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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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verfolgte er Yins Abfahrt.
    Was er nicht sehen konnte, war, daß dieser sechs Häuser weiter seinen Wagen vor einer Telefonzelle stoppte und ausstieg...

    Das dritte Zwiegespräch begann damit, daß sich Mr. Ku Long in seiner Wohnung, Smithy Street Nr. 12 im Stadtteil Stepney, mürrisch aus dem Sessel hochstemmte, die Wettabschnitte, die er gerade sortierte, auf den Tisch warf und zu dem rasselnden Telefonapparat ging.
    Überall im Raum hingen Bilder, Poster und Plakate mit Darstellungen von Windhunden und Rennpferden. Auf dem Tisch, den Stühlen, Bänken und Regalen lagen Wettzeitungen, Wettkalender und Vorschauen auf Rennen aller Art.
    Der Mann selbst steckte in einem dunkelgrünen Seidenmantel, der nicht verdecken konnte, daß die stämmige Figur des Trägers und die Art zu gehen sehr an einen Ringer erinnerte. Während seine Rechte nach dem Telefonhörer griff, nahm er mit der anderen Hand die überlange, elfenbeinerne Zigarettenspitze aus dem Mund.
    „Hallo?“
    -- - -
    Der eben noch mürrische Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Die schmalen Augen zogen sich zu engen Schlitzen zusammen. Seine Antworten beschränkten sich auf wenige Worte, die hastig und erregt hervorgestoßen wurden.
    Es klang wie ein Schuß, als er den Hörer auf die Gabel knallte. Eine Weile verharrte er in starrer Regungslosigkeit, dann richtete er sich hoch auf und brüllte mit heiserer Stimme: „Si Mong!!“
    Wäre Perry Clifton Zeuge dieses vierten Zwiegesprächs geworden, hätte er sich alle weiteren Bemühungen ersparen können. Doch so kam alles ganz anders...

Tagesende

    Dicki saß mit angezogenen Beinen auf seinem Lieblingsplatz (linke Couchecke) und versicherte zum wiederholten Male, daß er am Abend dreimal das Telefon in Perry Cliftons Wohnung habe klingeln hören. Und jedesmal habe es mindestens zehnmal geschellt. Er stand noch ganz unter dem Eindruck dessen, was ihm sein großer Freund über diesen ereignisreichen Mittwoch erzählt hatte.
    Während Perry gelassen einen von der Wäscherei gelieferten Wäscheberg Stück für Stück in den Schrank schichtete, kombinierte Dicki laut mit roten Ohren und Flecken auf den Wangen: „Und ich sage Ihnen, Mister Clifton, das war bestimmt ein ganz heißer Anruf.“
    „Heiß?“
    Clifton stellte sich dumm.
    „Ich meine natürlich wichtig!“ warf Dicki ungeduldig ein. Und er zählte auf: „Sie haben mit Sir Ernest telefoniert; Sie waren bei Mister Nichols und bei Mister Wang Yin; und mit Mister Skiffer waren Sie auch zusammen. Einer von denen war’s!“ Dicki boxte sich mit der rechten Faust in die linke Hand. Plötzlich rief er: „Mister Clifton, da wird einer ja ganz nervös!“
    „Aha... Und warum, Dicki?“ Der Detektiv prüfte nachdenklich das blaugelb gemusterte Wischtuch in seiner Hand. Das sollte von ihm sein? Niemals! Blaugelbes gab es in seiner „Aussteuer“ nicht. Er legte es auf die Anrichte.
    „Weiß ich nicht. Vielleicht haben Sie ihn in die Enge getrieben.“
    „Wen? Sir Ernest etwa? Den alten Penny Nichols, der nur Angst um seine Vögel hat? Oder gar den Mann aus der Botschaft? Dicki, du phantasierst. Dein komischer Anruf wird sich als das herausstellen, was er war: harmlos. Vielleicht hat einer auch nur falsch gewählt.“
    „Dreimal hintereinander??“ Dicki dehnte es spöttisch. Er hatte das Klingeln schließlich gehört. Und dieses Klingeln klang aufgeregt. Und wenn jemand behauptete, daß ein Telefonklingeln wie das andere klinge, dann irrte derjenige. Er hatte in diesem Fall eben kein Gefühl für Schwingungen. (Großvater!)
    „Wenn es wirklich so wichtig war, wird er schon noch einmal anrufen.“
    Dicki seufzte schwer. Warum nur nahm ihn Mister Clifton so wenig ernst. Hatte er nicht schon „so manches brauchbare Ei gelegt“? Er lehnte sich zurück und sah seinem Freund zu, wie der mißmutig Taschentücher stapelte. Sein Blick blieb an dem blaugelb gewürfelten Tuch hängen, ein zweiter Blick ging zur Uhr.
    Fast dreiviertel zehn.
    „So spät wollen Sie noch zu Miß Julie fahren?“
    „Wie kommst du denn auf diese absurde Idee, Dicki?“
    „Weil Sie das Wischtuch rausgelegt haben.“
    Perrys Augen folgten Dickis Finger. Er tippte auf den Fremdkörper. „Das hat mir die Wäscherei wohl aus Versehen dazugepackt.“
    Dicki seufzte erneut. Diesmal jedoch richtig aggressiv. Langsam, um sich nicht zu verhaspeln, zitierte er sein Vorbild: „Und da sagen Sie immer, daß das Wichtigste, was ein Detektiv neben Logik und Kombinationsfähigkeit haben

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