Der Sodom Kontrakt
gelegt habe. Vielleicht habe ich seine alten Briefe durchgelesen. Vielleicht habe ich auch alte Fotos angeschaut. Vielleicht habe ich einiges davon getan. Aber Ihnen werde ich es nicht erzählen, und noch weniger gebe ich Ihnen Einblick in mein Gefühlsleben noch in mein Leben überhaupt.”
Die Getränke kamen. Sie trank einen kleinen Schluck Cognac, spülte mit einem großen Schluck Ginger Ale nach.
“Akzeptiert. Sie müssen mich nicht mögen. Ich muss Sie nicht mögen. Das ist keine Voraussetzung für unser Gespräch. Wann haben Sie Harry zuletzt gesehen?”
“Vor ein paar Tagen. Wir haben uns zufällig bei Leye getroffen und einen Kaffee miteinander getrunken.”
Gill seufzte und zog eine Reval aus der Packung. Immerhin hatte er es geschafft eine Stunde nicht zu rauchen. “So geht’s nicht. Ich weiß genug, um zu checken, ob Sie mir was verheimlichen oder mich anlügen. Entweder Sie reden offen mit mir oder ich zahle Ihre Getränke, meinetwegen auch noch zwei weitere Cognacs und mach mich vom Acker. Von dem Geld sehen Sie dann keinen Peso.”
“Aber es ist meins. Es steht mir zu”, zischte Sie so laut, dass es gerade noch diskret war.
“Na und? Was hilft es Ihnen? Verklagen Sie mich doch. Herzchen, du hast von dem Geld durch mich erfahren. Niemand weiß davon. Die einzige Chance es zu bekommen, ist, wenn ich es dir geben will. Wenn ich es will, comprende?”
Monika war verblüfft. Offensichtlich hatte sie in den letzten Jahren ihre Männer im Griff gehabt und vergessen wie es war, wenn man es mit Typen zu tun hatte, die nicht quiekten und sabberten, wenn sie die Beine übereinander schlug. “Das würden Sie Harry nicht antun! Er war Ihr Freund. Sie werden seinen letzten Wunsch respektieren...”
“Er war nicht mein Freund, sondern ein guter Bekannter. Außerdem bin ich kein Testamentsvollstrecker. Ich gebe Ihnen noch eine Chance. Trinken Sie erst mal in Ruhe Ihren Cognac. Dann unterhalten wir uns. Beim ersten falschen Ton bin ich weg. Ich bin zu alt für derartige Spielchen. Sie sind teuer verheiratet und brauchen das Geld doch gar nicht. Spielen Sie mir nichts vor.”
“Geld kann man immer gebrauchen.”
Gill bluffte nicht. Er brauchte echte Informationen, keinen Schmus. Wenn es so nicht lief, ging überhaupt nichts, und er konnte Monika als Quelle abhaken. Schweigend trank sie und starrte ihn wütend an. Langsam bekam sie sich in den Griff. Ihre hohen Backenknochen entspannten sich, ihr Gesicht wurde weicher. Die Frau begriff schnell und wusste, wann sie nicht durchkam. Sie war clever genug, sich alle Optionen offenzuhalten. Sie bestellte einen zweiten Cognac und lächelte schief, was ihre Attraktivität unterstrich. “Wir haben falsch angefangen. Schon wegen Harry sollten wir uns besser verstehen.”
Von mir aus auch diese Nummer, dachte Gill. “Wie war Ihre Beziehung zu Harry. Ich meine, nach...”
“Nachdem wir auseinander waren? Ich weiß nicht, was er Ihnen über uns erzählt hat. Sicher nicht die ganze Wahrheit. Oder nur seine Wahrheit. Ich habe ihn damals wirklich geliebt. Er hat diese Liebe ganz langsam umgebracht. Harry war ein unsicherer Mensch und brauchte viel Halt, den ich ihm nicht geben konnte. Ich bin nicht der Typ Frau, an den man sich anlehnen kann. In mir ist absolut nichts mütterliches. Außerdem war er ungeheuer eifersüchtig. Selbst wenn ich meine Familie besucht habe, hat er mir eine Szene gemacht. Am liebsten hätte er mich eingesperrt...”
“Dann wechselten Sie zu jemandem, den Sie durch Harry kennengelernt hatten.”
“Da war unsere Beziehung schon am Ende. Nachdem er merkte, dass ich mich nicht anbinden lasse, wurde es immer unerträglicher. Er trank zuviel und schlug mich. Ich liebte ihn trotzdem. Für mich war sein Verhalten auf perverse Weise ein Liebesbeweis.”
“Ein negativer Liebesbeweis.”
“Von mir aus. Ich habe immer extrem viel Liebe gesucht. Vielleicht, weil ich als Kind nur herumgestoßen wurde. Aber irgendwann dachte ich mir, wenn er dich schon verprügelt und fertig macht, dann soll er auch einen Grund dafür haben. Also traf ich mich mit anderen Männern. Wölfi war ganz anders als Harry. Er engte mich nicht ein, ließ mich mein eigenes Leben führen. Das Gegenteil von Harry. Wahrscheinlich war er genau deshalb sein Nachfolger.”
“Aber Wölfi war wohl auch nicht der Richtige.”
“Mein Gott! Wir waren jung. Wenn man jung ist, kommen einem Monate wie Jahre vor. Für uns war es damals eine lange Beziehung. Haben Sie in Ihrer
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