Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
Vom Netzwerk:
Parkhaus unter dem Rathausplatz. Er nahm die abmontierten Nummernschilder, ging zu einem abseits stehenden Gefährt und tauschte die Nummernschilder aus. Dasselbe tat er mit einem weiteren Auto. Dessen Nummernschilder schraubte er an den Polizeiopel. Dann ging er zur Kasse, zahlte die Parkgebühr und fuhr aus dem Parkhaus. Kein Autofahrer kontrolliert seine Nummernschilder, wenn er einsteigt. Der Austausch würde eine ganze Weile für Verwirrung sorgen, bis das richtige Kennzeichen in die Fahndung kam.
    Gill fuhr nach Dortmund. Er parkte den Opel auf dem fast völlig besetzten Parkplatz am Hauptbahnhof und ging Richtung Brückstraße. Am Ende einer Sackgasse betrat er einen Imbiss. Er winkte dem jungen Türken am Kebabspieß zu und ging durch die Hintertür auf einen Innenhof, den eine Mauer vom nächsten Hof abgrenzte. Ein Klimmzug und er war oben, sprang auf der anderen Seite hinunter. Er kletterte auf ein Garagendach, und von da aus auf ein höheres Flachdach. Er erreichte eine Notleiter und kletterte zum Dach eines mehrstöckigen Hauses hinauf. Die Häuser grenzten ohne Zwischenräume aneinander, und Gill balancierte über ihre Dächer. Einige Meter unter sich konnte er das hektische Treiben auf der Brückstraße beobachten. Vom Regen waren die Dächer glitschig. Er musste die Füße vorsichtig setzen. Einmal rutschte er weg und ließ sich sofort fallen, um sich mit den Händen festzuhalten. Er saugte sich an den nassen Dachziegeln fest. Die Geräusche, die er dabei machte, beunruhigten ihn mehr als die kurze Rutschpartie. Vorsichtig stand er wieder auf und erreichte kurz darauf sein Ziel: ein renoviertes mehrstöckiges Haus mit einem Kino im Erdgeschoss.
    Über dem Kino lagen seine Büro- und Wohnräume. Gill stieg durch eine Dachluke ein und ließ sich auf den Holzplanken des Dachbodens fallen. Zwischen Gerümpel ertastete er sich im Halbdunkel den Weg zur Treppenhaustür. Dann ging er leise bis zum ersten Stock hinunter. Wie er vermutet hatte: Die Räume waren von der Polizei versiegelt. Aber es stand kein Posten davor. Vielleicht überwachten sie das Haus von der Straße aus. Um kein Risiko einzugehen, hatte er den Weg über die Dächer gewählt.
    Aus der Wohnung gegenüber hörte er leises Krächzen, Husten und lauteres Fluchen. Der dauernd betrunkene Hausmeister war aufgewacht und litt unter dem üblichen Kater. Gill kümmerte sich nicht um das Siegel und schloss die Tür auf. Er ging in den letzten Raum mit den Fenstern zum Hinterhof. Das Zimmer war oberflächlich durchsucht worden. Keinem war anscheinend aufgefallen, das dieser Raum ein Stück kürzer als der vorbeiführende Korridor war.
    Gill entriegelte eine geheime Schiebetür und ließ die aufgleiten. Dahinter befand sich ein Stauraum, in dem er alles aufbewahrte, was niemand etwas anging: Waffen, Wärmedetektoren, echte falsche Papiere, ein Überlebensset, ein Richtmikrofon mit hoher Reichweite, eine Infrarot-Taschenlampe und die dazugehörige Brille. An der Wand hing ein Poster von John T. Thompson, der unter dem Eindruck der Grabenkämpfe des 1. Weltkriegs die Maschinenpistole erfunden hatte. Im Sommer 1916 hatte er für ihre Entwicklung die Firma Auto-Ordnance gegründet. Doch bevor sie nur einen einzigen “Grabenbesen” verschiffen konnte, war der Waffenstillstand geschlossen worden. Bis 1925 wurden nur dreitausend MPs verkauft. Erst als der Gangster McErlane 1926 in Chicago mit einer Tommy-Gun auf den Gangster Spike O’Donnell schoss, begann der Siegeszug der MP, die von nun an zur Standardausrüstung der Gangster zählte. Gill hatte eine MAC 11 neben Thompsons Bild an der Wand hängen, die unter dem schönen Namen “Miami Machete” während der Drogenkriege der achtziger Jahre zu traurigem Ruhm gekommen war.
    Er nahm eine Tasche und stopfte sie mit Dingen voll, die er vielleicht gebrauchen konnte. Aus dem Kleiderschrank nahm er frische Wäsche, zog sich sofort um und warf eine Hose und Hemden zum Wechseln in die Tasche. Er zog schwere Schnürstiefel an, tauschte die dünne Lederjacke gegen eine schwarze israelische Kampfjacke, hängte die Tasche über seine Schulter und verließ das Haus auf demselben Weg, auf dem er gekommen war. Der Opel hatte ein Knöllchen hinter dem Scheibenwischer.
     
    WITTEN. _Frau Gertabowski, geborene Dorn?”
    “Immer noch Dorn.”
    “Entschuldigen Sie den Anruf, Frau Dorn-Gertabowski...”
    “Einfach nur Dorn.”
    “Sehr gern. Also: mein Name ist Schneider. Ich bin ein enger Mitarbeiter von Herrn Gill.

Weitere Kostenlose Bücher