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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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doch nur noch einmal in ihrem Festgewand sehen könnte, dachte Murdo, dann kann meine Seele diese Welt zufrieden verlassen. Und wenn ihm durch ein Wunder die Gunst eines Kusses gewährt werden sollte, dann würde er am Tage des Jüngsten Gerichts der glücklichste Mann der Welt sein.
    Doch trotz dieser Gefühle betete Murdo kein einziges Mal. Er empfand es unter seiner Würde, diesen weit entfernten Tyrannen mit seiner Anbetung zu ehren, und er wollte sich auf keinerlei Handel einlassen, bei dem man von ihm eine Wiedergutmachung verlangen würde oder daß er öfter in die Kirche gehen sollte. Er ertrug sein Leid, so gut er konnte, arbeitete hart und unternahm bisweilen in der Abenddämmerung lange Wanderungen, wenn das Nichtstun seine Gedanken unweigerlich auf die bevorstehende Reise lenkte . und auf die unbeschreibliche Freude, die ihn an ihrem Ende erwartete.
    Als der Tag der Abreise endlich gekommen war, war Murdo wach und zum Aufbruch bereit, noch bevor der Hahn zu Ende gekräht hatte. Er konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet heute jedermann so langsam und beflissen geworden war. Schließlich nahmen sie ja nicht ihre sämtlichen Besitztümer mit auf die Fahrt. Außer seiner Mutter war Murdo der einzige, der verreiste - abgesehen natürlich von Peder und Hin, einem der jüngeren Diener, der auf dem Boot helfen sollte. Aber es gab unzählige Körbe voll Proviant und mehrere Kisten mit Kleidung, die allesamt per Karren zum Boot geschafft und an Bord verstaut werden mußten.
    »Wir besiedeln doch kein unbekanntes Land«, bemerkte Murdo verärgert. »Wofür brauchen wir das alles - dieses Zeug?«
    »Bist du etwa ungeduldig?« gurrte seine Mutter. »Ah, Herz meines Herzens, du wirst deine Ragna schon früh genug wiedersehen.«
    Murdo riß erschrocken den Mund auf. Die ganze Zeit über war er so vorsichtig gewesen. Woher wußte sie das?
    Murdo spürte, wie seine Wangen zu glühen begannen, und er wandte sich rasch ab. »Ich habe nur ans Wetter gedacht«, behauptete er energisch. »Peder sagt, wir werden am Anfang guten Wind haben,
    aber gegen Mittag droht es, stürmisch zu werden.«
    »Hör dich doch nur einmal selbst an«, sagte Niamh. Ihre Augen funkelten schelmisch, als sie näher trat. »Du redest über das Wetter, wenn allein die Erwähnung von Ragnas Namen genügt, dich erröten zu lassen . oder war das auch nur der Wind?«
    Murdo funkelte seine Mutter an, doch er zügelte seine Zunge, um alles nicht noch schlimmer zu machen.
    »Murdo«, sagte sie sanft, »seit wir beschlossen haben, nach Cnoc Carrach zu gehen, läufst du über den Hof wie ein eingesperrter Bär. Hast du wirklich geglaubt, ich würde den Grund dafür nicht erkennen? Ich bin nun schon seit einigen Jahren die Mutter von drei Söhnen. Es gibt nur wenig, was ich nicht über Männer weiß.«
    Ihr milder Tadel beruhigte Murdo wieder ein wenig. Er zuckte mit den Schultern und sagte: »Nun, wir sind hier den ganzen Winter über gefangen gewesen. Ich weiß, wie sehr du dich darauf freust, deine Freundin wiederzusehen.«
    Frau Niamh legte ihrem Sohn die Hand auf die Schulter. »Hör mir zu, mein lieber Junge«, sagte sie. »Ragna ist eine großartige junge Frau, und nichts würde mich glücklicher machen, als wenn du sie zur Gemahlin nehmen würdest. Dein Vater empfindet genauso -das weiß ich. Ihr stammt beide aus gutem Haus, und es spricht vieles dafür, unsere Familien enger miteinander zu verbinden. Ich habe guten Grund anzunehmen, daß auch Herr Brusi eine solche Verbindung begrüßen würde.«
    »Mutter«, fragte Murdo verwirrt, »warum erzählst du mir das alles?«
    Sie lächelte. »Damit du dich frei fühlst, in dieser Angelegenheit deinem Herzen zu folgen.« Sie hob die Hand und streichelte ihm über die Wange. »Ich habe gesehen, wie du sie anschaust. Eine Liebesheirat ist wirklich etwas Seltenes, mein Sohn. Dein Vater und ich hatten Glück in dieser Hinsicht, aber viele - nein, die meisten sind nicht so gesegnet.« Sie hielt kurz inne. »Und ich habe auch gesehen, wie Ragna dich ansieht.«
    Murdo riß ungläubig den Kopf zurück.
    »O ja«, versicherte ihm seine Mutter. »Sie mag dich, Murdo. Das tut sie wirklich.«
    Unfähig, diese Unterhaltung noch länger zu ertragen, drehte Murdo sich um, griff nach dem nächstbesten Korb und verließ den Raum, so rasch es ihm seine angeschlagene Würde erlaubte. »Du hättest es schlechter treffen können, mein Sohn«, rief ihm Niamh hinterher. »Denk mal darüber nach!«

    as Boot legte in der kleinen

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