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Der Simulator

Der Simulator

Titel: Der Simulator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Lalli
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möglich anfühlt. Das Gehirn...«
    »Das ist dir dann aber gründlich misslungen.«
    »Deshalb bin ich hier. Ich musste herausfinden, wie Blinzle hinter die Kulissen schauen konnte, wie er auf die richtige Spur gekommen ist.«
    »Wenn man einen eigenen Simulator baut, ist es wohl nur ein kleiner Schritt.«
    »Vielleicht. Wir hätten das niemals zulassen dürfen.« Ernst sah sie mich an. »Aber da war noch etwas. Er hatte dieses Buch gefunden.«
    Ja, das geheimnisvolle Buch, das Löwitsch erwähnt hatte, das Buch, das Elea Hauser um den Verstand gebracht hatte.
    »Weißt du, es ist ein Roman, ein Science Fiction-Roman aus dem letzten Jahrhundert.« Sie schien zu überlegen. »Da steht alles drin: die Geschichte des kleinen und des großen Simulators. Blinzles Rolle wird genau beschrieben, sein Tod. Auch von dir ist die Rede.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Das Buch kommt von uns, aus der höheren Wirklichkeit. So nennst du sie doch? Jemand hat sich einen Spaß draus gemacht, Blinzle alles zu erzählen. In Romanform zwar, aber doch so unverblümt, dass er nur eins und eins zusammenzuzählen brauchte. Blinzle war nicht dumm.«
    Ich schüttelte den Kopf. Das machte alles keinen Sinn.
    »Natürlich wusste ich nichts davon. Niemand wusste etwas davon. Der Kontrollausschuss hätte das niemals genehmigt, ganz zu schweigen von der Ethikkommission.«
    »Wer...«
    »Das darf ich dir nicht sagen. Er ist ein böser Mensch.«
    »Der große Steuermann, nicht wahr?«
    Sie nickte langsam. »Ja, der Chefprogrammierer höchstpersönlich.«
    Eine Weile schwiegen wir. Ich versuchte, die mir bekannten Fakten mit den neuen Informationen in Einklang zu bringen, sie hing ihren eigenen Gedanken nach.
    Schließlich fragte ich: »Blinzle, Bogdan… Warum mussten sie … sterben? Hätte man nicht…?«
    Sie sah auf. »Ich war dagegen, das musst du mir glauben. Aber letztlich war es die einzige Möglichkeit. Seine Reprogrammierung wäre zu aufwändig gewesen. Blinzle war so … so besessen von seiner Entdeckung, seine Persönlichkeit so vollständig davon durchdrungen…« Sie stockte, um dann leiser fortzufahren. »Ein Unfall war die einfachste Lösung. Aber natürlich gab es auch hier Komplikationen…«
    »Bogdan«, warf ich ein.
    »Ja, auch Draganski musste ausgeschaltet werden. Aber wir haben zunächst übersehen, dass es eine Kopie von ihm im kleinen Simulator gab. Blinzle hatte einen zweiten Draganski programmiert. Zum Spaß.«
    Er hatte dem echten Draganski eine Freude damit machen wollen. »Ich habe ihn gesehen.«
    »Ich weiß.«
    Und jetzt gab es auch die Reaktionseinheit Dragan Simunic nicht mehr, da war ich mir sicher.
    Endlich fragte ich: »Was willst du von mir? Warum liegt dir mein Wohlergehen so am Herzen.«
    Fast erstaunt sah sie mich an. »Ich liebe dich!«
    Ich lachte auf. »Das ist unmöglich.«
    »Warum glaubst du mir nicht?«
    »Niemand kann sich in eine Kunstfigur verlieben, niemand der halbwegs normal im Kopf ist.«
    »Du bist keine Kunstfigur. Zumindest nicht für mich. Du bist...« Sie brach ab. »Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll.«
    »Wer oder was bin ich?«
    »Du bist er. Er ist du.« Als sie mein verständnisloses Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Verstehst du nicht? Er hat dich nach seinem Ebenbild erschaffen.«
    »Der große Steuermann?«
    »Ja, Marc Lapierre, der Chefprogrammierer.«
    »Er heißt...«
    »Ja, er heißt wie du und er sieht aus wie du. Aber, glaube mir, damit hören die Gemeinsamkeiten schon auf.«
    Jetzt verstand ich, was ich gesehen hatte, als ich während der Empathieschaltung zurückgegangen war. Ich war auf etwas Bekanntes gestoßen, fast so, als hätte ich in mein eigenes Spiegelbild geblickt.
    »Und du liebst ihn?«
    »Ja. Nein. Ich meine, ich habe ihn geliebt. Aber das ist schon Jahre her. Wir sind schon lange getrennt.«
    Dann erzählte sie mir die ganze Geschichte. Sie hatte sich als Studentin in meinen Doppelgänger verliebt. Damals hatte dieser Kurse für Simulatorik an der Universität gehalten, auch in der höheren Wirklichkeit ein junges Fach mit einer großen Zukunft. Er war derjenige, der ihr nach Studienende schließlich einen ersten Job am großen Simulator beschafft hatte.
    »Weißt du, es war alles so aufregend, so faszinierend. Eine unglaubliche Komplexität, mehrere Millionen autonom reagierende Einheiten, eine ganze Welt.«
    Aus der Verbindung von Psychologie und Simulatorik war die Psychosimulatorik entstanden, und darauf hatte sie sich spezialisiert. Denn bald

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