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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Frau deutete auf die Felder und antwortete: »Ich nehme an, er ist bei den Kühen. Um diese Zeit ist er immer bei den Kühen.«
    »Wir haben aber keine Kühe gesehen«, erklärte Jon in sanftem Tonfall.
    »Wo sind die anderen alle?« verlangte Murdo zu wissen und trat mit geballten Fäusten vor. »Die Menschen, die hier gelebt haben -wo sind sie hingegangen? Wo ist Ragna?« Die alte Frau riß die Augen auf, wirbelte auf dem Absatz herum, huschte in die Küche zurück und warf die Tür ins Schloß.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn nur einer von uns die Fragen stellt«, schlug Jon vor.
    »Du hast sie nach Kühen gefragt!« platzte es aus Murdo wütend heraus. »Was haben wir mit Kühen zu tun? Frag sie, was hier geschehen ist. Wo sind sie alle?«
    »Langsam«, versuchte ihn Jon zu beruhigen. »Wir werden nicht eher verschwinden, bis wir nicht alles gehört haben, was es zu sagen gibt.« In diesem Augenblick rief eine Stimme über den Hof. »Sieh an. Bruder Emlyn ist endlich eingetroffen. Geh ihn holen, während ich versuche, der Frau etwas zu essen abzuschwatzen.« Mur-do starrte auf die Tür. »Jetzt geh, und hol den Priester, Murdo.«
    Widerwillig setzte sich Murdo in Bewegung, und Jon wandte seine Aufmerksamkeit der schwierigen Aufgabe zu, die Frau dazu zu überreden, ein weiteres Mal herauszukommen. Als Murdo schließlich wieder zurückkehrte, saß der Nordmann auf einem Hackblock neben der Küchentür mit einem Laib gebutterten Schwarzbrots in der Hand. »Sie macht verdammt gutes Brot«, erklärte er und kaute zufrieden. Er reichte Murdo das Brot, der ein Stück herausriß und den Rest an Emlyn weiterreichte.
    »Gibt es hier auch Bier?« fragte der Mönch.
    Die alte Frau erschien in eben diesem Augenblick mit einem vollen Krug in der Tür. »Seid gesegnet, gute Frau!« rief Emlyn und eilte herbei, um sie von ihrer Last zu befreien. Er hob den Krug an die Lippen und trank einen kräftigen Schluck, bevor er das Gefäß an Murdo weiterreichte und das Bier für göttlich und seine Brauer zu Engeln erklärte. Dies gefiel der alten Frau, die leise kicherte. »Es ist das beste Bier, das ich seit Monaten getrunken habe«, erklärte Emlyn. »Euer Gemahl muß ein sehr glücklicher Mann sein, wenn
    Ihr für ihn kocht. Oder müßt Ihr nur Euch selbst ernähren?«
    »Ich wollte ihm hier gerade erzählen, daß mein Jarn und ich die einzigen sind, die übriggeblieben sind. Alle anderen sind weg: der Herr und die Frau und auch die Pächter - alle gegangen.«
    »Wohin sind sie gegangen?« fragte Murdo ungeduldig.
    Die alte Frau musterte ihn mißtrauisch. »Weiß ich das?« fauchte sie. »Nein, ich weiß es nicht! Man hat es mir nie gesagt. Wir sind hierhergebracht worden, um die Kühe für den Bischof...«
    »Der Bischof!«
    »O ja, Bischof Adalbert«, antwortete die Frau. »Gibt es hier in der Gegend noch einen anderen?«
    »Aber warum.?« begann Murdo. Die alte Frau wich zurück.
    Jon Reißzahn drückte Murdo den Krug in die Hand. »Füll den Krug auf, Murdo, und hör auf, die alte Frau zu behelligen.« Mur-do nahm den Krug und verschwand in der Küche. »Mein junger Freund ist ein wenig besorgt wegen seiner Mutter«, erklärte Jon. »Wir waren mit König Magnus auf Kreuzzug, wißt Ihr?«
    »Und seine Mutter war hier die Herrin«, schloß die alte Frau fälschlicherweise. »Dann muß sein Vater der Herr sein. Aber ich weiß wirklich nicht, was mit ihnen geschehen ist. Man hat uns nur gesagt, dieser Besitz stehe unter der Obhut der Kirche und der Bischof wolle es vermeiden, daß die Felder brachliegen. Auch wolle er nicht, daß das Haus vernachlässigt wird.«
    »Ach, tatsächlich«, bemerkte Emlyn. »Und ich bin sicher, daß das Haus bei Euch und Jarn in guten Händen ist. Aber die Felder sind doch sicherlich zu groß für Euch beide allein. Ihr müßt doch Hilfe haben.«
    »Oh, o ja«, antwortete die Frau rasch. »Die Pächter kümmern sich noch immer um die Ernte.«
    »Und wo sind die Pächter?« erkundigte sich Murdo und trat mit dem Krug in der Hand aus der Tür. »Sie müssen doch wissen, was hier geschehen ist; aber wir haben niemanden auf den Feldern gesehen.«
    »Sie arbeiten heute auf einer anderen Insel«, antwortete die alte
    Frau selbstgefällig. »Der Bischof hat jetzt viele Güter, um die er sich kümmern muß. So viele Männer sind auf den Kreuzzug gegangen und haben ihm all diese Arbeit aufgehalst, wißt Ihr? Felder müssen gepflügt werden; Vieh muß gehütet und die Ernte muß eingebracht werden - und was

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