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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Awin, der du dich Seher nennst und mit den Yamanoi reiten darfst! Aber du, Weib, komm mir nicht zu nah, sonst vergesse ich vielleicht, dass ich meinem Vater geschworen habe, die Hand nicht mehr gegen dich zu erheben.«
    Merege beachtete den Knaben gar nicht, und Awin war viel zu verblüfft, um zu antworten. Eri verschwand über eine Leiter in den Hof. Aus einer der Dachluken tauchte jetzt Mewe auf, der einen grauhaarigen Mann hinter sich herschleifte. Er hatte den Ältesten gefunden und brachte ihn in den Innenhof. Der Mann flehte um Gnade für sich und seine Leute, und er beantwortete bereitwillig jede Frage, die Curru ihm stellte. Sie erfuhren, dass der Läufer wirklich ein Bote von Malk Numur war und ihnen verboten hatte, den Hakul die Tore zu öffnen. »Sie wollten auch, dass wir gegen euch kämpfen, aber wie könnten wir, wir haben doch nichts, womit wir kämpfen könnten - nicht, seit die Krieger des Raik abgezogen sind.«
    »Und die Wurfspeere? Hat die der Sturm in euer Dorf geweht?«, fragte Curru zornig.
    Kawi saß mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Mauer
gelehnt. Er hatte sich den Knöchel verstaucht. Tuwin kümmerte sich um ihn.
    »Aber es sind doch nur eine Handvoll, zur Jagd und wegen der Löwen«, rief der Alte ängstlich. Awin fand das nicht wichtig. Ob sie nun hunderte oder gar keine Waffen hatten, die Hauptsache war doch, dass sie das Dorf nicht entschlossen verteidigt hatten. Es hätte sonst übel für die Hakul ausgehen können. »Sag, Ältester«, fragte er, als Curru schwieg, »habt ihr einen Boten in das nächste Dorf geschickt?«
    Der Grauhaarige sah ängstlich auf.
    »Antworte, du Hund«, fuhr ihn Harbod an.
    Der Alte nickte eilig. »Auf Befehl des Malk, nur auf Befehl des Malk, Herr!«
    »Also haben sie einen Läufer gesandt«, stellte Awin fest, »und sie werden von dort aus einen weiteren zur Roten Festung schicken.«
    »Nicht, wenn wir den Boten einholen und töten«, erklärte Harbod grimmig.
    »Bei dem Sturm?«, fragte Mewe zweifelnd. »Du könntest um Haaresbreite an ihm vorbeireiten, ohne ihn auch nur zu sehen.«
    »Ach was, er wird sich an die Eisenstraße halten, dort kriegen wir ihn. Wann ist euer Mann von hier aufgebrochen, Alter?«, fragte er den Grauhaarigen und packte ihn hart an der Gurgel.
    »Er kann nicht antworten, wenn du ihm die Luft abdrückst, Harbod«, meinte Mewe trocken.
    Als Harbod den Griff lockerte, warf sich der Mann ängstlich zu Boden. »Vor sechs Stunden, Herr, vor sechs Stunden schon.«
    »Dieser verfluchte Bote muss die ganze Nacht durchgelaufen sein«, murmelte Curru.
    »Glaubst du immer noch, dass wir ihn abfangen können, Harbod, Harmins Sohn?«, fragte Mewe.

    »Wenn der Sturm nachließe …«, begann Harbod nachdenklich.
    »Aber er lässt nicht nach, und selbst dann müsstest du dein Pferd schon zu Schanden reiten, um ihn rechtzeitig zu stellen«, widersprach Mewe.
    Harbod zuckte mit den Schultern. »Nun, vielleicht hast du Recht, Mewe, und vielleicht ist es auch gar nicht wichtig. Wenn sie im nächsten Dorf genauso tapfer kämpfen wie die Männer hier, werden wir unser Wasser schon bekommen, mit oder ohne Blutvergießen.«
    Eingeklemmt in den Ring der Häuser fanden sie einen schmalen Ziegenstall. Sie brachen ihn auf, trieben die Ziegen in den Hof, schlachteten zwei und brieten sie noch im Stall, denn dort waren sie vor dem Sturm geschützt.
    »Es ist schade, dass wir hier nicht über Nacht bleiben können«, meinte Mewe, der am Stalltor lehnte und zusah, wie Nyet über die Mauer fegte. Auf den Dächern wachten die Jungkrieger darüber, dass die Dorfbewohner in ihren Häusern blieben. Den Ältesten hatten sie am Brunnen angebunden. Es blieb ruhig in den Hütten, nur aus einem der Lehmgebäude hörte Awin Jammern und Klagen. Es war das Haus, in das Harbod und Bale eingedrungen waren.
    »Vater und Sohn«, erklärte Harbod auf seinen fragenden Blick hin knapp, »sie hätten sich eben nicht wehren sollen. Als wären wir Strauchdiebe, die Frauen schänden und rauben.«
    Awin schwieg, denn er wusste, dass sie durchaus Mädchen verschleppten, wenn sie nur jung genug waren, um ihre Herkunft zu vergessen. Sie wuchsen dann zu Töchtern der Hakul heran.
    »Warum können wir denn nicht bleiben?«, fragte Bale, der die Ziegen am Spieß drehte.
    »Wenn Malk Numur uns Steine in den Weg legt, will er uns
aufhalten. Und wenn er uns aufhalten will, dann wird er uns auch verfolgen lassen«, erwiderte Mewe.
    »Du kannst aber auch immer dafür sorgen, dass einem der

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