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Der Simulant

Der Simulant

Titel: Der Simulant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Beleuchtung der Fotograf nahm, immer war das Licht zu grell und warf unschöne Schatten auf die Betonwand hinter ihnen. Nur eine getünchte Wand in irgendeinem Keller. Der Affe wirkte müde und hatte ein räudiges Fell. Der Mann sah auch kaum besser aus, blass, Speckwülste um den Bauch, stand aber ziemlich entspannt nach vorn gebeugt, die Hände auf die Knie gestützt, sodass der Wanst frei nach unten hing. Er sah über die Schulter in die Kamera und l ä chelte.
    »Glückselig« ist nicht das richtige Wort, aber das er s te, das mir dazu einfällt.
    Was den kleinen Jungen ursprünglich an Pornografie faszinierte, war nicht das Sexuelle. Nicht die Bilder von schönen Menschen, die es miteinander trieben und mit zurückgeworfenem Kopf Orgasmen mimten. Am Anfang war es etwas anderes. Er hatte alle diese Bilder im Internet gefunden, noch bevor er wusste, was Sex überhaupt bedeutete. Internet gab es in jeder Bücherei. An allen Schulen.
    So wie man von einer Stadt in die andere zieht und immer eine katholische Kirche findet, in der immer dieselbe Messe gelesen wird, ganz gleich, in welches Pflegeheim das Kind gesteckt wurde, genauso hatte er überall Zugang zum Internet gefunden. Die Wahrheit war: Hätte Christus am Kreuz gelacht oder auf die Römer gespuckt, hätte er irgendetwas anderes getan als einfach nur zu leiden, wäre dem Jungen die Kirche viel lieber gewesen.
    Auf seiner Lieblingswebsite ging es, zumindest für ihn, eigentlich gar nicht um Sex. Wenn man dorthin ging, sah man ungefähr ein Dutzend Fotos; die zeigten i m mer denselben dicken, als Tarzan verkleideten Mann und einen dämlichen Orang-Utan, der darauf abgeric h tet war, ihm etwas in den Arsch zu stecken, das wie Röstkastanien aussah.
    Das wie ein Leopardenfell gemusterte Lendentuch ist an einer Seite hochgeschlagen, das Gummiband schneidet sich tief in den fetten Wanst.
    Der Affe hockt da und hält die nächste Kastanie bereit.
    Das hat mit Sex nichts zu tun. Und trotzdem war an dem Zählwerk abzulesen, dass sich das schon eine halbe Million Leute angesehen hatten.
    »Pilgerfahrt« ist nicht das richtige Wort, aber das er s te, das mir dazu einfällt.
    Das mit dem Affen und den Kastanien blieb dem Kind völlig unverständlich, aber für den Mann empfand es eine Art von Bewunderung. Das Kind war dumm, aber es wusste immerhin, dass diese Sache ihm zu hoch war. Es war doch so, dass die meisten Leute sich vor einem Affen noch nicht einmal würden nackt zeigen wollen. Sie hätten Angst, wie ihr Arschloch aussähe, ob es nicht zu rot oder zu ausgeleiert wäre. Die mei s ten Leute würden niemals den Mut aufbringen, sich so vor einem Affen zu bücken, geschweige denn vor e i nem Affen und einer Kamera und Scheinwerfern, und selbst wenn sie es täten, würden sie vorher Trilliarden Liegestütze machen und ins Sonnenstudio gehen und sich die Haare schneiden lassen. Und dann würden sie stundenlang vor einem Spiegel ausprobieren, von we l cher Seite sie den besten Eindruck machten.
    Und selbst wenn es bloß Kastanien waren, musste man dabei ja auch noch irgendwie entspannt auss e hen.
    Allein die Vorstellung, sich bei irgendwelchen Affen um diesen Job bewerben zu müssen, war entsetzlich, die Möglichkeit gar, von einem Affen nach dem anderen abgewiesen zu werden. Einem Menschen könnte man bestimmt einfach genug Geld geben, und der würde einem dafür irgendwas reinstecken und Bilder davon machen. Aber ein Affe? Ein Affe lässt sich nichts vo r machen.
    Die einzige Hoffnung wäre, genau diesen Orang-Utan zu nehmen, da der offenbar nicht allzu wählerisch war. Entweder das, oder er war außerordentlich gut abg e richtet.
    Natürlich wäre gar nichts dabei, wenn man schön und sexy aussehen würde.
    Die Sache war die: In einer Welt, in der alle immer nur schön sein mussten, war dieser Mann es nicht. Der Affe auch nicht. Und auch nicht das, was die beiden da machten.
    Die Sache war die: Was den dummen kleinen Jungen so faszinierte, war nicht der sexuelle Aspekt der Po r n ografie. Sondern das Selbstbewusstsein. Der Mut. Die völlige Schamlosigkeit. Die Dreistigkeit, sich einfach hinzustellen und der Welt zu sagen: Ja, das ist meine Art, einen freien Nachmittag zu verbringen. Hier mit einem Affen zu posieren, der mir Kastanien in den Arsch steckt.
    Und es ist mir wirklich egal, wie ich aussehe. Oder was ihr denkt.
    Also kommt damit klar.
    Er attackierte die Welt, indem er sich selbst attackie r te.
    Und sollte ihm das alles in Wirklichkeit gar keinen Spaß

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