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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dass sie uns
weiter Unglück bringen wird. Seit diese Kariwa unseren Weg kreuzten, geht alles schief, ist es nicht so?«
    Auffordernd blickte er in die kleine Runde, die sich um Marwi versammelt hatte, aber außer Ebu und Eri, die zustimmend nickten, antwortete keiner der Krieger auf seine Frage.
    »Wie geht es ihm?«, fragte der Yaman.
    »Mal besser, mal schlechter, Yaman«, antwortete Tuwin. »Mal liegt er im Fiebertraum so wie jetzt, dann wieder ist er bei klarem Verstand. Ich vermag aber nicht zu sagen, was davon für ihn besser ist. Die Kräuter der Romadh taugen nichts. Ich glaube, sie haben die Sache nur schlimmer gemacht.«
    »Was sollen wir nun tun? Er wird sich nicht mehr lange auf einem Pferd halten können«, sagte Aryak leise.
    »Nun«, antwortete Ebu, »er ist ein Hakul, oder nicht?«
    Awin wusste, was der Yamanssohn meinte, und ihm wurde kalt.
    »So weit ist es noch nicht«, widersprach Tuwin scharf. »Wir könnten ihn zurückschicken in die Festung.«
    »Ich will nicht zwischen Mauern sterben«, sagte Marwi leise.
    »Niemand redet davon, dass du sterben musst«, versuchte der Schmied ihn zu beruhigen.
    »Ebu redet davon«, widersprach der Knabe.
    Awin schnürte es die Kehle zu. Es war der erste Kriegszug des Jungen - sollte es wirklich schon sein letzter sein?
    »Ich habe deinem Vater versprochen, auf dich zu achten. Und das werde ich auch tun«, erklärte Yaman Aryak bestimmt. »Du brauchst Ruhe und Schlaf. In wenigen Tagen sind wir in Serkesch, ich kann mir vorstellen, dass Meryak dich bereits dort erwartet.«
    »Ihr werdet vor ihm dort sein«, antwortete Marwi, und dann schlief er ein.
    »Morgen früh schicken wir ihn zurück, gleich was er sagt«, entschied der Yaman.

    »Aber alleine wird er nicht reiten können«, widersprach Ebu. »Sollen wir denn noch einen Krieger verlieren? Oder willst du die Hexe mit ihm zurückschicken, Baba?«
    »Ich werde dich schicken, Ebu, vielleicht lernst du dann, dass das Leben jedes Sgerbruders einen großen Wert hat. Und nun geht und versucht, Schlaf zu finden. Die Nacht ist kurz, und ihr werdet auch morgen wieder all eure Kräfte brauchen.«
     
    Awin wickelte sich in seinen Mantel. Er glaubte nicht, dass er Schlaf finden würde, denn er machte sich große Sorgen um Marwi. In der Ferne hörte er ein heiseres Brüllen. Er richtete sich auf.
    »Löwen«, sagte Mewe, der neben ihm saß und gar nicht müde wirkte. »Aber keine Angst, sie sind weit weg.«
    »Ich wusste nicht, dass es hier Löwen gibt«, murmelte Awin, und er fragte sich, wo diese Tiere ihr Wasser finden mochten. Wenn Senis nur hier wäre. Sie könnte Marwi vielleicht helfen. Mit dieser Vorstellung schlief er ein, denn seine Gedanken kreisten zwar, aber sein Körper war nach dem langen Ritt müde. Er schlief tief und fest wie ein Stein. Dann, völlig unvermittelt, erwachte er und schlug die Augen auf. Etwas hatte ihn geweckt. Über ihm erstreckte sich der sternenübersäte Nachthimmel. Die schmale Sichel des Mondes streute schwaches Licht. Er richtete sich auf. Es war still. Die Männer rings um ihn herum schienen zu schlafen. Das Feuer war niedergebrannt. Etwas außerhalb ihres Lagers sah er eine Bewegung, eine kleine gebückte Gestalt. Senis? Er rief nach ihr, aber sie antwortete nicht, sondern schien sich vielmehr zu entfernen. Ächzend wickelte sich Awin aus seinem Mantel und erhob sich.
    Wo waren die Wachen? Hatte keiner das Kommen der Kariwa bemerkt? Sie stand ein Dutzend Schritte von ihm entfernt. Ihr weißes Haar schimmerte im Sternenlicht. Sie winkte ihn zu sich,
drehte sich um und lief erstaunlich schnell weiter hinaus in die Wüste. Sie hielt auf die Straße zu. Selbst nachts war die glatte Linie in der rauen Landschaft gut zu erkennen. Awin stolperte hinter ihr her. Er beeilte sich, aber irgendwie gelang es ihm einfach nicht, sie einzuholen. Schließlich blieb sie vor einem der Wegsteine stehen. Awin keuchte, als er neben ihr anhielt. Er fühlte sich, als sei er hunderte von Schritten gerannt. »Sieh!«, befahl die Alte und deutete auf etwas, das neben dem Stein aus der Erde wuchs. Es war eine Art Wüstenblume. »Sie blüht nur nachts und hat starke Kräfte, du solltest sie eurem Heiler zeigen.«
    »Warum zeigst du sie ihm nicht selbst?«, fragte Awin, aber da war Senis schon wieder verschwunden.
    Awin lief ein Schauder den Rücken hinab. War die Kariwa wirklich hier irgendwo aus dem Boden gewachsen und ebenso plötzlich wieder verschwunden? Er bückte sich, um die Pflanze zu pflücken und

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