Der Sodom Kontrakt
BMW. Ein Passant stand ein paar Meter vor ihnen entfernt und beobachtete ungläubig das Geschehen. Er stellte die Einkaufstüten ab und brüllte: “Was geht hier vor? Was machen Sie mit dem Mann?”
Schmidt schlug seine Anzugjacke zurück. Die Ruger P-85 im Schulterhalfter wurde sichtbar. Er deutete mit einem Finger auf den Passanten: “Du gehst Preise vergleichen.”
Ängstlich nahm der Mann seine Tüten auf und entfernte sich in die Richtung, aus der er gekommen war.
Schneider hatte Lambert auf den Rücksitz verstaut. Die Stoßdämpfer ächzten, als Schmidt sich neben ihn zwängte und aufs Polster fallen ließ. Ohne Hast nahm Schneider hinter dem Lenkrad Platz. Er reichte Schmidt einen Schalldämpfer mit neuen Prallblechen. Schmidt hatte die Ruger mit Unterschallmunition geladen. Er schraubte den Supressor auf den Lauf. Schneider fuhr los, Schmidt ließ das Seitenfenster herunter. Als sie auf der Höhe des ängstlich flüchtenden Passanten waren, hielt Schneider kurz an. Schmidt erschoss den Mann im Schneegestöber der leeren Straße.
„ Heiße keinen Menschen glücklich, bevor er nicht tot ist. Ich glaube zwar nicht, dass er sich das Nummernschild gemerkt hat, aber von Ihnen hätte er bestimmt eine gute Beschreibung liefern können, Herr Schmidt.”
Dünner Rauch stieg aus dem Schalldämpfer auf. “Nun hat er endgültig den Weg des Lasters verlassen und erwartet eine Wiedergeburt - als Kellerassel bei Aldi.”
KAPELLEN. Auf der Autobahn nach Antwerpen war der Schnee gekommen. Der Scheibenwischer wurde kaum mit den dicken weißen Flocken fertig. Innerhalb weniger Minuten war das matschbraune Land unter einer weißen Decke verschwunden. Die Nacht brach herein, als sie Antwerpen erreichten, die “Schöne von Brabant”. Sie hörten Bob Dylans Street Legal und dachten bei Senor unabhängig voneinander über den Verschmutzungsgrad ihres Lebens nach. Wegen des Schneetreibens hatte Gill für die fünfzig Kilometer von Brüssel nach Antwerpen eine dreiviertel Stunde gebraucht. Er fuhr über den Kleinen Ringweg, bis er auf die achtspurige R1 in Richtung Industriehafen kam. Die sechsspurige Brücke führte sie über den Albertkanal. Links unter ihnen begrub der Schnee die angedockten Schiffe, rechts legten sich die Flocken auf die Kuppel des zirkusbauähnlichen Sportpalastes. Er musste die Spur wechseln und sich zwischen einen Lkw-Konvoi quetschen, der sich zu den Kaianlagen schleppte. Mit den Lastwagen bogen sie auf den vierspurigen Zoomse Weg, der durch den Industriehafen führte. An einer Ampel mussten sie halten.
“Kleber wohnt in dem Grenzort Kapellen. Das liegt auf unserem Weg nach Goes.”
Monika schaute leicht ermüdet in die treibenden Flocken. “Ich liebe Schnee. Er macht alles so sauber und unschuldig.”
Gill blickte zu ihr hin und dachte, wie wenig man Schnee liebt, wenn er einen in den afghanischen Bergen überraschte. “Wenn das Tauwetter einsetzt kommt alles um so schmutziger zurück.”
“Sie haben nicht das geringste Gespür für Romantik.”
Gill fuhr hinter dem stinkenden und qualmenden Laster an, bog auf die linke Spur und glitt auf der dünnen Schneedecke an dem Konvoi vorbei. An der Autobahn standen auf der weitläufigen Landzuge Container und riesige Lagerhallen neben langen Pipelines. Dazwischen leuchteten stählerne Konstruktionen von Fabriken und Raffinerien auf. Eine futuristische Industrielandschaft, die sich arrogant vom Schnee abhob. Gill bog ab. Sie fuhren einen Kilometer zwischen unbebauten Wiesen durch immer heftigeres Schneetreiben. Rechts und links tauchten erste Häuser auf. Kleine, gedrungene flämische Einfamilienhäuser, dazwischen ein paar protzige Neubauten, die der Luxus einer großzügigen Gartenanlage umgab. Sie erreichten das Kopfsteinpflaster der Hauptstraße und fuhren an einem Fahnenmast vorbei über die holländische Grenze. Kein Mensch war auf der Straße. Die Einwohner hatten sich in die heimelige Wärme ihrer kleinen Häuser zurückgezogen. Gill wendete.
“Es muss eine Seitenstraße im belgischen Teil sein.”
Der Mercedes rutschte auf dem schneebedeckten Kopfsteinpflaster hinten etwas weg, stabilisierte aber schnell wieder Er rollte langsam auf die Hauptstraße zurück und las die Straßenschilder. Auf Verdacht bog er in eine Seitenstraße ein und wurde über einen Halbbogen zu dem Weg geführt, den er suchte. Eine dunkle, kurze Gasse mit wenigen Häusern, die an einem Waldrand endete. Er hielt in der Querstraße.
“Es ist vielleicht besser,
Weitere Kostenlose Bücher