Der Sodom Kontrakt
Stasi-Agenten für den Mord verantwortlich zu machen. Geklärt ist bis heute nichts. Das erinnert doch ziemlich an Italien, wo Politiker, die den Amerikanern nicht passten, angeblich von Roten Brigaden umgelegt wurden, und wir heute wissen, dass Gladio, der italienische Geheimdienst und die Mafia dahinter steckten. Jedenfalls waren die Amerikaner mit der Treuhandpolitik der Nachfolgerin zufriedener.”
“Birgit Breuel.”
“Ja. Dieses skrupellose Weib. Zum Dank gab man ihr die Weltausstellung. Egal, wie viel Geld dort gewaschen oder in den Sand gesetzt wird. Sie hat auch eine Menge verdienstvolle Treuhandmitarbeiter mitgenommen. Es ist ihr Lohn für die Versenkung der Treuhand wie sie Rohwedder geführt hatte. Sie hat Ostdeutschland zum Mafia-Paradies gemacht und den amerikanischen Banken die richtigen Geschäfte besorgt.”
Monika war außer sich: “Ich kann nicht glauben, dass Politiker und Wirtschaftsleute mit der Mafia zusammenarbeiten.”
“Natürlich nur indirekt. Wie heißt es so schön: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.”
“Die Feinde der Kommunisten waren und sind das Organisierte Verbrechen, und damit automatisch Bundesgenosse der CIA. Ihr kleinster gemeinsamer Nenner ist das Interesse an einer kapitalistischen Wirtschaft. Politiker, die ihnen in die Quere kommen, leben gefährlich.”
Kleber stöhnte. “Endlich ein bisschen was begriffen? Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks konnte man unbequeme Politiker nicht mehr von roten Terroristen abknallen lassen. Komisch, wie die RAF plötzlich ihre Tätigkeit einstellte. Und Gaddafi kann man auch nicht alles zuschreiben. Heute geht man leisere Wege, wie Brüssel zeigt. Man erpresst sie und macht sie sich gefügig. Wen man nicht selbst an die Kandare nehmen kann, lässt man durch die eigene Partei disziplinieren. Mord ist heute zwar nach wie vor ein Mittel, um gefährliche Leute loszuwerden, aber es geht ja meist auch anders. Was Dutroux angeht - da qualmen jetzt bei wichtigen Leuten die Köpfe. Schließlich muss eine halbwegs glaubwürdige Lösung her. Keine leichte Aufgabe für die Analytiker der Geheimdienste.”
“Ich erkenne noch nicht alle Zusammenhänge, aber eines ist klar: Mein Freund Harry hat in ein Hornissennest gegriffen.”
“Und wurde von Gladio Zwei umgelegt. Einer Allianz aus Mafia, Wirtschaft, Politik und Kinderfickern.”
WETTER/RUHR. Das weitläufige Fabrikgebäude war alt, trist und verfallen. Mit seiner bröckelnden Fassade konnte es als Industriedenkmal der Gründerzeit dienen. Die Fenster waren eingeschlagen. Hier und da ragten Glasscherben aus den Rahmen. Zähe Büsche wuchsen aus den Fugen und unterstrichen den Zerfallszustand. Die Fabrik stand in der Nähe des Wetterer Bahnhofs an den Gleisen. Schneider und Schmidts BMW parkte auf dem zugeschneiten Platz vor der Drahtumzäunung. Sie hatten Lambert tief in den dunklen Bauch des Gebäudes geschleppt. Er wurde wie ein Wäschebündel auf einen Haufen verfaulter Lumpen geworfen. Lambert kam wieder zu sich.
“Ihr seid doch die Leute, die mir den Erpresser vom Hals geschafft haben, oder?” Er machte sich gerade in die Hose, und der Gestank überlagerte den moderigen Geruch der düsteren Halle. Sie hörten einen Güterzug über die Gleise fahren.
“Ich möchte einmal jemanden mit sauberer Unterhose umlegen”, knurrte Schmidt und verzog die Nase.
“Das macht doch keinen Sinn. Erst sorgt man dafür, dass ihr meinen Erpresser erledigt, und dann wollt ihr mich umbringen? Das macht doch keinen Sinn. Ich bin wichtig! Man braucht mich...”
“Ich glaube nicht, dass du noch gebraucht wirst. In Zeiten der Überbevölkerung muss jeder Abstriche gegenüber seiner Lebenserwartung machen. Arbeitszeitverkürzung bedeutet auch Lebenszeitverkürzung, jedenfalls in unserem hochqualifizierten Gewerbe, nicht wahr, Herr Schneider?”
Schneider lehnte gegen einen rostigen Stahlpfeiler. “Ganz richtig, Herr Schmidt. Willkommen im Reich der Selbstjustiz, du Wichser.”
Lambert winselte. “Bitte, nennt keine Namen. Ich will eure Namen nicht wissen. Wir können uns doch einigen! Ich habe viel Geld. Ich habe von allem viel. Ihr müsst nur sagen, was ihr haben wollt. Ich zahle euch das Doppelte...”
“Schon wieder einer, der glaubt, alles im Leben ist käuflich. Der Materialismus ist doch etwas Erniedrigendes.” Kopfschüttelnd betrachtete Schneider ihn mit seinem Kobrablick.
“Herr Schneider und ich sind Idealisten. Für eine Kreatur wie dich ist das sicherlich
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