine Augen strahlten. Als in diesem Augenblick aus Richtung der Theke Gläserklirren zu ihnen drang, veränderte sich das fröhliche Gesicht des Kellners blitzschnell. Jetzt war es nur noch dienstlich-höflich. Ebenso der Ton seiner Stimme: „Einmal Tee und eine Gemüsesuppe. Sofort, Gentlemen!“
    Während er sich nach einer eleganten Wendung entfernte, tuschelte Skiffer feixend: „Mitgiftjäger!“
    „Neidisch?“ wollte Clifton wissen.
    „Eine unlogische Frage“, konterte Skiffer. „Ich weiß ja nicht, wie die Auserwählte aussieht. Vielleicht ist sie genauso duster wie diese Gaststube hier. Möchte wissen, wie diese Kneipe zu dem Namen Belvedere kommt. Von Aussicht ist hier doch keine Spur.“
    „Sicher ist das Essen so gut, daß der Wirt die Aussicht hat, daß du wiederkommst.“ Clifton lachte leise über diesen Kalauer. Doch Skiffer war gedanklich schon wieder bei dem, was der Kellner gesagt hatte.
    „Nach der Rechenart dieses Kellners müßte ich die Tochter von Chiefinspektor Broome heiraten, um ein Stück nach oben zu steigen. Also, dann ginge ich doch lieber zur Feuerwehr.“
    „Hat der Chiefinspektor denn überhaupt eine Tochter?“
    „Und was für eine“, sagte Skiffer und schüttelte sich.
    „Eine Mischung von Zitrone, Trauerweide und Kinderschreck.“
    Mit einem Achselzucken bat er: „Laß uns von angenehmeren Dingen sprechen, Perry. Wo drückt der Schuh?“
    „Erinnerst du dich an den silbernen Buddha, den ich damals von Everbridge bekommen habe?“
    „Das war doch die Geschichte mit dem geheimnisvollen weißen Raben auf Schloß Catmoor, stimmt’s?“
    „Stimmt. Da wir in den letzten vierzehn Tagen nicht miteinander telefoniert haben, weißt du einiges nicht. Zum Beispiel, daß der Buddha im Hartford-Haus zu besichtigen ist.“
    „Hartford-Haus...“ Skiffer runzelte nachdenklich die Stirn. „Meinst du das Konzert- und Theatergebäude in Ken-sington?“
    „Du bist mangelhaft informiert, mein Lieber. Außer dem Theater- und Konzertsaal gibt es noch eine große Bibliothek und eine Menge Räume für diverse Ausstellungen. Zur Zeit findet dort eine Ostasienausstellung statt. Eines der Ausstellungsstücke ist mein Buddha.“
    Und zum zweiten Mal an diesem Tag erzählte Perry Clifton die Geschichte des Buddha-Diebstahls. Im Unterschied zum letzten Mal allerdings enthielt diesmal sein Bericht keine weißen Flecken. So erwähnte er die Rolle Penny Nichols’ ebenso wie die des falschen Inspektors Han Moon bei

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