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Der Sklave von Midkemia

Der Sklave von Midkemia

Titel: Der Sklave von Midkemia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Reise einen vaterlosen Neffen besucht.«
    »Auch nicht, wenn der Onkel wichtige Verhandlungen unterbricht, um einem Dreijährigen einen gesellschaftlichen Besuch abzustatten?« warf Nacoya höflich ein.
    Jiro errötete nicht einmal, so ausgezeichnet war seine Selbstbeherrschung. »Niemand von uns ist in der Position, mit Anklagen um sich zu werfen, wie sich die Erste Beraterin der Witwe meines Bruders sehr wohl erinnern sollte. Abgesehen davon, welchen Schaden hat es, wenn Desio glaubt, wir teilten Geheimnisse? Er kann nur vermuten, welcher Art sie sind.« Sein Blick auf Mara zeigte eine beunruhigende Mischung aus Begehren und Haß.
    Mara betrachtete Jiro so eindringlich, daß er sich unwohl zu fühlen begann. Seine Familie hatte Buntokapi stets wie ein lästiges Anhängsel behandelt; nur weil sie seine Erziehung sträflich vernachlässigt hatten, war es ihr möglich gewesen, ihn zu benutzen. Mara war nicht stolz darauf, daß sie einen Vorteil aus den enttäuschten Wünschen und der Unbeholfenheit eines Mannes gezogen hatte, und inzwischen betrachtete sie die vergangenen Geschehnisse mit leichtern Bedauern. Sie kannte ihren Teil der Schuld.
    Mara hatte jetzt genug von Jiros intensiven Blicken, zudem traf sie die angedeutete Verleumdung Kevins stärker, als sie zugeben wollte. Sie entschloß sich, ihrem Gast klarzumachen, daß sein Besuch hiermit beendet war. »Ich danke Euch für die Neuigkeiten über Desios Versuch, die Handelsgilden zu bestechen – es ist wertvoll, das zu wissen, ebenso wie die Bereitschaft der Omechan, sich bei den Minwanabi anzubiedern. Ihr habt die Pflicht Eurem Vater gegenüber erfüllt, niemand kann das leugnen. Ich möchte Euch nun nicht länger von Euren wichtigen Geschäften in Sulan-Qu abhalten.«
    Jiros Lippen kräuselten sich zu einem kühlen Lächeln, als er ihre Abschiedsworte vorwegnahm: »Außer ich würde mich entschließen, doch zu einem Essen zu bleiben, dessen Vorbereitung Eure Bediensteten Zeit und Mühe kosten würde?« Er schüttelte verneinend den Kopf. »Eure Gesellschaft ist unvergleichlich. Doch gewisse Umstände zwingen mich abzulehnen. Ich mache mich sofort wieder auf den Weg.«
    »Ohne auch nur einen einzigen Blick auf den vaterlosen Neffen zu werfen, den Ihr besuchen wolltet«, warf Nacoya ein. Sie zeigte eine noch trockenere Ironie als gewöhnlich und blickte ihre Herrin mit scharfen Augen an. »Euer Gast mißt Eurer Sicherheit viel Bedeutung bei, Mylady, da er glaubt, daß nichts von dem hier an falsche Ohren dringen kann.«
    Jiro wurde blaß, doch eher aus Wut als aus Beschämung. Er stand auf und verbeugte sich kurz vor Mara. »Ich sehe, die Regentin des Erben der Acoma lernt viel durch die Gesellschaft griesgrämiger alter Frauen.«
    »Sie sind besser darin, unverschämte junge Männer in die Schranken zu verweisen, als ihre jüngeren, hübscheren Schwestern.« Auch Mara stand auf. »Richtet Eurem Vater meine Grüße aus, Jiro.«
    Die Tatsache, daß der junge Edle keinen Titel vor seinem Namen trug, schien ihn maßlos zu ärgern. Mit der Einsicht, daß dies möglicherweise seine Verbitterung verursachte, brachte Mara ihren Gast zur Tür. Er bestieg die Sänfte, ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen, und schloß den Vorhang, noch während sie ihm die obligatorische gute Reise wünschte. Als die Träger ihre hochmütige Bürde aufnahmen und die Soldaten der Anasati in Reih und Glied aus dem Hof marschierten, seufzte Nacoya erleichtert auf. »Den Göttern sei Dank, daß Ihr nicht diesen geheiratet habt, Tochter meines Herzens. Er ist schlauer, als ihm guttut.«
    »Jedenfalls hegt er mir gegenüber nicht gerade freundschaftliche Gefühle, soviel ist klar.« Mara zog sich wieder in den kühleren Schatten des Hauses zurück, die Stirn nachdenklich gerunzelt.
    Nacoya starrte ihre Herrin scharf an. »Was habt Ihr erwartet, nachdem Ihr seinen Bruder ihm vorgezogen habt? Der Junge haßte Euch von dem Augenblick an, da Ihr Euch mit Tecuma auf den Heiratsvertrag mit Buntokapi geeinigt hattet. Er empfand sich als besseren Kandidaten für Euren Titel, und den Groll darüber wird er bis zu seinem letzten Tag mit sich herumschleppen. Mehr noch, er haßt Euch zweifach, weil er Euch im Grunde begehrt. Er würde Euch immer noch nehmen, falls Ihr ihn in Euer Bett laßt.« Dann seufzte die alte Frau. »Und danach würde er Euch trotzdem töten, Tochter, denn ich glaube, daß dieser Mann für immer durch die Eifersucht verdorben wurde.«
    Mara wickelte eine gelöste Haarlocke um den

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