Der Sodom Kontrakt
F., dem Vorsitzenden der semi-kriminellen Videothekenbesitzervereinigung “Videolex”. Laut Informanten reagierte D. auf den gewaltsamen Versuch der “Videolex”, ihn zum Beitritt zu veranlassen, mit Gegengewalt (so wurden Herbert F. beide Ohren abgeschnitten). Eine Anzeige wurde zurückgezogen. D. besitzt mehrere Häuser in Dortmund und Umgebung, eine Villa in Südfrankreich, Wohnungen in London, Amsterdam, Paris, New York und Teheran. Ein Restaurant auf Barbados. Seiner Liebe zur Karibik verdankt er wohl den in diesen Kreisen üblichen Spitznamen: Karibik-Klaus. Er ist 1,82 cm groß, hat volles blondes Haar. Besonderes körperliches Merkmal: links ein Glasauge. Neben der französischen Staatsangehörigkeit besitzt er vermutlich noch die kolumbianische, die iranische und die luxemburgische.
“Sieht nach einem harten Brocken aus”, sagte Alexa und schlug die Akte zu. Igel war abgebogen und fuhr an heckengeschützten Einfamilienhäusern vorbei. Hinter der Siedlung gabelte sich am Waldrand die Straße. Ein Pfeil vor einem gepflasterten Weg trug die Aufschrift “Zum Hasenhäuschen”.
“Gut gemacht. Als wären Sie schon mal hier gewesen.”
Alexa sah im Dunkel nicht, wie Igel leicht rot anlief. Das wäre der richtige Arbeitsplatz für dich, du hochnäsige Fotze, dachte er und sah sich einen Moment beim Abkassieren ihres Bocklohns. Was? Nur zweitausend? Bevor ich dir eine reinhaue: Auf die Knie, und verehre mein mächtiges Rohr.
Sie fuhren ein paar hundert Meter durch dichten Wald. Licht schimmerte durch die Bäume. Der Weg lief zu einem beleuchteten Parkplatz, auf dessen Schotter Autos standen. Dahinter befand sich das spärlich beleuchtete Hasenhaus. Die Fenster des Fachwerkhauses waren mit Läden verschlossen. Licht kam nur von der Lampe über der Eingangstür. Über einen gepflegten Pfad erreichten sie die massive Holztür. Igel klingelte. Kein Geräusch drang aus dem Haus. Eine Sichtklappe wurde geöffnet. Sie wurden von zwei Augen skeptisch gemustert. Schnell hielt Igel seinen Ausweis in die Öffnung. “Polizei. Machen Sie sofort auf, auch wenn Sie uns nicht kennen!”
Alexa grinste. “Schließlich können sie nicht jeden Polizisten kennen, was Igel?”
“Nein. Können sie tatsächlich nicht. Obwohl... die eine oder andere Hure wird mir schon mal in eine Razzia geraten sein und mich vielleicht wiedererkennen...”
“Da bin ich ganz sicher. Einen dienstbeflissenen, mitleidslosen Beamten wie Sie vergisst man nicht so schnell.”
Nach einer Minute wurde die wuchtige Tür von einer brünetten Frau mit strengem Kurzhaarschnitt geöffnet. Ein schwarzer Lederanzug unterstrich ihren dominanten Eindruck. Alexa bewunderte ihre hautenge schwarze Hose, die in die hochhackigsten Stiefel überging, die sie außerhalb von John Willies Bondage-Comics je gesehen hatte.
“Worum...”
“Wir wollen zum Chef”, beeilte sich Igel.
Die Lederfrau führte sie durch einen spärlich beleuchteten Flur. Die Wände waren mit dunkelblauem Samt bespannt, auf dem Glasscherben wie Sterne glitzerten. Dahinter öffnete sich eine schummerige Bar. Aus unsichtbaren Boxen sang Brigitte Bardot leise, aber durchaus erregt, über Harley Davidsons und was sie alles mit so einer Maschine anstellt. Die Barhocker vor dem Tresen waren breit genug, um zwei Personen nebeneinander Platz zu geben. Bis auf die Bardame in enger Korsage mit ausgeschnittenen Brustspitzen war die Bar leer. Die Lederfrau hatte ein Signal ausgelöst, bevor sie die Tür geöffnet hatte, vermutete Alexa.
“Nehmen Sie Platz und trinken Sie etwas, bis ich den Chef informiert habe.”
In einer routinierten, fließenden Bewegung ließ sich Igel auf den Hocker nieder. Alexa, die noch nie auf einem solchen Gestühl gesessen hatte, zog ihren Rock leicht hoch und rutschte vorsichtig auf den Hocker neben ihm.
Die Bardame hatte einen großen pechschwarz geschminkten Mund mit aufgespritzten Lippen. Mit angenehm sinnlicher Stimme fragte sie nach den Getränkewünschen.
“Mineralwasser”, kam es von Igel wie aus der Pistole geschossen. Ungläubig zog die Bardame eine Augenbraue hoch, was ihrem sexuell provozierenden Gesichtsausdruck unterstrich.
“Ein Korn, falls Sie haben.”
“Einen sehr guten. Aus dem Münsterland.” Sie griff in ein Eisfach, holte eine mit Eis beschlagene Flasche hervor und hielt sie Alexa hin. Alexa, die die Marke nicht kannte, nickte.
“Trinken Sie etwas mit einer Polizistin?” fragte sie.
Die Bardame lächelte flüchtig.
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