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Der Skorpion

Der Skorpion

Titel: Der Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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würden im Gemüt ihrer Partnerin Wunder wirken.
    Davon war Pescoli überzeugt.

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    8. Kapitel
    D ie FBI -Agenten waren völlig anders, als sie gewöhnlich im Fernsehen dargestellt sind, fand Alvarez und kreuzte die Fußknöchel. Sie saß mit den anderen Mitgliedern des Einsatzkommandos, das in der Mordserie ermittelte, an dem großen Tisch im Gruppenraum. Becher mit erkaltendem Kaffee, Stifte, Notizblöcke, Kaugummipapier und eine zerknüllte leere Zigarettenschachtel bedeckten die Platte aus gemasertem Holzimitat, an einer Wand hingen Fotos von den Fundorten der Leichen und der Autowracks und Notizen zu den Opfern. Eine Karte der Umgebung war an der anderen Wand angebracht.
    Zumindest Craig Halden war nicht der typische FBI -Agent. Halden, von der Außenstelle in Salt Lake City abgestellt, machte einen recht sympathischen Eindruck. Sein braunes Haar war kurzgeschnitten, klar, wirkte aber keineswegs militärisch. Er verfügte über einen unbefangenen Bauernjungencharme, vermutlich, weil er in Georgia aufgewachsen war. Er bezeichnete sich selbstironisch als »Weißer« und trat ziemlich umgänglich auf, doch unter der liebenswürdigen, jovialen Erscheinung ahnte Alvarez stets den klugen, passionierten Bundesagenten.
    Seine Partnerin jedoch war ein harter Brocken, zumindest in Alvarez’ Augen. Stephanie »Steff« Chandler war eine große, schlanke, humorlose Zicke. Das lange blonde Haar zu einem straffen Knoten zusammengefasst, ein Teint, der immer noch sonnengebräunt wirkte, so als ob sie viel Zeit an der frischen Luft verbrachte, und sparsames Make-up, so stand sie vor den Aushängen, studierte die Informationen zu den Fotos der Opfer und prägte sich jedes Wort ein. Bei den vorangegangenen Konferenzen hatte sie ein dunkles Kostüm getragen, doch heute kam sie im Hinblick auf das unfreundliche Wetter in einem marineblauen Jogginganzug mit langärmeligem Rollkragenpullover. Bisher hatte sie noch nicht viel gesagt, doch sie presste die Lippen nachdenklich zusammen, und ihr steifer Rücken sowie die zusammengekniffenen Augen brachten unausgesprochene Missbilligung zum Ausdruck. Zwar hatte niemand so etwas in Worte gefasst, doch sie schien überzeugt zu sein, dass sie allein zur Aufklärung des Verbrechens befähigt wäre.
    Alle anderen in dem kleinen Raum, Pescoli und Sheriff Grayson eingeschlossen, hatten bereits Platz genommen, doch Chandler, eben ein nervöser Typ, lief mit eingesogenen Mundwinkeln vor der Informationswand auf und ab. Alvarez war froh, die respektlose, etwas lasche Pescoli statt dieser verbiesterten Frau als Partnerin zu haben.
    Chandler richtete den Blick auf den letzten Aushang, der Jillian Rivers’ Führerscheinfoto und das Autowrack zeigte, und schüttelte den Kopf.
    »Diese Frau wurde überhaupt nicht als vermisst gemeldet.«
    »Ihre Verwandten wussten nicht mal, dass sie Seattle verlassen hatte. Die Einzige, die über ihren Ausflug informiert war, war die Nachbarin, die die Katze versorgen sollte«, erklärte Alvarez. »Emily Hardy, neunzehn. Wohnt im selben Gebäudekomplex wie Rivers und studiert an der U-Dub.« Chandler runzelte die Stirn, als hätte sie nicht verstanden. »Die Abkürzung für die Universität von Washington. Rivers ist Eigentümerin einer Art Druckerei und macht den größten Teil der Arbeit selbst, also gibt es keine Mitarbeiter, die sie vermissen konnten, und wir haben gerade erst angefangen, ihre Freunde und Ex-Männer zu vernehmen.«
    »Den einen, der noch lebt«, sagte Pescoli. »Ich habe ihn angerufen.«
    Alvarez fügte hinzu: »In ihrer Wohnung hat die Polizei von Seattle nichts Alarmierendes gefunden. Auch keinen Computer. Laptop und Handtasche fehlen; die hat sie wahrscheinlich mitgenommen.«
    »Sie wurden am Ort des Geschehens aber nicht gefunden?« Halden trank seinen Kaffee aus und warf den leeren Pappbecher in einen Abfallkorb.
    »Ebenso wenig wie bei den anderen.« Nachdenklich betrachtete Pescoli die Fotos der Opfer. »Und ebenso, wie bei allen der Reifen zerschossen wurde.«
    »Immer mit demselben Kaliber?«
    »Patrone und Hülse haben wir noch nicht gefunden; wir suchen noch.«
    »Gibt es irgendwelche Abweichungen in diesem Fall?«
    »Versicherungskarte und Fahrzeugschein waren noch da«, erklärte Alvarez. »Das ist die einzige Abweichung. Aber diese Dokumente befanden sich nicht wie üblich im Handschuhfach oder unter der Sonnenblende. Sie waren unter dem Fahrersitz versteckt und wurden beim Unfall stark zerknüllt. Sie wurden erst entdeckt,

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