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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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berühmt und wurde von vielen geliebt.
    Als nun aber die Erschaffung der Welt abgeschlossen war und die Zeit kam, dass die Götter die Herrschaft über diese Welt an die Menschen abgeben sollten, weigerte sich die schöne Xlifara, diesem Befehl zu gehorchen: ›Ich habe einen Garten geschaffen, so schön, dass kein Mensch ihn betreten sollte, denn sie fällen Bäume für ihre Feuer und töten Tiere für ihre Nahrung. Ich werde ihnen dieses Land nicht überlassen.‹ Sie stiftete Unruhe unter den anderen Göttern und rief sie zu einer großen Versammlung. Aber nur vierzehn folgten ihrem Ruf und kamen hierher, in diese Ebene, um zu beraten, wie sie sich dem Befehl der Hüter widersetzen könnten. Doch blieb diese Versammlung den Hütern nicht unbemerkt, und sie beschlossen, die Ungehorsamen zu bestrafen. Fünf Winde allerdings - die Xaima, die der schönen Göttin verfallen waren - warnten Xlifara, und so blieb sie dem Treffen fern. Die anderen Götter jedoch begannen ihre Beratung, ohne auf Xlifara zu warten. Und Fahs sandte einen lautlosen Wind, der von einem zum anderen schlich und ihnen ihre Namen und ihre Erinnerungen stahl, denn er wusste, dass
sie ohne ihre Namen hilflos waren. Und so sitzen die Unglücklichen noch heute hier, ohne zu wissen, warum, und sind über die Zeitalter zu Stein erstarrt. Manchmal, vor allem in der Nacht, kann man sie noch raunen hören. Also beraten sie wohl immer noch. Vielleicht fragen sie auch nur, wer sie sind. Eines Tages werden sie sich vielleicht erinnern und aufstehen. Dann sollten wir nicht in ihrer Nähe sein.«
    »Und Xlifara wurde nicht bestraft?«, fragte Mabak, als der Jäger verstummte.
    Mewe schmunzelte. Dies war nun ein Teil der Erzählung, den jeder Hakul kennen musste . Er erzählte ihn trotzdem: »Sie entging ihrer Strafe nicht, junger Hakul, denn Fahs wusste, dass sie die Urheberin des Aufstands war, und er war sehr zornig, denn sie war seine Geliebte gewesen und hatte ihn doch hintergangen. Also verbot er den Regenwinden, sie zu besuchen, und seine Schwester Alwa, Hüterin allen Wassers, hinderte die Bäche, die sich einst durch ihre sanften Hügel und Täler zum Dhanis geschlängelt hatten, sie weiterhin zu durchqueren. Ja, selbst der Flussgott Dhanis gab ihr nichts mehr von seinem Wasser ab. Und so verdorrte das Land, bis sich die fruchtbare Ebene in eine furchtbare Wüste verwandelt hatte und Xlifara mit ihr - nur noch ein Schatten ihrer einstigen Schönheit und Macht. Sie litt schrecklichen Durst und trank nun statt Wasser das Blut der Menschen, denn sie gab den Menschen die Schuld an ihrem Schicksal. Ganze Heere hat sie schon verschlungen. So wurde aus Xlifara schließlich die immer dürstende Slahan, die Gefallene Göttin und Feindin der Menschen, die unter dem Wüstensand unruhig schläft. Deshalb, junger Krieger, opfern wir ihr Wasser, bevor wir aufbrechen, denn ihr Durst soll sie nicht wecken. Die fünf ungehorsamen Winde, die sie damals gewarnt hatten, wurden von Fahs ebenfalls bestraft. Sie müssen für immer bei ihr bleiben und ziehen seither über das tote
Land, unglücklich und voller wehmütiger Erinnerungen. Und auch sie hassen die Menschen und quälen uns, wenn sie können.«
    Awin sah sich die eigentümlich geformten Felsen an, die aus der steinigen Ebene wuchsen. Es war leicht zu glauben, dass es einmal Götter gewesen waren. Aber sie sahen nicht aus, als würden sie sich bald erheben, auch wenn der junge Mabak das zu fürchten schien. Einer der jungen Fuchs-Krieger fragte daraufhin, ob Bales Enkel denn auch noch an andere Ammenmärchen glaube. Der Spott war milde, und es entspann sich ein harmloses Wortgefecht zwischen den Jungkriegern Aryaks und Auryds. Awin beteiligte sich nicht daran. Nach der Geschichte des Jägers waren seine Gedanken wieder zu seinem Traumbild zurückgekehrt. Immer noch war er zu keinem Schluss gekommen, was es bedeuten mochte. Uos Mund. Harbod, Harmins Sohn, hatte gesagt, der Feind könne auf diesem Weg einen ganzen Tag Vorsprung gewinnen. Warum nur war Curru so sicher, dass der Feind das nicht wagen würde? Er war fremd, das hatte der Hakul am Bach gesagt, ein Südländer, so war er ihm auch im Traum erschienen. Vielleicht wusste dieser Mann gar nicht, wie gefährlich dieser Pfad war? Je länger Awin darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihm, dass der Mörder von Elwah diesen Weg genommen hatte. Aber er war sich andererseits nicht sicher genug, um deshalb seinem Meister vor den anderen Männern zu

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