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Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Der Sohn des Apothekers (German Edition)

Titel: Der Sohn des Apothekers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Kommissar…«
    »Oberkommissar, bitte.«
    »Okay, hören Sie, ich bin Journalist und recherchiere für ein
Magazin. Ich mache nur meine Arbeit. Ich habe niemanden belästigt und auch
niemanden fotografiert. Außerdem ist hier sowieso keine Menschenseele
unterwegs. Also, das ist doch nicht verboten, oder?«
    Unbeeindruckt umrundete der Polizist den Wagen, dessen
Schmutzanhaftungen nicht zu übersehen waren. »Sie waren am See. Was wollen Sie
hier?«
    »Es geht um die verschwundenen Mädchen«, erklärte Justin
Belfort. »Sie haben doch sicherlich gehört, dass eins von denen wieder
aufgetaucht ist. Ich will eine Geschichte über ungelöste Kriminalfälle in
Niedersachsen schreiben.«
    »Da waren schon viele hier«, antwortete der Polizeibeamte.
»Erst in den letzten Tagen trieben sich Ihre Kollegen im Ort herum, walzten alles
nieder und hatten keinerlei Respekt vor fremdem Eigentum und vor der Natur.«
    »Ich habe niemandem etwas getan.«
    Der Polizist wies auf den schmutzigen Wagen. »Sie sind den
Wiesenweg entlang bis zum See gefahren.«
    »Und wenn schon«, antwortete Justin trotzig.
    »Hinter dem Grubhof von
Bauer Tjaden steht ein Sperrschild, aber das interessiert euch von der Presse
ja nicht. Genauso wenig wie das Wohlergehen der Menschen hier in diesem Ort.
Die Leute hier haben schon genug gelitten. Jeder x-beliebige Schreiberling
meint, eine Story hier zu finden und den Ort durch den Dreck ziehen zu müssen.
Hören Sie, hier wohnen anständige Bürger und Steuerzahler, die nichts anderes
wollen als ihre Ruhe und Frieden. Sie wollen keine Artikel über ›den Ort des
Grauens am Steinhuder Meer‹ lesen, wie es einer Ihrer Kollegen einmal in einem
Artikel schrieb.«
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?«, fragte Justin Belfort
unwirsch.
    Der Polizist trat auf ihn
zu. Auge in Auge blieb er vor ihm stehen. »Ich will, dass Sie die Leute und das
Dorf hier in Ruhe lassen. Alles, was es zu dem Fall zu sagen gibt, können Sie
der Presseerklärung der Inspektion in Garbsen entnehmen. Und außerdem will ich,
dass Sie von hier verschwinden. Ich werde ein Auge auf Sie haben und für jeden
Fehler, den Sie machen, werde ich Sie zur Rechenschaft ziehen. Schon der
geringste Parkverstoß reicht aus. Und jetzt fangen wir gleich einmal an.«
    »Was denn?«
    Der Polizist trat hinter den Wagen und wies auf das verschmutzte
Kennzeichen. »Nur damit wir uns verstehen, das kostet zehn Euro. Zahlen Sie
gleich oder soll ich eine Verwarnung ausschreiben?«
    Zähneknirschend zog Justin Belfort erneut seine Geldbörse
hervor und reichte dem Polizisten einen Zehn-Euro-Schein.
    »Ich weiß nicht, wie viel Geld Ihnen Ihr Käseblatt an Spesen
mitgegeben hat, aber falls ich mich für Sie nicht klar genug ausgedrückt habe,
sollten Sie Ihren Verleger anrufen, damit der Ihnen genügend überweist. Haben
Sie mich verstanden?«
    »Jedes Wort«, antwortete Justin Belfort.

3
    Lisa Winter hatte sich einen zweiten Stuhl herangezogen und
die Beine hochgelegt. Sie blickte lustlos auf ihren Computerbildschirm, doch
als Trevisan ächzend und stöhnend den Gang entlangkam, bepackt mit dem
Wäschekorb voller Akten, schaute sie interessiert auf.
    »Da hat unser Teufelchen wohl etwas Ballast abgeladen und
unseren Neuen mit reichlich Lesestoff eingedeckt«, bemerkte sie lakonisch. »Die
Fälle der letzten hundert Jahre?«
    »Irrtum, Kollegin, das sind die Akten zu unserem neuen Fall«,
entgegnete Trevisan. »Prioritätsstufe eins.«
    »Das ist ein Fall?« Sie erhob sich, umrundete ihren
Schreibtisch und blieb vor dem Wäschekorb stehen.
    »Was tun Sie eigentlich gerade?«
    Lisa zuckte die Schultern. »Ich bin Lisa und ich werte Daten
aus. So wie immer.«
    »Und das heißt?«
    »Ich gleiche Daten aus dem Pol-Info-System des BKA mit unserer
landesweiten Vermisstendatei ab.«
    Trevisan räusperte sich. »Gut, schon Erfolg gehabt?«
    Lisa schüttelte den Kopf. »In diesem Jahr noch nicht, aber im
letzten Jahr konnte ich eine unbekannte Tote aus der Leine identifizieren.«
    »Enorm«, antwortete Trevisan spöttisch »Dann wird das BKA ja
noch eine Weile warten können. Wir kümmern uns ab sofort ausschließlich um
diesen einen Fall. Gibt es hier so etwas wie einen Konferenzraum?«
    Lisa wies den Flur hinunter. »Wir haben einen Soko-Raum am Ende
des Flures. Wir nutzen ihn als Abstellraum.«
    Trevisan bückte sich und drückte ihr zwei Ordner in die Hand.
»Soko-Raum hört sich gut an.« Er wies mit dem Kopf den Flur hinunter. Lisa
stapfte voraus und öffnete die

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