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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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paar DVD s und einen CD -Ordner für Jeremy, obwohl er wahrscheinlich beides abscheulich finden würde. Sie wollte je einen Zwanzig-Dollar-Schein in den Schminkkoffer und in den CD -Ordner stecken. Zuletzt kaufte sie noch ein Brettspiel »für die ganze Familie«. Viel war es nicht, aber es musste reichen.
    Froh, dass Weihnachten nicht in einer Katastrophe enden musste, stockte Regan noch ihre Vorräte an Lebensmitteln auf und fuhr nach Hause, um mit Jeremy zu reden. Sofern er in der Stimmung war. Tja, auch, wenn er nicht wollte. Sie war noch nicht durch mit der Arbeit für diesen Tag, nicht offiziell, und musste noch auf ein paar Stunden zurück in die Stadt, um dann mit etwas Glück kurz nach sieben zum Abendessen zu Hause sein zu können. Bis dahin wäre auch Bianca zurück, und sie würden tatsächlich mal Zeit füreinander haben. Pescoli sah auf ihre Uhr. Es war bereits weit nach fünfzehn Uhr, also würde sich das Abendessen wohl eher auf zwanzig Uhr verschieben.
    Heute Abend würden sie zusammen essen, ohne Ablenkung durch Fernsehen, iPods oder Computer. Alle zusammen an einem Tisch, zum ersten Mal seit … ach, sie konnte sich nicht erinnern, wann. Bestimmt nicht im
letzten
Jahr zu Weihnachten.
    Sie ließ die verspannten Schultern kreisen, fuhr aus Missoula heraus und durch die verschneiten Berge nach Hause. Das Wetter schlug wieder um, der Schnee blieb auf der Straße liegen, die Scheibenwischer hatten ordentlich zu tun. In Wintern wie diesem konnte sie die Menschen verstehen, die lieber Sandplätze statt Rasen hatten und zu Weihnachten Palmen mit bunten Lichterketten schmückten.
    Jeremys Pick-up stand an der üblichen Stelle, und sie fühlte sich gleich ein wenig besser. Im Herzen hatte sie befürchtet, dass er abhauen würde, denken würde: »Mom, du hast mir nichts mehr zu sagen«, und mit unbekanntem Ziel wegfuhr, daher sah sie mit Erleichterung, wie Kühlerhaube und Dach seines alten Pick-ups langsam zuschneiten.
    Sie fuhr den Jeep in die Garage und drückte die Taste, um das Tor zu schließen, als sie plötzlich spürte, dass etwas nicht stimmte. Es war so ruhig.
Zu
ruhig.
    Warum hörte sie nicht den Hund an der Tür kratzen und winseln? Sie atmete tief durch.
    Sie zog ihre Pistole aus dem Schulterhalfter und entsicherte sie. Natürlich war sie nicht so dumm, auf ihre eigenen Kinder zu schießen, selbst wenn sie sie erschrecken sollten, aber sie hatte so ein Gefühl … Langsam öffnete sie die Tür; Dunkelheit nahm sie kalt in Empfang. Die Lichterketten am Weihnachtsbaum waren aus, keine Kerzen brannten, kein Laut war zu hören.
    Sie fröstelte, und vor ihrem inneren Auge sah sie die Opfer des Sternmörders, steif und blaugefroren an Bäume gebunden, die blicklosen Augen offen, in ihrem Entsetzen erstarrt.
    Sie dachte an Bianca, warf einen Blick auf ein gerahmtes Foto von ihr im Bücherregal. Darauf war sie sieben, lächelte breit, und ihre Schneidezähne waren zu groß für ihr Gesicht und wiesen Lücken auf.
    Ihnen darf nichts geschehen sein, o bitte nicht.
    Und Jeremy. Was würde der brutale Mörder ihrem Sohn antun?
    Aber sie durfte nicht so denken. Jeden Augenblick mussten ihre Kinder doch auftauchen, um ihr einen Heidenschrecken einzujagen. Vorsichtig ging sie von Zimmer zu Zimmer … aber selbst, wenn es den Kindern gelang, mucksmäuschenstill zu bleiben, was war mit Cisco? Der Hund konnte das nicht.
    Sie hörte ein Klopfen, erkannte aber gleich, dass es das Pochen ihres eigenen Herzens war. Sie stieß die Tür zu Biancas Zimmer auf. Dort sah es aus, als wäre ihre Tochter noch gar nicht zu Hause gewesen, im Badezimmer ebenfalls … Aber der Hund? Und Jeremy? War er bei einem Freund? Im Flur des Obergeschosses blieb sie stehen, wählte die Nummer ihres Sohnes und rechnete halb damit, von irgendwoher Jeremys sonderbaren Klingelton, einen Rap, den er liebte, zu hören.
    Nichts. Sie versuchte es mit Biancas Nummer.
    Wieder meldete sich niemand, und im Haus war kein Klingeln zu hören. Ihr wurde flau im Magen. Ihren geliebten Kindern war etwas zugestoßen,.
    Nicht. So darfst du nicht denken! Lass dich nicht durch deinen Beruf in den Verfolgungswahn treiben. Wenn sie nicht hier sind, dann sind sie bei Freunden oder bei ihrem Vater …
    Sie lief die Treppe hinunter, die Stufen ächzten unter ihrem Gewicht. »Jeremy?«, rief sie. »Bianca?«
    Nichts. Nur das Knacken von altem Holz, das leise Summen der Heizung und das Rauschen des Windes.
    »Cisco! Komm, alter Junge!«
    Die Tür zu Jeremys

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