Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
interessiert zu sein; alle Augen waren auf die goldene Kuppel gerichtet. Zunächst vermochte Murdo nicht zu erkennen, was es war, das die Aufmerksamkeit der Männer fesselte ... dann erhaschte er über die Köpfe der Menge hinweg einen Blick auf einen blaßgelben Flammenfinger, der die Wand der Moschee emporkroch; auch am Fuß des Minaretts schlugen Flammen in die Höhe.
    Die Schreie aus dem Inneren des brennenden Gebäudes wurden immer lauter und verzweifelter. Murdo senkte den Kopf, und diesmal gelang es ihm mit Stößen und gelegentlichen Hieben und Tritten, sich einen Weg zurück zu bahnen. Schließlich erreichte er tatsächlich wieder den Rand des Platzes, und erschöpft quetschte er sich zwischen den letzten Kreuzfahrern hindurch.
    Hinter ihm erscholl ein Kriegsschrei, und er blickte zurück. Die hohe schmale Tür der Moschee wurde knarrend geöffnet, und eine schwarze Rauchwolke quoll heraus. Eine große Gruppe Araber mit weißen Turbanen wankte aus dem brennenden Bauwerk und in die wartenden Lanzen und Schwerter der Kreuzfahrer.
    Murdo drehte sich der Magen um, und er schüttelte sich vor Abscheu, als die Pilger aufdie Unglücklichen eindrangen, die versuchten, dem Feuer zu entkommen. Einige hatten bewußt den Märtyrer- dem Flammentod vorgezogen und stürzten sich mit dem Ruf »Allah ho akhbar!« in die Schwerter ihrer Feinde. Andere jedoch krochen wimmernd auf allen vieren aus der Tür und flehten um Gnade. Aber es gab keine Gnade. Blut spritzte auf das Pflaster des Tempelplatzes. Unaufhörlich zischten die grausamen Klingen durch die Luft. Die Pilgersoldaten grölten vor Freude.
    Die Flammen brannten immer höher und heißer. Von der Hitze zurückgetrieben, wich der Mob zurück, und Murdo wurde Richtung Tor geschoben. Auch er spürte die Hitze in seinem Rücken, als er versuchte, sich abermals aus der Menge zu lösen.
    Als er endlich das Tor erreichte, warf er erneut einen Blick zurück und sah, daß die Menge nun einen weiten Kreis um das brennende Gebäude bildete. Dann sackte langsam und mit lautem Seufzen die goldene Kuppel in sich zusammen. Die Kreuzfahrer jubelten, als die Moschee über den Köpfen der unglückseligen Muslime einstürzte und Todesschreie die Luft erfüllten.
    Murdo konnte es nicht länger ertragen und rannte aufdemselben Weg zurück, den er gekommen war. Die goldene Kuppel der el-Aksa-Moschee brach nun endgültig mit einem derart lauten Krachen zusammen, daß es in sämtlichen Straßen in der Nähe widerhallte; doch Murdo blickte nicht mehr zurück.
    Der Weg, über den er den Tempelbezirk erreicht hatte, fiel steil ab, und Murdo nahm mit jedem Schritt mehr Geschwindigkeit auf, bis er schließlich rannte. Er rannte, ohne nachzudenken; er wollte
    einfach nur weg von all diesen Grausamkeiten. Immer weiter rannte er; sein Atem ging zusehends schwerer, und außer dem Schlagen seines eigenen Herzens vermochte er nichts mehr zu hören. Seine Lungen brannten, und seine Seite schmerzte, dennoch rannte er weiter; er flog den Berg hinunter, so schnell ihn seine Beine trugen. Das patt-patt-patt seiner dahineilenden Füße auf dem ausgetretenen Pflaster der Stadt Jesu Christi verspottete ihn. Er hatte Angst, und er schämte sich dafür.
    Die Straße wurde schmaler, bog scharf nach rechts ab, und Mur-do folgte ihr. Inzwischen atmete er flach und schnell; außerdem schmeckte er Blut im Mund, doch noch immer rannte er weiter. Er bemerkte weder, daß die Straße plötzlich wieder anstieg, noch das erste weinrote Blutrinnsal, das auf das Pflaster floß. Er sah nur die dunklen Gesichter der schreienden, brennenden Araber vor seinem geistigen Auge.
    Schließlich forderte der steile Anstieg seinen Tribut. Murdo verlangsamte seinen Schritt, kämpfte sich aber weiter voran. Plötzlich fiel ihm auf, daß die letzten paar Schritt von einem Platschen begleitet gewesen waren. Er tat einen weiteren Schritt, verlor den Halt und fiel nach vorne auf Hände und Knie. Sein Speer schlitterte über das blutverschmierte Pflaster.
    Murdo sprang sofort wieder auf. Blut tropfte von seinen Händen, und seine Ärmel waren nun ebenso durchnäßt wie die Knie seiner Hose. Einen Augenblick lang stand er einfach da und starrte auf seine blutverschmierten Hände, und eine unheimliche Furcht überkam ihn. Sein leerer Magen verkrampfte sich. Aus dem Blutrinnsal war ein breiter Bach geworden, der schäumend den Weg hinunterlief, sich in leuchtend roten Pfützen sammelte und von dort wieder in alle Richtungen verteilte.
    Um dem

Weitere Kostenlose Bücher