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Der Sog - Thriller

Titel: Der Sog - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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murmelten ihren Nachbarn missbilligend zu, wie gern sie weitergesucht hätten, aber insgeheim waren sie alle froh, dass sie sich nicht länger durch Schwarzdorn, Riesenblättriges Pfeilblatt und Wandelröschen kämpfen mussten, während dieser unglaubliche Regen auf ihre Köpfe hämmerte.
    Die Tierarzthelferin Katy Rhydderch war die Vorletzte, die in den Bus stieg. Rein zufällig wandte sie den Blick zu einer flüchtigen Bewegung nach unten, ehe sie das Fahrzeug betrat. Eine Radnetzspinne mühte sich auf ihren Streichholzbeinen über das Gras und rutschte auf ihrer Flucht aus dem Regen ständig weg. Katy, die bei ihren Freunden dafür berüchtigt war, dass sie es hasste, einem Lebewesen wehzutun (außer den Zecken vielleicht, die sie gelegentlich aus dem verfilzten Fell eines Hundes ziehen musste), befürchtete, die Spinne könnte unter den Reifen des Minibusses zerquetscht werden. Sie kniete nieder, um das Geschöpf auf den Griff ihrer Lampe krabbeln zu lassen, damit sie es aus der Gefahrenzone bringen konnte. Als die Spinne zögerlich auf die Taschenlampe stieg, sah Kate ein dunkles Bündel unter dem Bus liegen.
    Es war ein Mädchen, das gekrümmt wie ein Komma unter der Antriebswelle lag und tief schlief.
    Zwanzig Minuten später lag Hannah Gerlic dösend auf einer Trage in einem Krankenwagen, der nur wenige Meter entfernt von der Stelle stand, wo zuvor der Minibus gewesen war. In der Kabine dröhnte es, als würde der ganze Pazifik auf ihr Dach prasseln, aber Hannahs Eltern schien der ohrenbetäubende Lärm nichts auszumachen. Beide hielten eine Hand von Hannah. Hannah war bereits eine Weile wach; sie hatte gegähnt, darum gebeten, nach Hause zu dürfen und bekannt, sie könne sich nicht mehr an das Geringste erinnern, seit sie Vees gewaltiges Mittagessen verspeist hatte.
    Polizisten in Regenmänteln liefen vor dem Rettungswagen auf und ab und warteten darauf, dass sie den Schauplatz verlassen durften. Constable Brian Wenn zählte die Minuten bis zum Ende seiner Schicht – seine Freundin Eva war heute von einer einwöchigen Konferenz zurückgekehrt und lag ohne Frage bereits nackt in seinem Bett. Noch drängender war, dass seine Blase zu platzen drohte. Wenn sah auf die Uhr, verfluchte seine patschnassen Füße und eilte durch das hohe Gras zur Baumreihe; schon unterwegs zog er den Reißverschluss seiner Hose auf. Während sich sein Wasser mit dem Regen mischte, warf er träge einen Blick nach links.
    Und so kam es zu der zweiten zufälligen Entdeckung in dieser Nacht.
    Ein Mann lag bewusstlos im hohen, dunklen Gras, sein Kopf war keine zwei Schritte von Wenns warmem Urinstrahl entfernt.

46
    Der Regen stürzte drei Tage lange ununterbrochen vom Himmel, eine scheinbar endlose Flut, die sich auf Dächer und Straßen, Kühlerhauben und Gärten ergoss.
    Bewohner, die sich noch vor Wochen bitter über die Wassersparmaßnahmen der Stadtverwaltung beklagt hatten, wandten ihren Zorn dem unaufhörlichen Regen zu. Die Freude darüber, dass sich die fernen Staubecken auffüllten, aus denen die Stadt versorgt wurde, verwandelte sich in Angst, als die innerstädtischen Flutkanäle den sintflutartigen Wassermassen nicht mehr gewachsen waren. Straßen wurden gesperrt. Hauptwasserleitungen platzten. Der breite, braune Fluss stieg … und stieg immer weiter. Garten- und Baumärkten ging der Vorrat an Säcken und Sand aus. Schulen wurden geschlossen. Vögel, die zu nass waren, um Nahrung zu suchen, und zu erschöpft, um sich weiter festzuhalten, fielen tot von den Bäumen.
    Fünf Menschen ertranken.
    Drei versuchten auf dem Weg von ihrem landwirtschaftlichen Anwesen am westlichen Rand der Stadt in einem Auto eine Flutrinne zu überqueren und wurden von Wassermassen mitgerissen, die weit schneller flossen, als der Fahrer es eingeschätzt hatte. Der vierte war ein chinesischstämmiger Ladenbesitzer in Fortitude Valley, dessen Importlagerhaus überschwemmt worden war. Er hatte zusammen mit seiner Frau versucht, die Pappkartons mit Teekannen, Kalendern, Woks und – unpassenderweise – Vibratoren vom Boden der überfluteten Halle in höhere Regale zu verladen, als ein aufgeweichter Karton ganz unten in einem gefährlich hoch aufgestapelten Turm nachgegeben hatte, und ein ganzer Berg aus Pappe, Keramik, Stahl und weichem Silikon auf ihn gestürzt war und den Mann so lange unter sich begrub, bis das Wasser über sein Gesicht gestiegen war. Der fünfte war ein älterer Herr, dessen neugieriger Foxhound zu nahe an einen reißenden Bach

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