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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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selbstverständlich«, fügte Murdo hinzu und hoffte, nicht allzu übereifrig zu klingen. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete er Ragna. Lachte sie ihn aus?
    »Hervorragend!« rief Frau Ragnhild, als wäre es genau das gewesen, was sie hatte hören wollen. »Ich werde den Köchen entsprechende Anweisungen geben. In der Zwischenzeit wird Ragna euch zu euren Zimmern führen, und ich werde meine Mägde beauftragen, euch alsbald euer Gepäck zu bringen.«
    Ragna geleitete sie aus dem Zimmer ans andere Ende des Vorraums, wo eine gewundene Treppe in den nächsten Stock führte. Nachdem sie die Treppe emporgestiegen waren, fanden sie sich in einer Kammer wieder, von der drei Holztüren ausgingen. »Das hier ist Euer Raum, Frau Niamh«, sagte Ragna und deutete auf die unmittelbar vor ihr liegende Tür. »Und das deiner«, fuhr sie fort und zeigte auf die linke Tür. »Mein Zimmer ist dort«, erklärte sie mit Blick nach rechts. »Also dann, falls Ihr keine Wünsche mehr habt, werde ich Euch bis zum Abendessen allein lassen, damit Ihr Euch ausruhen könnt.«
    Nachdem Ragna gegangen war, drehte sich Murdos Mutter zu ihrem Sohn um und sagte: »Ich bin froh, daß wir hierhergekommen sind. Es macht dir doch nichts aus, der einzige Mann zu sein, oder?« Sie neigte den Kopf in die Richtung, in die Ragna verschwunden war, und fügte hinzu: »Ohne Zweifel wird Ragna schon dafür sorgen, daß du deinen Aufenthalt genießt.«
    Verlegen, weil seine Mutter seine intimsten Gefühle so offen aussprach, drehte sich Murdo rasch zu seiner Tür und stieß sie auf. »Ich glaube, es wird mir hier gefallen«, stimmte er ihr zu und spähte in sein Zimmer.
    »O ja, davon bin ich überzeugt.« Seine Mutter bat ihn, sich einen Augenblick lang auszuruhen, dann zog sie sich in ihr eigenes Zimmer zurück und ließ Murdo allein.
    Murdo trat über die Schwelle und schloß die Tür hinter sich. Der Raum lag zum größten Teil im Schatten; zwar gab es einen Kamin, und überall standen Kerzen, doch nichts davon brannte. Das hohe Bett war in die Wand gegenüber eingebaut worden. Wie im Erdgeschoß, so waren auch hier die Wände geweißt, um das Beste aus dem wenigen Licht zu machen, das durch das kleine, viereckige Fenster hereinfiel. Eiserne Leuchter zierten die Wände, und vor dem Kamin lag ein Schafsfell.
    Alles in allem unterschied sich das Zimmer kaum von Murdos eigenem daheim. Ja, dachte er, hier werde ich mich wohl fühlen -besonders seit ich weiß, daß Ragna nur wenige Schritte von mir entfernt schläft. Da er nicht sonderlich müde war, beschloß er, sich ein wenig umzusehen, und so schlich er aus seinem Zimmer und die Treppe hinunter. Er suchte sich seinen Weg durch den Vorraum und ging hinaus.
    Die Sonne war inzwischen untergegangen, doch der Himmel war noch immer hell, und die wenigen Wolken schimmerten violett im Zwielicht. Unmittelbar über dem Horizont funkelten bereits zwei Sterne; der Wind kam aus Westen, und es roch nach Regen. Nirgends war jemand zu sehen, als Murdo den Hof überquerte und die verschiedenen Gebäude betrachtete. Vor der Scheune blieb er kurz stehen, doch in ihrem Inneren war es dunkel, und so ging er nicht hinein, sondern wanderte statt dessen ums Haus herum. Unmittelbar am Haus gab es zwei Felder, und auf einem von ihnen hatte man bereits mit dem Pflügen für die Frühlingssaat begonnen. Weiter weg lagen weitere Felder und Weiden, und hinter den umgebenden Hügeln verbargen sich vermutlich noch mehr. Murdo sah Schaf- und Rinderpferche - aber keine für Schweine -, und am Fuß des nächstgelegenen Hügels entdeckte er einen Teich für Enten und Gänse.
    Lord Brusis Gut war zwar größer als das seines Vaters, doch hatte es große Ähnlichkeit mit Hrafnbu, bemerkte Murdo und fragte sich, wieviel Land Brusi wohl besitzen mochte und wie viele Pächter Cnoc Carrach ernährte. Als sein Weg ihn wieder zurück auf den Hof führte, verriet ihm der Geruch von Rauch, daß man das Herdfeuer entzündet hatte; also würde bald aufgetischt werden. Ein paar Schritte von der Tür entfernt befand sich ein niedriger Steintrog. Murdo ermahnte sich, daß er hier zu Gast war und wusch sich die Hände.
    Im Vorraum hatte man mittlerweile Kerzen entzündet, und neugierig darauf, was sich wohl hinter der rechten Tür verbarg, hob Mur-do den hölzernen Riegel, schob die Tür ein wenig auf und spähte durch den Spalt. Es war eine Halle, deren Größe Murdos Neugier befriedigte, denn sie schien mindestens doppelt so groß zu sein wie die auf

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