Der Sohn des Alchemisten
in Paris gestorben ist.
Nicholas Flamel hatte zwar keinen Sohn, aber es wäre doch sehr schade gewesen, hätte diese Geschichte ohne Jakob erzählt werden müssen, oder? Und wenn Nicholas Flamel einen Sohn gehabt hätte, dann hätte er ihn sicherlich mit auf seine Reise nach Spanien genommen!
Der Pilgerweg nach Santiago de Compostela war eine der meistbegangenen Straßen des Mittelalters. Denn eshatte sich der Glaube verbreitet, dass dort, im Norden Spaniens, im Landstrich Galizien, die Gebeine des Apostels Jakobus begraben liegen (das war einer der Jünger Jesu). Und weil man damals glaubte, dass von den Gebeinen besonderer Heiliger eine starke Kraft ausgeht, galt es natürlich als etwas ganz Großartiges, dorthin zu pilgern.
Das Pilgern spielte im Mittelalter eine sehr wichtige Rolle. Man dachte sich, dass Gott genau beobachtet, was die Menschen auf Erden tun und lassen. Und weil die Menschen natürlich nie ganz genau das tun, was man tun soll, um gut zu sein, hatten sie Angst vor der göttlichen Strafe. Vor der Hölle und dem Fegefeuer. Glücklicherweise gab es Auswege, um wiedergutzumachen, was man falsch gemacht hatte. Man konnte zum Beispiel zu einem ganz besonderen Ort der Gnade pilgern. Nach Rom, wo der Papst residierte. Oder nach Jerusalem, wo Jesus gekreuzigt worden und auferstanden war. Aber Rom war eine große und hart umkämpfte Stadt und von den Päpsten hörte man jahrhundertelang auch nichts Gutes. Und Jerusalem war weit weg und außerdem herrschten dort die Araber! Deshalb wurde es im Laufe der Zeit vor allem für viele Menschen in Mittel- und Nordeuropa eine lockende Alternative, nach Santiago de Compostela zu pilgern. Wer dort ankam, dem wurden seine Sünden vergeben. Das war die mühevolle Reise wert!
Andere brachen auf, um für eine Rettung aus der Not zu danken. Andere wurden von ihrer Stadt geschickt, weil die zum Beispiel von der Pest verschont worden war. Wiederandere mussten zur Strafe für ein Verbrechen nach Santiago pilgern. Und so kam es, dass über viele Jahrhunderte Tausende von Menschen zu Fuß oder auf Mauleseln und Pferden nach Santiago reisten. Fürsten, Mönche, Priester genauso wie einfache Leute, Handwerker, Kaufleute, Stadtbürger und Abenteurer. Auf dem Pilgerweg waren alle gleich, egal aus welch gutem Hause sie sonst kamen. Deshalb sollten sich ja die Pilger auch alle gleich anziehen – mit Pilgerhut, Pilgermantel und Pilgerstab. So konnten sie auch die Menschen, die am Weg wohnten, gleich als Pilger erkennen. Und den Pilgern, das war ungeschriebenes Gesetz, gab man zu essen und zu trinken und gewährte ihnen Unterkunft!
Weil immer mehr Leute nach Santiago aufbrachen, gründeten Ordensleute Hospize am Weg. Gasthäuser, in denen die Pilger kostenlos unterkamen und gepflegt wurden. Manche Orden hatten es sich sogar zur Aufgabe gemacht, den Pilgerweg vor Räubern zu beschützen. Eine Zeit lang taten das die Tempelritter, später der Orden der Santiagoritter.
Wer loszog, der brauchte einen Pilgerbrief, eine Erlaubnis vom Bischof oder Pfarrer zu Hause. Und natürlich die Erlaubnis von seinem Herrn, dem Grafen oder Fürsten. Wer loszog, der musste sein Testament gemacht haben – wer wusste schon, ob er auch wohlbehalten zurückkehren würde! Schließlich gab es viele Räuber unterwegs. Krankheiten drohten. Und Flüsse zu überqueren war ja auch nicht ganz einfach (manche versuchten tatsächlich, aufStroh oder Holzflößen die Brücken zu umgehen, für die man zahlen musste).
Es wird also ein buntes Treiben auf dem Weg nach Spanien und zurück gewesen sein. Erst als später, im 16. Jahrhundert, das Pilgern aus der Mode kam, hat man den Jakobsweg beinah vergessen. Seit einigen Jahrzehnten aber machen sich wieder viele Menschen nach Santiago auf, wieder kommen sie aus aller Welt. Und wieder gibt es tausend verschiedene Gründe, um sich auf den Weg zu machen.
Das Wegzeichen für den Jakobsweg ist eine Muschel. Vielleicht entdeckst du sie einmal auf einem Straßentäfelchen auch bei dir in der Nähe. Denn viele kleine Jakobswanderwege führen auch durch Deutschland, über die Schweiz bis nach Frankreich. Dort bündeln sie sich und der Weg geht weiter über die Pyrenäen bis nach Spanien und schließlich nach Santiago de Compostela.
Die Zunft der Alchemisten allerdings gibt es nicht mehr. Früher hatte man den Forschern, die sich Alchemisten nannten, viel zugetraut – sogar, dass sie es eines Tages schaffen würden, Gold herzustellen. Die Elemente, die Bausteine, aus denen
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