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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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einholen«, erwiderte Murdo, sprang über die Reling, watete so rasch er konnte ans Ufer und eilte den Pfad zum Haus hinauf, als seien sämtliche Seldschuken des Heiligen Landes hinter ihm her. Jon Reißzahn blickte ihm nach und schüttelte den Kopf. »Er ist verdammt stur.«
    »Er ist jung«, korrigierte ihn Emlyn. »Komm. Laß uns gehen, und uns dem Willkommen anschließen. Wir sollten beten, daß alles so ist, wie er es erwartet.«
    »Du betest«, schlug der Seemann vor und zog einen Speer aus seinem Bündel. »Ich nehme den hier - nur für den Fall, daß das Willkommen anders ausfallen sollte.«
    Murdo hörte Jon Reißzahn rufen, als er den Hof betrat, doch er weigerte sich zu warten, bis der Nordmann ihn eingeholt hatte. Er schritt auf das Haus zu und rief mit lauter Stimme: »Ragna! Niamh! Ich bin zurückgekehrt!« Er blieb stehen, und als sein Rufen keinerlei
    Wirkung zeigte, rief er erneut, diesmal sogar noch lauter: »Ragna! Niamh! Ich bin es! Murdo! Ich bin zurückgekehrt!«
    Er erhielt keine Antwort, also ging er zum Haus.
    »Warte!« rief Jon Reißzahn und holte ihn keuchend ein. Er blickte zum Haus und über den leeren Hof. »Ist niemand hier?«
    »Vermutlich haben sie alle drinnen zu tun«, versuchte sich Mur-do einzureden.
    Sie gingen zur Tür. Sie war verriegelt. Murdo stand auf der Schwelle und rief erneut. Dann hämmerte er mit der flachen Hand aufs Holz - keine Antwort.
    »Für so ein großes Gut ist es hier sehr ruhig«, bemerkte Jon.
    »Vielleicht sind sie auf den Markt gegangen«, erklärte Murdo zuversichtlich, doch er runzelte die Stirn. »Oder vielleicht sind sie auf den Feldern.«
    »Alle?« Der Nordmann schüttelte den Kopf. »Die Sonne ist schon lange aufgegangen, und um diese Zeit müßte auf einem Hof dieser Größe reges Treiben herrschen.«
    Rasch eilten sie über den Hof zur Scheune und zum Getreidespeicher, vorbei an leeren Pferchen; selbst der Schweinepferch war leer. Die Felder jedoch waren allesamt bepflanzt und gut gepflegt, und die ersten Sprößlinge steckten ihre Köpfe aus der schwarzen Erde. Aber noch immer sahen sie niemanden bei der Arbeit. Mur-do kämpfte gegen seine wachsende Verzweiflung an und machte sich auf den Weg zurück zum Haus. Sie überquerten gerade wieder den Hof, als sie jemanden niesen hörten. »Hörst du das?« Murdo blickte hierhin und dorthin. »Das kam aus der Küche.«
    Murdo rannte los. Jon Reißzahn folgte wenige Schritte hinter ihm und hielt den Speer bereit. Als er das viereckige Gebäude hinter dem Haus erreichte, trat Murdo zur Tür. Jons Ruf ließ ihn stehenbleiben. »Warte!«
    Murdo zögerte.
    »Kommt raus!« rief Jon Reißzahn in scharfem Tonfall. »Es wird euch nichts geschehen, wenn ihr euch jetzt zeigt.«
    Schweigen. Nichts rührte sich.
    Murdo wollte weiter zur Tür gehen, doch Jon schüttelte den Kopf und rief: »Wir sind weder Räuber noch Plünderer! Wir wollen nur mit euch sprechen. Kommt heraus, und beantwortet uns unsere Fragen, dann machen wir uns wieder auf den Weg.« Er hielt kurz inne. »Aber wenn ich euch erst rausholen muß, dann mit dem Speer in der Hand.«
    Nur einen Augenblick später öffnete sich knarrend die Tür, und ein kleines, faltiges Gesicht erschien in der kleinen Öffnung. »Bitte, wir wollen keinen Ärger«, sagte eine zitternde Stimme. »Wir haben Angst. Geht weg. Ich habe einen Hund bei mir, also versucht ja nicht, uns auszurauben.«
    »Kommt raus, damit wir euch sehen können«, befahl Jon Reißzahn mit seiner kräftigen Seemannsstimme. »Wenn ihr tut, was wir euch sagen, und wenn ihr es schnell tut, dann wird es auch keinen Ärger geben. Wir wollen niemanden ausrauben.«
    Der Tür schwang ein Stück weiter auf, und eine kleine, weißhaarige, alte Frau trat ins Freie; sie war ein wenig krumm und runzelig, und Murdo war sicher, sie noch nie in seinem Leben gesehen zu haben. Ein großer grauer Hund drängte sich neben die Frau und beäugte mißtrauisch die Eindringlinge.
    »Jötun!« riefMurdo. »Komm her, Jötun.«
    Der Hund legte den Kopf auf die Seite, blieb aber neben der alten Frau stehen. Murdo mußte sich eingestehen, daß der Hund ihn nicht mehr erkannte. Alles hat sich verändert, dachte er, und ich selbst auch.
    »So ist es besser«, sagte Jon Reißzahn zu der Frau und nahm den Speer herunter. »Nun, Mütterchen, wer ist sonst noch bei dir?«
    »Niemand«, antwortete die Frau, »nur mein Jarn - und der Hund hier.«
    »Wer ist Jarn?« fragte der Seemann. »Wir haben ihn nicht gesehen. Wo ist er?«
    Die

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