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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Compart
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verspricht, dass es am ersten Mai Geld vom Himmel regnet, glauben sie ihm. Dann gehen sie am ersten Mai vor die Tür und sind enttäuscht und beleidigt, wenn es keinen Geldregen gibt. Wenn der Kanzler dann sagt, er hätte sich im Datum geirrt und der Geldregen käme erst in drei Jahren, sind sie beruhigt und glauben weiter an ihn. Ein deutscher Kamerad sagte mir mal, der Balkan fängt auf dem Münchener Hauptbahnhof an. Ich sage: Osteuropa beginnt in Aachen.”
    Klebers Gesicht lief rot an. Ein selbstverliebter Redner, der zu wenig Gelegenheit zum Quatschen hatte. Wahrscheinlich verbringt er zuviel Zeit allein mit seinen Büchern und freut sich über jedes Opfer, bei dem er das Gelesene anbringen kann, dachte Gill, der den scheußlichen Instantkaffee ausgetrunken hatte.
    “Commandante Kleber, ich bin hier, um...” Er kam nicht weit.
    Der Kleine ließ sich schwungvoll in seinen Schreibtischsessel fallen und deutete mit einem Lineal auf ihn. “Meine Tochter ist mit einem Deutschen verheiratet. Das größte Arschloch, daß ich je getroffen habe. Er fürchtet um seinen Arbeitsplatz und dass er die Hypotheken für sein Gifthäuschen nicht mehr bezahlen kann. Er hat meiner Tochter vier Kinder gemacht, nur um an das staatliche Kindergeld zu kommen. Alles war von Anfang an geplant, und in der Hochzeitsnacht hat er meiner dummen Tochter seine Lebenskalkulation vorgerechnet. Morgens fährt er ein halbe Stunde früher zur Arbeit. Dann wartet er auf dem Parkplatz, bis sein Chef kommt, damit er ihm die Tür aufhalten und seinen Aktenkoffer tragen kann. Jeden Tag sagt er zu seinem Chef, wenn er ihm den Aktenkoffer abnimmt: Sie tragen so schon schwer, Herr Chef. Was für eine Ratte! Und meine Enkel werden noch schlimmer. Die tun, was sie wollen. Werden nicht erzogen. Mein Schwiegersohn meint, sie müssen sich entfalten, ohne Repression aufwachsen. Es sind kleine grausame Monster, die erwarten, dass jeder für sie alles tut. Das einzige was sie interessiert, sind Computerspiele und teure Kleidung.     Zufrieden ließ Kleber das Lineal fallen, mit dem er herumgefuchtelt hatte. Gill grinste ihn an: “Eine schöne Rede. Aber Sie haben mir nichts Neues gesagt.”
    “Ich war in der Legion. Sie war mein Leben. Seit zehn Jahren bin ich Zivilist. Den Rest meines Lebens habe ich der Geschichtsschreibung gewidmet. Ich schreibe die Geheimgeschichte der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Was wirklich geschah... Ich nenne die wahren Interessen hinter den Kriegen, nicht die offiziellen Versionen der Geschichtsbücher für dumme Schüler. Ich sage, wer sie angezettelt hat und warum. Wahrscheinlich bin ich der bestinformierte Historiker, der nicht für einen Geheimdienst arbeitet. Geschichte hat mich immer fasziniert, und ich wäre Professor geworden, wenn ich nicht aus armen Verhältnissen stammen würde. Mich hat die Armut in die Legion getrieben. Aber ich bereue es nicht. Mir hat die Legion die wirklichen Perspektiven für meine historischen Arbeiten eröffnet. Anders als die dummen Stubenhocker, die ihre Lehrstühle plattsitzen.”
    Gill schmeichelte: “Genau deshalb sind wir hier.”
    “Das heißt nicht, dass ich mit jedem rede.”
    “Ich weiß es zu schätzen.”
    Kleber griff neben sich und warf ihm ein Buch zu. Auf dem Umschlag war ein Jugendfoto Klebers in der Uniform der Legion. In französischer Sprache hieß der Titel: Afrikanische Tragödie - Die

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