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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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entgegnete Awin ruhig.
    Der Alte starrte ihn kurz an und nickte dann. »Natürlich, den Yaman, wir müssen ihn suchen. Das versteht sich doch wohl von selbst, mein Junge.«
    »Und was machen wir damit?«, fragte Awin und breitete die Arme aus. Bernstein und Silber leuchteten im Sand.
    Curru verzog verächtlich das Gesicht. »Wenn du das alles durch die Slahan schleppen willst, kannst du das gerne tun. Ich rate dir, such dir eine Waffe aus, am besten eine, die etwas größer ist als dein armseliges Sichelschwert. Den Rest lassen wir liegen.«
    »Aber es gehört Etys«, widersprach Awin.
    Curru schüttelte den Kopf. »Hast du Angst, dass jemand diese Schätze stiehlt? Das ist Uos Mund, mein Junge. Kein Mensch kommt hierher, schon gar nicht in diese seltsamen Gänge.«
    »Und was ist mit denen, die wir gesehen haben?«, fragte Awin.
    Der alte Seher starrte ihn an. »Wenn es keine Trugbilder waren, dann mögen sie den Schatz behalten. Ich bezweifle, dass er ihnen hier viel nutzt. Aber ich bezweifle auch, dass es wirklich Menschen sind, ja, ich bin sicher, Scheinwesen sind es, geschaffen, um uns in die Irre zu führen.«
    »Aber wer sollte sie erschaffen haben und wozu?«, fragte Merege kühl.
    »Weißt du nicht, wo wir sind, Kariwa? Das ist Uos Mund. Diese Gänge führen in sein unterirdisches Reich - frag die Akkesch. Ich nehme an, diese drei, die wir sahen, sind Geschöpfe Uos. Schatten vielleicht, die er an den Rand der Unterwelt verbannt hat. Wächter, die ihn warnen, wenn Menschen das verbotene Land betreten. Es ist besser, wir gehen ihnen aus dem Weg, und noch besser wäre es, diese Gänge schnell wieder zu verlassen.
Macht euch also keine Sorgen um den Schatz. Wenn diese Gaben irgendwo sicher sind, dann hier. Auch glaube ich nicht, dass Etys diese Schätze wieder annehmen würde. Der Feind hat sie entweiht. Wir werden neue, bessere für ihn fertigen, für seine neue, bessere Grabstätte.«
    » Grabstätte «, flüsterten die Knochen.
    Awin lief es kalt den Rücken hinunter, aber Merege und Curru schienen die Stimme nicht gehört zu haben. Er versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass es nur ein seltsames Echo war, und es gelang ihm halbwegs. Merege ging zurück zum Pferd. Sie nahm den Trinkschlauch vom Sattel, und Awin ärgerte sich, dass er nicht selbst auf diesen guten Gedanken gekommen war. Wenn sie erst einmal hier heraus waren, würden sie die Slahan durchqueren müssen, zu Fuß. Es war ein weiter Weg bis zum Dhanis und ein noch weiterer bis zum Rotwasser. Er selbst suchte die verstreut liegenden Gaben nach Waffen ab. Er erinnerte sich an die Löwen und an den Hünen mit der Axt. Geschöpfe Uos? Er hatte seine Zweifel, aber er brauchte wirklich etwas Größeres als sein altes Sichelschwert. Er fand eine silberne Axt und zog sie aus dem Sand. Leider war die untere Hälfte des Schaftes abgebrochen, und er ließ sie wieder in den Sand fallen. Er suchte weiter und bekam plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Er blickte auf. Oben, auf der Spitze des Sandhügels, hockte ein alter Mann, der ihn aus dunklen Augen zornig anfunkelte. Er war kahlköpfig und hatte die dichtesten weißen Augenbrauen, die Awin je gesehen hatte. Awin öffnete den Mund, aber der Alte hob den Finger an die Lippen und gab ihm das Zeichen, zu schweigen. »Curru, Merege«, rief Awin leise, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. Der Alte verschwand. Er stand nicht auf und ging, nein, er schien im Sand zu versinken. Awin sprang auf. »Habt ihr ihn gesehen?«, rief er.
    »Wen?«, fragte Merege.

    »Den Alten, da oben. Er muss auf der anderen Seite sein!«, Awin rannte und rutschte durch den tiefen Sand auf die Rückseite des Haufens. Aber da war nichts.
    »Dort, in der Pforte!«, rief Merege.
    Awin sah gerade noch etwas durch die Tür huschen. Wie konnte der Alte so schnell den ganzen Raum durchquert haben?
    »Ihm nach!«, rief Curru und hinkte dem Alten hinterher.
    Merege war dicht hinter ihm. Awin brauchte länger, denn der Sand war tief und schien unwillig, ihn loszulassen. Er kämpfte sich hinaus und beeilte sich, um sie einzuholen. Die Kariwa hatte den hinkenden Seher überholt und war schon in dem Gang verschwunden, den Curru gerade erst erreichte. Awin war zehn Schritte hinter ihm. Die Pforte veränderte sich. Die scharf geschnittenen Ränder wurden weich. Sand schien aus den Knochenmauern zu fließen. Entsetzt sah Awin, wie sich der Durchgang vor seinen Augen schloss.
     
    Wind zog durch die Halle. Jemand lachte. Awin drehte

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