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Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin

Titel: Der Sohn der Kellnerin - Heinzelmann, E: Sohn der Kellnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Heinzelmann
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Explosion. Sie verglich dieses Erwachen der Natur mit ihrem jetzigen Zustand. Sie schaute lächelnd an sich herunter und strich sich über ihren sich schon deutlich abzeichnenden Bauch. Wenn es ein Junge würde, würde sie ihn Simon nennen. Den Mädchennamen, Clarissa, hatte Alexander ausgesucht. Sie ließ sich Zeit, lief ganz langsam, nahm diesen wunderbaren Augenblick ganz bewusst wahr. Alexander würde jetzt gerade über seiner Klausurarbeit sitzen, und da wollte sie ihn nicht stören. Wenn er in dieser Halbzeit erfolgreich war, konnte er in zweieinhalb Jahren sein Studium abschließen. Sie war sich sicher, alles würde gut werden. Alexander freute sich mittlerweile auf das Kind und er schmiedete jetzt schon wieder Pläne. “Man muss flexibel sein”, sagte er zu Hannah, “und sich verändernden Verhältnissen anpassen können. Schließlich geht das Leben ja weiter.” Alle anfänglichen Sorgen waren wie weggeblasen. Es galt hier nur noch die Freude über ihr gemeinsames Kind, ein Kind der Liebe.
    Es war schon drei Uhr am Nachmittag als sie nach Hause kam. Alexander saß, wie vermutet, über seinen Büchern. Auf der Küchentheke standen noch die Reste des Mittagessens des Vortags, das er sich aufwärmte. Hannah kochte am Abend immer so viel, dass es für den nächsten Tag reichte, weil sie ja arbeitete. Gegen Abend musste sie nämlich wieder in Joey’s Treff, um für die abendlichen Gäste zu kellnern. Sie war bei den Gästen sehr beliebt und verdiente ziemlich gut Trinkgeld.
    Alexander war so sehr in seine Arbeit vertieft, dass er Hannah erst gar nicht bemerkte, wie sie hereinkam. Erst, als sie sich daran machte, die Küche aufzuräumen, wurde er ihrer gewahr. “Ach, du bist da? Habe dich gar nicht kommen hören.” Er stand auf, ging zu ihr, umarmte sie, küsste sie und streichelte ihren gewölbten Leib. “Komm, lass das, ich räume meine Reste selbst weg! Und du ruhst dich aus.” Sie lächelte: “Es ist ja nur eine Kleinigkeit. Das mache ich mit einem Handstreich.” Er strich Hannah nochmals zärtlich über die Wange, “du bist eine wunderbare Frau”, und machte sich wieder über seine Bücher.
    Plötzlich schoss ihm sichtlich etwas durch den Kopf. “Ach Hannah, fast hätte ich es vergessen. Tante Sophia hat angerufen. Es schien dringend und sie bittet, dass du sie gleich zurückrufst.”
    “Hatte sie etwas gesagt, worum es geht?”
    “Nein. Es hörte sich nur einfach sehr wichtig an. Zumindest schien sie sehr aufgeregt.”
    Hannah ging zum Telefon, wählte die Stuttgarter Nummer und schon nach dem zweiten Klingelton vernahm sie Tante Sophias fragendes “Hallo?”
    “Ich bin’s, Hannah. Du hast angerufen Tante Sophia?”
    “Ja, gut dass du gleich zurückrufst. Doch zuerst, wie geht es dir? Läuft alles gut mit der Schwangerschaft? Ist der Arzt zufrieden? Kommt Alexander gut voran mit seiner Arbeit? Geht es dir auch wirklich gut?”
    Hannah lachte und meinte: “das waren eine Menge Fragen gleich auf einmal. Ja, Tante Sophia, es geht mir gut, die Schwangerschaft verläuft bilderbuchgemäß, mein Arzt ist mehr als zufrieden und Alexander kommt mit seiner Arbeit gut voran. Auch in meinem Job bin ich sehr zufrieden. Joey ist ein richtig lieber Kerl. Er mag mich. Er passt gut auf mich auf, will nicht, dass ich mich übernehme. Er sieht sich fast ein bisschen wie Papa Nr. 2, denn er redet immer von ‘unserem Kind’.”
    “Na, ich weiß nicht. Ist der Kerl nicht schwul?”
    “Tante Sophia!!”, sagte Hannah mit gespielter Empörung, “du bist doch von dieser Welt. Es ist doch heutzutage nichts mehr Außergewöhnliches, wenn jemand homosexuell ist. Joey und Thomas sind ganz nette, gute Freunde, auf die Verlass ist. Die beiden sind das perfekte Team. Sie haben das Restaurant, das Joey in herunter gekommenem Zustand übernommen hatte,innert kürzester Zeit auf Erfolgskurs gebracht. Und, was mich betrifft, ich bin froh dass ich in Joey’s Treff arbeiten darf.”
    “Na ja, vielleicht hast du recht. Wahrscheinlich bin ich halt doch ein bisschen altmodisch.”
    “Aber sag Tante Sophia, das Thema Joey war doch nicht der Grund, warum ich anrufen sollte. Alexander sagte mir, es sei äußerst dringend.”
    “Ach was, äußerst dringend ist etwas übertrieben.”, widersprach sie betont gleichgültig, als wäre die Angelegenheit nicht von solcher Bedeutung, wie Alexander antönte, “es ist nur … na ja, es gibt da bei uns eine gewichtige Änderung.”
    “Aha, also doch immerhin ‘gewichtig’”,

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