Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Alchemisten

Der Sohn des Alchemisten

Titel: Der Sohn des Alchemisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
vermaledeite Dankeswallfahrt gespart!«
    »Verfluch nicht unsere Wallfahrt, Ludwig«, entgegneteder Erste, der Gerwald genannt wurde, und zögerte. »Ni cholas Flamel? Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Wirklich?« In Jakobs Augen stand die Hoffnung.
    »Gerwald, keine falsche Milde!«, rief ein Dritter. »Denk an die Herberge, die unten im Tal sein soll, und nicht an irgendwelche Namen! Lass doch die dreckigen Kinder, schau sie dir doch an! Das sind keine Pilger!«
    »Bitte«, sagte Jakob und packte vor Aufregung Gerwalds Maultier am Zügel, »wir brauchen Hilfe!«
    »Finger weg von Gerwald!«, schrie der feiste Mann, der Ludwig hieß, und rammte seinem Maultier die Fersen in die Rippen, sodass es einen gewaltigen Satz nach vorne machte. »Keine Angst, Gerwald, ich schlag den Jungen weg, sonst hat er dich.«
    Wie aus dem Nichts hielt Ludwig einen Knüppel in der Hand und ritt auf die Kinder zu, die viel zu überrumpelt waren, um auszuweichen.
    »Langsam, immer langsam!« Iwein trat hervor und hob beschwichtigend die Hand. Ludwig hielt überrascht inne. »Noch so eine Vogelscheuche!«, stieß er hervor.
    »Na, na!« Iwein ließ sich nicht einschüchtern. »Wir sind allesamt Pilger und niemand will hier irgendjemanden berauben. Ich kann euch gern das Siegel der Stadt Brabant zeigen, meinen Pilgerbrief, ausgestellt vom Bischof persönlich. Hier, bitte schön, falls jemand lesen kann. Das ist mein Beweis, dass ich als höchst ehrlicher Pilger vollkommen rechtmäßig auf dem Weg nach Santiago bin. Und jetzt steckt bitte eure Prügel weg.«
    Jakob und Marie hielten die Luft an.
    »Es wird ja immer besser«, murrte Ludwig, als er den Pilgerbrief in den Händen des gezeichneten Mannes sah. »Ehrliche Bürger sollen sich gemein machen mit gebrandmarkten Verbrechern. Von den Krüppeln drunten in Stadt Leon will ich gar nicht reden. Als Pilger macht man wirklich einiges mit! Pack dich mit deinem dummen Pilgerbrief. Auf die Seite, los! Ich jedenfalls will heute noch ein anständiges Nachtlager! Hü hott!«
    Schon trabte er an Jakob und Marie vorbei, ohne sie oder den hageren Mann am Wegesrand noch eines Blickes zu würdigen.
    »Hossa!« Gerwald und die anderen Straßburger Bürger taten es ihm gleich und bald waren die Hufschläge der Maultiere verklungen.
    »Hab ich mir jetzt eine Wurst verdient?«, fragte Iwein und grinste breit. »Schließlich habe ich euch vor Schlägen bewahrt.«
    Ohne weiter zu fragen, griff er nach einer der drei Würste und biss herzhaft hinein.
    »Was habe ich gesagt! Urteile niemals nach dem Äußeren! Diese Dreckskerle von Straßburger Ratsherren sind genauso verschlagen wie unsere Herren Fürsten, diese Heuchler. Ihr müsst besser auf euch aufpassen, wenn ihr heil in Santiago ankommen wollt. Und, wenn ich das sagen darf, ihr müsst lernen zu teilen!«
    Mit diesen Worten schnappte er sich auch noch die zweite Wurst.
    »So eine Frechheit!« Marie ballte die Fäuste. »Bloß weil Ihr uns vor Prügeln bewahrt habt, müsst Ihr uns nicht auch noch alles wegfressen!«
    »Gestatten, Schätzchen, ich fresse nicht, ich esse, und ich esse mit Genuss, wie du vielleicht bemerkst. Mhm – was ist denn in dem anderen Bündel dort? Noch mehr Leckereien?« Schon wollte er mit seinen schmutzigen Händen nach Jakobs Bündel greifen, da zog es ihm Jakob blitzschnell unter der Hand weg und presste es gegen seinen Körper.
    »Das Buch kriegst du nicht!« Plötzlich hielt er das Messer wieder in der Hand. »Iss meinetwegen unsere Wurst, aber damit ist genug, du – du Betrüger!«
    Iwein grinste nur und schmatzte genüsslich. »Nanu, hat der kleine Pilger aus Paris etwa noch wertvollere Schätze als Würste dabei?«
    »Marie, los, pack dir, was du nehmen kannst«, zischte Jakob ihr zu, griff nach seinen Stiefeln und rannte barfuß los.
    »So warte doch auf mich!« Marie hatte eilig ihr Bündel und die letzte Wurst geschnappt und stolperte Jakob hinterher, während sie hinter sich Iwein scheppernd lachen hörte.
    »So ein Witz, zwei Mäuse auf dem Weg nach Santiago – aber, das muss ich sagen, ausgezeichnete Wurst. Wir sehen uns, meine kleinen Schätzchen, wir sehen uns – spätestens bei den Gebeinen des heiligen Apostels. Der Weg verliert niemanden!«
    »So ein gemeiner Kerl«, schimpfte Jakob und schlüpfte im Gehen hastig in seine Stiefel. »Allesamt sind sie gemeine Kerle! Da lob ich mir stinknormale Räuber, da weiß man wenigstens, woran man ist. Pah! Mäuse hat er uns genannt, von wegen! Ich bin Pilger!«
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher