Der Sodom Kontrakt

französisch-amerikanischen Interessenskonflikte im Kongo.
    “Beeindruckend. Ich werde es sicherlich lesen.”
    “Sollten Sie. Es ist das beste Buch über Afrika, das in den letzten fünfzig Jahren geschrieben wurde. Nehmen Sie es als Geschenk mit. Im Buchhandel finden Sie es nicht mehr. Die CIA hat die ganze Auflage aufgekauft.”
    “Ein größeres Kompliment kann man einem derartigen Buch wohl nicht machen.”
    Kleber strahlte. “Jetzt verstehen wir uns. Sie haben Durchblick.” Er wurde versöhnlicher. “Sonst hätte der alte Idiot Masy Sie nicht empfohlen.” Aus einer Schublade zog er eine Flasche Elexir d’Anvers und drei staubige Gläser hervor. Er rieb die Stumpen mit einem Papiertaschentuch aus und schenkte den süßen Likör ein, dem heilende Wirkung nachgesagt wird. Mit einem Glas in jeder Hand kurvte er um den Schreibtisch. “Das Beste, was man an einem solchen Abend trinken kann. Außerdem hilft es, meinen Kaffee zu überleben.” Er lachte und drückte Gill und Monika die Gläser in die Hände. Er nahm seines auf und prostete ihnen zu. Sie tranken.
    “Köstlich. Der Apotheker Francois Xavier de Beukelaer hat es 1863 erfunden. Wenn die Bauern einen kranken Ochsen haben, flößen sie ihm einen halben Liter davon ein, und er ist wieder gesund. Die Kräutermischung ist ein altes Geheimrezept, genauso gehütet wie die Coca Cola-Formel.”
    Gill und Monika nickten anerkennend. Kleber goss nach. “Erzählen Sie. Weshalb sind Sie hier?”
    “Ein Freund von mir wurde von Profis umgebracht. Man hat es mir in die Schuhe geschoben. Es sieht so aus, als hätte er jemanden erpresst, der mächtig genug ist, um solche Angelegenheiten ein- für allemal zu regeln. Unter seinen Sachen waren verschiedene Zeitungsausschnitte, die sich mit der Dutroux-Geschichte beschäftigen. Ein Ausschnitt handelt von einem deutschen EU-Kommissar. Vielleicht hat es nichts miteinander zu tun, aber das glaube ich nicht. Masy sagt, Nihoul, der ja wohl das Bindeglied zwischen den Kinderschändern, der Mafia und den Politikern war, hatte mit Gladio zu tun. Und Sie sollen der Experte für Gladio sein.”
    Kleber hatte genauso konzentriert zugehört, wie er energiegeladen seinen Vortrag gehalten hatte. “Ja, ich bin Experte für Gladio, wie für vieles andere auch. Ihnen ist doch klar, was hinter der Dutroux-Affäre steckt?”
    “Ich hoffe...”
    “Um es kurz zu machen: Die Mafia hat sich vor zwanzig Jahren nach Brüssel hin orientiert, um Entscheidungen über Subventionen zu beeinflussen. Jeder hat von den Milliarden Subventionsgeldern gehört, die nach Italien fließen und in dunklen Kanälen verschwinden. Die besondere Struktur des belgischen Staates ermöglichte es der Mafia ein Netz von Korruption in alle wichtigen Kreise zu knüpfen. Politiker, Polizei, Justiz, alle wurden zu einer Seilschaft, die von der Mafia mitkontrolliert wird. Nihoul ist eine alte Unterweltfigur, die aber über gute Verbindungen zu den Mächtigen verfügte. Um die wichtigen Leute bei der EU zu kontrollieren und ihre Entscheidungen zu beeinflussen, bediente sich die Mafia Nihouls und seiner Gangster. Nihoul spähte das Liebesleben von Politikern aus und veranstaltete Partys, bei denen sie ihren perversesten Neigungen nachgehen konnten. Weil er selbst Päderast ist, wusste er, wie man so etwas organisiert. Durch Dutroux ließ er Kinder entführen, die er dann seinen einflussreichen Gönnern als Nachtisch servierte. Damit hatte er sie in der Hand. Die Mafia weiß genau, dass sie niemanden mehr mit Callgirls oder Strichjungen erpressen kann. Sie hat die Päderastenszene zielsicher aufgebaut. Kindesmissbrauch ist eins der letzten Tabus unserer verrotteten Gesellschaft. Ein Missbrauch, den das Volk nicht akzeptiert. Aber die Mafia wäre nicht die Mafia, wenn sie nicht nebenher noch Geschäfte mit den Kindern machen würde. Also hat sie die Kinderpornographie angekurbelt und um die Opfer loszuwerden beliefert sie auf Bestellung Satanskulte, die bei ihren Ritualen Kinder töten. Es gibt auch einige Snuff-Movies, auf denen zu sehen ist, wie berühmte Politiker Kinder nach der Vergewaltigung umbringen.”
    Monika war blass geworden und stöhnte. “Das ist ja abscheulich! Wie können Menschen....”
    “Ach, Kind. Ich habe mehrere Kriege mitgemacht und die größten Abscheulichkeiten gesehen. Du weißt nicht wozu Menschen fähig sind.”
    “Ich kann mir nicht vorstellen, dass Harry sich mit so mächtigen Leuten angelegt hätte. So naiv war selbst er