Der Sodom Kontrakt

erster Gedanke. Kennen Sie diesen Mann?” Sie reichte Klaus das Phantombild von Gill.
    “Sein Name ist Gill.”
    “Was ist mit ihm?”
    “Ich stelle die Fragen. Falls Sie nicht antworten wollen - wir frönen noch immer einen schönen, alten Brauch und nehmen Sie mit auf die Wache. Es ist ein schöner Abend. Wenn Sie wollen, können wir sogar mit Blaulicht fahren.”
    “Ich kenne ihn. Er hat mit Was-auch-immer-auch nichts zu tun.”
    “Das werden wir selber herausfinden. Wir wissen, wo er wohnt. Was genau macht er beruflich?”
    “Früher nannte man so was Troubleshooter. Er ist ein Sicherheitsexperte, arbeitet aber auch als Privatdetektiv. Seine Wohnung und sein Büro sind über einem Kino auf der Brückstraße.”
    “Bekannt. Woher kennen Sie ihn?”
    “Er hat mir mal einen Gefallen getan. In Asien. Ist lange her.”
    “Sie können ihm mit Ihrer Aussage helfen.”
    Danner nahm die Füße vom Tisch und scharrte im Sand. Sein Gesicht wurde ausdruckslos. Dann wandte er sich an den Indianer. “Ramon. Ruf Dr. Görner an und sag ihm... Auf welche Wache bringen Sie mich?”
    Alexa stand auf. “Vergessen Sie’s. Im Moment. Ich schicke Ihnen eine Vorladung.”
    Klaus erhob sich ebenfalls. “Ein Pathanenstamm hatte mich als Sklave genommen. Nach einem halben Jahr kam Gill ins Lager. Er hat mich freigekauft. Ohne ihn würde ich in den Schluchten des Hindukusch vergammeln. Wenn Sie wissen wollen, wie die Menschheit leben wird, nachdem alles zusammengekracht ist, gehen Sie nach Afghanistan. Der schrecklichste Ort an dem ich je war.”
    “In Afghanistan wird ein Drittel des weltweit gehandelten Opiums produziert. Waren Sie deshalb dort?”
    “Natürlich nicht. Ich weiß nicht, in was Gill reingeraten ist. Ich habe ihn das letzte Mal vor Wochen gesehen. Auch wenn ich etwas wüsste, würde ich es nicht sagen. Aber diplomatisch. Falls er sich bei mir meldet, sage ich ihm, dass Sie ihn suchen und einen guten Eindruck auf mich gemacht haben. Sie rufe ich aber garantiert nicht an, wenn er sich meldet. Ich halte es mit dem großen Philosophen Alain Delon. Der hat mal gesagt: In der Freundschaft gibt es keine Enttäuschung, nur Verrat.”
    “Das mag ich so an echten Kerlen: ihre Macho-Freundschaften.”
    “Nur wenige Männer sind zu echter Freundschaft fähig. Frauen überhaupt nicht.”
    “Ja, ja, der Mann ist böse, die Frau ist schlecht. Pubertät kann etwas sehr Schönes sein. Reichlich warm hier.”
    Alexa verließ den Raum, Igel wollte ihr folgen.
    “Moment, Igel. Ich hätte Sie gern noch unter vier Augen gesprochen.”
    Alexa hielt einen Moment inne, ging dann weiter hinter Cobra zum Fahrstuhl. Igel war das ziemlich unangenehm. Er flüsterte Alexa zu: “Vielleicht erfahre ich was über Gill. Ich wirke auf manche Leute... so...”
    “Vertraueneinflössend.”
    “Bei mir fällt es ihnen leichter, auszupacken.”
    Alexa schaute ihn höhnisch an. Sie war froh, dem überhitzten Raum entkommen zu sein.
    Igel schloss die Bürotür hinter sich. Klaus Danner musterte ihn hart. “Ich will dich hier nicht mehr sehen. Keine Freifickerei mehr für dich.”
    “Aber wieso denn? Ich habe...”
    “Du hast mich nicht gewarnt.”
    “Wieso gewarnt? War doch gar nichts. Außerdem ging alles so schnell, da konnte ich nicht mehr anrufen. Die Alte ist arrogant und sagt mir nicht alles.”
    “Dann bist du für mich unnütz. Bewähr dich wieder. Erzähl mir was, das mich interessiert.”
    “Gibt nix zu erzählen.”
    “Lass dich erst wieder blicken wenn du was zu erzählen hast. Vielleicht lass ich dich dann wieder mit den Girls spielen.”
     
    WITTEN. Nicht weit von der ehemaligen Kohlenniederlage, hundert Meter von den Uferwiesen der Ruhr, kletterte Gill durch dichtes Unterholz. Die Nacht war dunkel und gelegentlich musste er seine Stablampe einschalten. Geschützt von Sträuchern und eng stehenden Bäumen lag ein Steinblock. Gill brauchte seine ganze Kraft, um ihn zu bewegen. Nach mehreren Versuchen schaffte er es. Der Eingang in die Unterwelt war frei, gerade groß genug für ihn. Er kletterte in die Finsternis und zog die Tasche mit dem Geld hinterher. Der gemauerte Höhlengang war so niedrig, dass er nur gebückt gehen konnte. Vor ihm eine glitschigen Treppe, deren Stufen in Jahrhunderten abgewetzt worden waren. Der Strahl der Taschenlampe reichte nicht bis zum Ende. Vorsichtig stieg er hinunter. Die Geldtasche hatte er geschultert.
    Gespenstisch tastete sich das Lampenlicht an dem Gemäuer entlang. An feuchten Wänden