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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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unauffällig mit. Schließlich stand ich in der lichtdurchfluteten Eingangshalle der BVI-Zentrale. Schon bald fand ich den Hochgeschwindigkeitsfahrstuhl, der den Vorstandsbereich oberhalb des neunzigsten Stockwerks ansteuerte. Für seine Benutzung war eine Chipkarte notwendig, doch es gelang mir, mit anderen Fahrgästen hineinzuschlüpfen.
    Noch hatte ich keinen Plan, wusste ich nicht, was ich an meinem Ziel anstellen sollte. Ich wollte so weit wie möglich nach oben, zum Vorstandsvorsitzenden, dem Generalsekretär oder wie immer er sich nennen mochte. Vielleicht stellte ich ihn dann zur Rede, überfiel ihn mit dem bewährten Das Spiel ist aus. Ich weiß Bescheid . Auch er hatte sicherlich etwas zu verbergen, mochte er selbst die Kontakteinheit sein oder nur etwas über den großen Simulator wissen.
    Doch so weit kam es nicht. Ich war gerade ausgestiegen, als ich einen Mann erblickte. Sofort wusste ich, dass er die Kontakteinheit sein musste. Er kam in Begleitung mehrerer Personen aus einem Konferenzraum und er kam geradewegs auf mich zu. Noch bevor ich mich irgendwo verstecken konnte, stand er vor mir. Es war Dr. Werner Schmitt, der Doc, mein Mentor.

13 . Kapitel
    »Hallo Marc, ich habe dich erwartet.«
    Unfähig, zu antworten oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, starrte ich ihn an. »Du?« Das war alles, was ich herausbrachte.
    Einer der Männer, die ihn begleiteten, fragte, ob er die Security rufen sollte. Der Doc schüttelte den Kopf. »Komm mit!« sagte er zu mir. »Lass uns irgendwohin gehen, wo wir reden können.«
    Ich war starr vor Angst, jeden Augenblick konnte ich aufhören zu existieren. Ich fragte mich, wie sich das anfühlen würde. Hätte ich Schmerzen? Würde ich überhaupt etwas spüren oder hörte ich einfach auf zu sein?
    Der Doc zog mich hinter sich her und steuerte auf den Konferenzraum zu, den er Augenblicke zuvor verlassen hatte. Offenbar hatte ich eine Galgenfrist. Ich sollte nicht an Ort und Stelle ausgelöscht werden. Hier gab es zu viele Zeugen, zu viele Ungereimtheiten ergäben sich, verschwände ich vor den Augen aller.
    Obwohl es meine einzige Chance war, ich hatte nicht mehr die Kraft, mich zu wehren, mich loszureißen und zu fliehen. Für mich gab es keine Sicherheit mehr, nur noch Plätze, an denen ich einfacher oder schwerer auszuschalten war.
    Der Doc schloss die Tür hinter sich und ließ meinen Arm los. »Nun, beruhige dich erst mal!«
    Gehetzt sah ich mich um: Eine große TriVid-Wand, im Kreis angeordnete Tische und Stühle, Fenster, die von der Decke bis zum Boden reichten und auf den Main hinausgingen.
    Doc Schmitt setzte sich auf einen der Tische. Er sah mich von oben bis unten an und schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, dass du es so erfahren musst. Vielleicht hätte ich es dir schon beim letzten Mal sagen sollen oder damals in der Schwarzen Zigarre .« Er lächelte schwach. »Ja, das wäre ein guter Zeitpunkt gewesen.«
    »Lassen wir das Gequatsche. Bringen wir es hinter uns, tue es endlich!« Ich hatte mich ein wenig beruhigt und war bereit, dem Unabänderlichen ins Auge zu sehen.
    »Marc, Marc! Niemand will dich auslöschen, verstehst Du? Es gibt keine höhere Wirklichkeit, keinen großen Steuermann, keine Kontakteinheit. Es gibt nur Kowalski, den BVI, dich und mich. Es gibt nur die Bösen und die Guten. Ich bin auf der Seite der Guten, und du solltest es mir gleichtun und zu uns kommen.«
    »Du hast gesagt, dass du mich erwartet hast.«
    »Ja, Marc, du bist leicht auszurechnen. Dein Wahn ist leicht zu durchschauen. Deine Paranoia führt dich schnurstracks hierher. Wenn unsere Welt ein Simulator ist, dann ist es naheliegend, im globalen Marktforschungssystem ihre Existenzberechtigung zu suchen. Von dort ist es nur ein kleiner Schritt zum BVI. Hierher.« Er seufzte. »Ich habe dich erwartet, seit Tagen schon, ich wusste, dass du früher oder später hier aufkreuzen würdest, und ich bin froh, dass du ausgerechnet mir in die Arme gelaufen bist.«
    »Ich verstehe das nicht.« Einen Augenblick lang verspürte ich den Drang, zur Tür zu rennen und davonzulaufen. Vielleicht hatte ich eine Chance, dem Sicherheitsdienst zu entkommen. »Warum bist zu hier, wenn du nicht die Kontakteinheit bist?«
    »Ich arbeite für Benson, für den BVI, für alle, die gegen den Simulator sind. Ich habe...«
    »Warum...?«
    »Warum? Warum? Weil der Simulator hunderttausende Arbeitsplätze vernichtet, weil er das Instrument eines kranken Größenwahnsinnigen ist, weil...« Nur

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