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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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du dich mit der Hexe an?«, fragte der Yamanssohn.
    »Was kümmert es dich?«, entgegnete er knapp.
    Ebu sah ihn einen Augenblick überrascht an, dann verdüsterte sich seine Miene. »Ich weiß, dass du eigentlich nicht zu unserem Sger gehörst, Kawets Sohn, aber ich hoffe für dich, dass du nicht vergisst, zu welchem Volk du gehörst.«
    »Ich glaube, der Yaman sucht dich, junger Seher«, sagte Mewe, der plötzlich auftauchte und zwischen die beiden trat.
    Ebu sah den Jäger kurz finster an, dann wandte er sich ab und ging davon.
    »Sucht er mich wirklich, oder wolltest du nur verhindern, dass ich mich mit Ebu streite, Meister Mewe?«
    Der Jäger grinste schwach. »Mit Ebu sollte man nicht streiten. Er vergisst eine Kränkung nie, und eines Tages wird er unser Yaman sein. Aber Aryak hat wirklich nach dir geschickt. Der Romadh hat die Führer unseres Sgers in sein Haus geladen.«
    »Die Führer?«, fragte Awin verblüfft, als er begriff, was der Jäger gesagt hatte.
    Aber Mewe grinste breit und erwiderte: »Noch zählst du nicht dazu, Awin, bilde dir also bloß nichts ein. Der Yaman ist
der Meinung, dass ein junger Seher auch etwas über die Welt außerhalb Srorlendhs erfahren sollte, und hier scheint sich eine Gelegenheit dafür zu bieten.«
    »Aber haben wir denn Zeit? Ich dachte, wir wollten hier nur kurz die Pferde tränken.«
    Mewe wurde wieder ernst. »Der Älteste sagt, dass hier seit vielen Tagen weder Karawanen noch Reisende vorübergekommen sind.«
    Awin blieb stehen, als er begriff, was das bedeutete. »Weiß Meister Curru das?«, fragte er.
    Mewe nickte. »Curru glaubt, dass der Älteste lügt. Aber jetzt komm.«
    Als sie über den Platz liefen, sah Awin, dass der Helmträger sich auf die andere Seite des Tores zurückgezogen hatte. Und er sah die drei Söhne des Yamans, die sich am Brunnen getroffen hatten. Eri und Ebu prüften ihre Waffen, während Ech auf sie einsprach. Es sah aus, als würde er ihnen ins Gewissen reden. Awin hätte gern gehört, was die drei zu besprechen hatten. Nur ungern folgte er Mewe über die Schwelle des Hauses, auch wenn es das größte der Siedlung war. Als er erst einmal drinnen war, war er überrascht, wie angenehm kühl es wirkte. Ihr Gastgeber bot ihnen Platz auf bequemen Kissen an, und ein schweigsamer Diener brachte frisches Wasser und sogar vergorene Stutenmilch herein.
    Ada Apuk entpuppte sich als freundlicher und redseliger Mensch. Er plauderte offen über Dinge, die ein Hakul nicht einmal einem Stammesbruder, geschweige denn einem Fremden mitgeteilt hätte. So erfuhr Awin, dass die Siedlung blühte, die Festung aber darbte. »Raik Utu ist ein Mann des Handels, und viele Karawanen kommen hier durch. Sie bringen Holz nach Albho, Kupfer und Stoffe zu den Viramatai und Eisen oder Salz nach Serkesch. Sie alle brauchen Wasser, Nahrung und sind
dankbar für ein Dach über dem Kopf. Und sie zahlen gut.« Der Ada lächelte versonnen, bevor er fortfuhr: »Raik Utu ist aber kein Mann des Krieges, und seit er mit eurem Heredhan Frieden geschlossen hat, verfällt die Festung. Früher, ja noch vor zehn, fünfzehn Jahren, lebten da oben auf dem Felsen mehrere hundert Krieger. Bogenschützen, Speerträger - und dort, wo heute die Karawanen ruhen, standen früher ihre Streitwagen. Jetzt sind es noch drei oder vier Dutzend halbverhungerte Gestalten, die der Raik vermutlich längst vergessen hat. Sie haben seit vielen Monden keinen Sold mehr bekommen, und ich nehme an, wir hätten viel Ärger mit ihnen, wenn die meisten nicht längst ihre Waffen verkauft hätten.«
    »Sie verkaufen ihre Waffen ?«, fragte Harbod ungläubig.
    Auch Awin mochte es kaum glauben. Unwillkürlich griff er an seinen Waffengurt, um festzustellen, ob sein Sichelschwert noch dort war. Welcher Mann war so töricht, sich von seinem Schwert zu trennen?
    Der Älteste kratzte sich am Kopf. »Nun, was sollen sie noch damit - jetzt, wo doch Frieden herrscht? Essen können sie ihre Schwerter schließlich nicht. Allerdings kann es gut sein, dass die Zeiten sich wieder ändern, denn die Nachrichten aus Serkesch sind nicht gut«, seufzte der Ada und schenkte sich Stutenmilch nach.
    Bislang hatten die Hakul kaum Fragen gestellt, und sie hielten sich bedeckt, was ihre Absichten betraf. Jetzt aber hatte ihr Gastgeber die Stadt Serkesch erwähnt. Während er nachdenklich in seinen Krug blickte, fragte der Yaman vorsichtig nach: »Was sind dies für Nachrichten, ehrenwerter Ada?«
    »Habt ihr es nicht gehört? Ach nein, ihr

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