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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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vor dem Eingang erreichte, hörte er einen schrillen Entsetzensschrei, und augenblicklich blieb er wie angewurzelt stehen. Nur einen Augenblick später stürmte eine in Gelb gekleidete Frau vor ihm auf die Straße, die unter jedem Arm ein blasses Bündel trug. Unmittelbar hinter ihr folgten drei Pilger mit weißen Kreuzen auf den Mänteln und blutverschmierten Schwertern in den Händen. Einer der Männer packte die Frau an den Haaren und riß sie zurück. Die Bündel fielen auf die Straße, und Mur-do erkannte, daß es sich um Babys handelte. Schreiend streckten die Kinder ihre winzigen Hände empor, während die Kreuzfahrer mit ihren Schwertern auf sie einhieben.
    Die Frau schrie, warf sich ihren Angreifern an den Hals und flehte um Gnade. Dessen ungeachtet richteten die Pilger die Schwerter nun gegen sie. Wieder und wieder sausten die Schwerter herab und rissen tiefe Wunden in die Arme der Frau; eines der Schwerter fand den Nacken der Unglücklichen, und eine Fontäne von Blut ergoß sich auf die Straße. Kurz darauf hörte das Schreien auf, und Frau und Kinder rührten sich nicht mehr. Die drei Männer blickten zu Murdo; hämische Freude funkelte in ihren rußgeschwärzten Gesichtern.
    Einer von ihnen rief Murdo etwas in einer Sprache zu, welche dieser nicht verstand, woraufhin Murdo auf Latein erklärte: »Ich will niemandem ein Leid antun. Ich suche nach meinem Vater.«
    Die Pilger blickten einander an; dann traten zwei von ihnen auf Murdo zu. Der erste Kreuzfahrer sagte erneut etwas und deutete auf den jungen Nordmann - wieder und wieder zeigte er mit dem Finger auf ihn. Er schien etwas von ihm zu wollen, doch Murdo wußte nicht was. Die beiden anderen rückten nun wieder vor, die blutgetränkten Schwerter vor die Brust gehoben.
    Murdo wiederholte seinen Satz auf Latein und wich langsam zurück. Die beiden Männer murmelten miteinander. Murdo trat einen weiteren Schritt zurück. Dabei stieß er mit dem Fuß gegen etwas und stürzte. Sofort drangen die drei Männer auf ihn ein.
    Die beiden Vorderen erreichten ihn zuerst. Murdo lag auf dem
    Rücken und schlug mit dem Speer durch die Luft. Die Klinge traf auf Stahl, und einer der Pilger sprang mit einem Schrei auf den Lippen zurück, als ihm das Schwert aus der Hand gerissen wurde. Dann stieß Murdo mit dem Speer nach dem Gesicht des anderen Mannes, der jedoch auswich, was Murdo allerdings Zeit verschaffte, sich auf die Knie zu rollen.
    Der Anführer der drei stieß einen lauten Schrei aus und setzte mit erhobenem Schwert zum Sturmangriff an - vielleicht erwartete er, daß der Jüngling den Schwanz einkneifen und davonrennen würde. Murdo blieb jedoch auf den Knien und richtete den Speer gegen den rasch näher kommenden Mann. Murdo spürte nicht, wie die Spitze in den Bauch des Angreifers eindrang, und sein Gegner vermutlich ebenfalls nicht - zumindest nicht sofort. Denn er kam noch einen weiteren Schritt näher und versuchte noch einen, bevor er an sich hinunterblickte und den aus seinem Leib ragenden Schaft bemerkte.
    Ein Ausdruck der Verwirrung erschien aufseinem Gesicht. Er ließ das Schwert fallen, und seine Hände schlossen sich um den Speer. Dann drehte er sich zu seinen Kameraden um und stieß einen lauten Schrei aus. Er versuchte, den Speer herauszureißen, doch Murdo ließ nicht locker. Der Mann schrie erneut, aber diesmal endete der Schrei in Husten und Würgen, als sich ein Schwall dunklen Blutes aus seinem Mund ergoß.
    Blut spuckend sackte der Mann auf die Knie und rang nach Atem. Trotz der Furcht, daß die beiden anderen ihn nun angreifen würden, hielt Murdo den Speer weiterhin fest umklammert. Die beiden anderen schauten einander jedoch nur verblüfft an. Plötzlich stieß der tödlich verwundete Kreuzfahrer ein leises Wimmern aus und fiel auf die Seite.
    Murdo riß den Speer heraus und wandte sich den beiden überlebenden Pilgern zu. Er wartete nicht darauf, bis sie angriffen, sondern ging selbst zum Angriff über. Ohne zu zögern, flohen die beiden Männer und ließen ihren toten Kameraden zurück.
    Murdo rannte ihnen hinterher, bis sie hinter dem nächstgelege-nen Haus verschwanden. Da er sich von ihnen nicht in einen Hinterhalt locken lassen wollte, blieb Murdo stehen. Erst jetzt wurde ihm bewußt, daß er die ganze Zeit über aus Leibeskräften geschrien hatte.
    Er kehrte zu dem Mann zurück, den er getötet hatte und betrachtete die Leiche einen Augenblick lang. Der Kreuzfahrer lag auf der Seite, das Gesicht auf der Straße; um den Mund

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