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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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mühsam beruhigte er sich. Seine Stimme erreichte wieder eine normale Lautstärke. »Weil Kowalski gefährlich ist.« Er sah zu mir auf. »Aber weißt du das nicht alles selbst?«
    »Dann warst du das?«
    »Ja, ich habe...«
    »Du hättest mich beinahe umgebracht!« schrie ich.
    »Marc, ich konnte nicht ahnen, dass du ausgerechnet dann im Simulator wärst, wenn die Sprengladung hochgeht. Es war ein Zeitzünder, die einzige Möglichkeit, die ich hatte.«
    Mein ehemaliger Lehrer, der meine Arbeit sabotierte, der als Agent des BVI bei Sinex arbeitete. Eine Stelle, die ich ihm höchstpersönlich verschafft hatte. Ich glaube, ich wäre weniger enttäuscht gewesen, wenn sich Werner Schmitt als die leibgewordene Kontakteinheit entpuppt hätte.
    »Du musst mich verstehen, Marc. Wir müssen Kowalski stoppen. Um jeden Preis und solange noch Zeit ist. Wenn wir noch lange warten...«
    Er hatte mich benutzt, manipuliert, mir irgendwelche psychotischen Störungen angedichtet, dabei war sein Hass auf Kowalski mindestens genauso krankhaft wie meine angebliche Paranoia.
    Der Doc redete weiter, zählte Verbündete auf, die er im Kampf gegen Kowalski um sich geschart hatte, berichtete von Plänen, die Interviewer besser zu organisieren, und bat mich eindringlich, ihm dabei zu helfen. Jetzt, wo Kowalski mich geschasst hatte, wo meine Tage bei Sinex gezählt waren, könnten ich und mein Wissen den entscheidenden Unterschied ausmachen.
    Doch das alles interessierte mich nicht. Docs Bestrebungen waren genauso weltlich und deshalb genauso unbedeutend wie Kowalskis. Dumme Machtkämpfe, wo es keine Macht zu verteilen gab. Kindereien, mehr nicht. Wo lag der Sinn darin, Einfluss und Geld anzuhäufen in einer Welt, die es nicht gab, die nur aus Elektronen bestand, die in einem Prozessorsystem zirkulierten?
    Je länger das Gespräch andauerte, umso klarer sah ich. Werner Schmitt war nicht die Kontakteinheit. Und tatsächlich hatte er keinen Augenblick an meine Theorie der höheren Wirklichkeit und des großen Steuermannes geglaubt. Meine Paranoia hatte er möglicherweise nur erfunden, um mich zu verwirren, um den Graben zwischen mir und Kowalski zu vertiefen. Doch vielleicht konnte ich ihn überzeugen, fand ich nur die richtigen Argumente.
    »Doc, hör mir jetzt mal zu!« unterbrach ich ihn. »Es ist nur eine Theorie, da gebe ich dir recht. Aber wie jede Theorie ist sie es wert, geprüft zu werden.« Das hatte ich von ihm gelernt.
    »Ok, Marc, dann lass uns gemeinsam überlegen, welche Implikationen deine Theorie hat und welche Ableitungen sie ermöglicht, empirisch überprüfbare Vorhersagen im engeren Sinne.«
    »Gut.« Ich überlegte. »Unsere Welt ist eine große Simulation im Dienste der Marktforschung – das ist meine Prämisse.« Er nickte. »Das erklärt die überragende Bedeutung der Branche, die Unterstützung durch die Politik, zum Beispiel in Form des 2. Demoskopiegesetzes.« Wieder nickte der Doc. »Über Jahre und Jahrzehnte funktioniert alles wunderbar«, fuhr ich fort, »bis irgendwann Kowalski auf den Plan tritt. Er, obwohl selbst Marktforscher, beschließt einen eigenen Simulator zu bauen, holt Blinzle von der Universität zu sich...«
    »Stopp! Hätte hier nicht die ... höhere Wirklichkeit bereits eingreifen müssen? Hätte man dort oben«, er zeigte zur Decke, »nicht früher einschreiten müssen?«
    »Vielleicht hat man das nicht ernst genommen? Vielleicht wollte man sehen, was daraus wird?« Mir fiel noch etwas anderes ein. »Vielleicht ist der kleine Simulator selbst ein Projekt der übergeordneten Wirklichkeit, eine Art Test für eine geplante Neuerung. Ein Test, der aus dem Ruder gelaufen ist.«
    »Möglich«, gab der Doc zu, »möglich wäre es.«
    »Fest steht jedenfalls, dass man irgendwann anfing, den kleinen Simulator zu bekämpfen.« Das war für mich offensichtlich. »Blinzle wird gelöscht und ein gewisser Dr. Werner Schmitt wird so programmiert, dass er die Gegenseite mit Informationen versorgt und sogar zum Attentäter wird.«
    »Post-hoc«, warf der Doc ein, »post-hoc, sage ich dazu nur. Im Nachhinein kann man sich alles zurechtlegen. Was ich brauche, sind valide Vorhersagen .«
    Ich ließ mich nicht beirren. »Dennoch wird der kleine Simulator mehr und mehr zu einer Bedrohung für den großen. Wenn er Erfolg hat, verschwinden die Interviewer und damit das System der Datenerhebung, das die höhere Wirklichkeit so dringend braucht. Unsere Welt steht auf dem Spiel, die Existenz der großen Simulators

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