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Der Sohn des Sehers 01 - Nomade

Titel: Der Sohn des Sehers 01 - Nomade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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kommt ja aus Srorlendh, und das ist weit. Ihr müsst mir später unbedingt noch erzählen, was genau euch hierherführt.« Der Ada blinzelte kurz, als er von einem zum anderen blickte, dann sagte er: »Der
Raik ist schwer erkrankt, und es heißt, dass er vielleicht sogar sterben wird.«
    Die Hakul sahen einander an. Der Herrscher von Serkesch war todkrank? Das war wirklich eine bedeutsame Nachricht. Nur Curru schien unbeeindruckt. Er zuckte mit den Achseln und meinte: »Das ist bedauerlich, aber er wird doch sicher einen Nachfolger haben?«
    »Das ist es ja«, seufzte der Ada, »er hat zwei Söhne, Zwillinge, und schon jetzt streiten sie um das Erbe.«
    Wieder tauschten die Hakul Blicke untereinander aus. Ein Nachfolgestreit im mächtigen Serkesch? Diese Stadt war eine alte Feindin, und ihre Mauern hatten die Hakul bislang nie überwunden. Das Land rund um die Stadt war reich, aber eben auch gut geschützt. »Ich weiß nicht viel über die Akkesch«, meinte Yaman Aryak, »aber gehören ihre Städte nicht eigentlich dem Kaidhan, und ist nicht er es, der ihre Herrscher ernennt?«
    »Nun, das Reich ist groß und der Kaidhan weit, wie die Serkesch zu sagen pflegen. Ich fürchte, die beiden Söhne werden versuchen, vollendete Tatsachen zu schaffen, bevor der Kaidhan eingreifen kann. Es ist ein Jammer. Der Handel wird sehr leiden, wenn es Krieg gibt.«
    In diesem Augenblick kam Tuwin herein, trat zu Yaman Aryak und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Aryak sah mit einem Mal besorgt aus. Er wandte sich an den Ältesten: »Sag, ehrenwerter Ada, habt ihr hier einen Mann, der mit Kräutern handelt?«
    »Kräuter?«
    »Einer meiner Männer ist verletzt, und unser Heiler braucht Kräuter, um ihn zu behandeln.«
    Wie es sich zeigte, gab es einen Händler, der zwar nicht die Kräuter führte, die Tuwin suchte, aber einige, die, wie er versicherte, eine ganz ähnliche Wirkung haben sollten. Außerdem konnten sie ihre zur Neige gehenden Vorräte an Trockenfleisch
auffüllen. Heikel wurde es, als es ans Bezahlen ging, denn der Yaman führte nur wenige Segel Kupfer mit sich, die weder dem Händler noch dem Ältesten ausreichten. Aryak bot daraufhin an, das Fehlende später in Häuten zu begleichen, doch der Ada, der sie zum Händler begleitet hatte, schüttelte den Kopf. »Es ist nicht so, dass ich mir erlauben würde, an deiner Ehrlichkeit zu zweifeln, Yaman Aryak, denn ich weiß, die Hakul sind Männer von Ehre. Jedoch ist deine Heimat weit, und es mag viele Monde dauern, bis dein Weg dich wieder hierher führt. Die Kräuter, die ihr erworben habt, sind kostbar und schwer zu beschaffen. Allerdings habe ich gesehen, dass euch ein herrenloses Pferd begleitet. Damit wäre unsere Rechnung mehr als beglichen.«
    »Ein Hakul-Pferd ist doch wohl mehr wert als einige Kräuter und ein paar Streifen Fleisch«, entgegnete Yaman Aryak stirnrunzelnd.
    »Nun, ich kann noch ein Maß Salz dazugeben, um unserer Freundschaft willen, Hakul.«
    Der Yaman sah den Ältesten lange an, dann erwiderte er: »Unsere Freundschaft ist recht neu, ehrenwerter Ada, viel jünger noch als der Friede, den euer sterbender Raik mit unserem Heredhan geschlossen hat. Ich hoffe, der Friede und die Freundschaft werden unseren Handel überdauern, Apuk, aber ich habe Zweifel, dass ein Maß Salz reicht, um beide zu erhalten.«
    Der Älteste schluckte. »Nun, ich denke, drei, nein, vier Maß Salz wären angemessen«, stotterte er. »Weil du es bist, edler Yaman.«
    Der Yaman war einverstanden, aber Harbod hatte Einwände. »Du willst ein Tier verschachern, das nicht deinem Klan gehört, Yaman. Dege hat eine Witwe, ihr steht dieser Falbe zu.«
    »Das habe ich bedacht, Harbod, Harmins Sohn. Wir werden es ihr mit einem Maß Salz und einem guten Pferd aus unseren Herden vergelten.«

    »Zwei Pferde«, antwortete Harbod schlicht.
    Awin konnte Aryak ansehen, wie verärgert er über die Unverschämtheit Harbods war. »Aber eines davon ein Jährling«, erklärte der Yaman knapp. Damit war auch dieser Handel abgeschlossen. Die Kariwa hatte bis dahin niemand gefragt, und es wurde Awin überlassen, sie zu unterrichten. Merege nahm es scheinbar unbewegt zur Kenntnis. »Ich werde mich diesem Handel nicht in den Weg stellen, Hakul, denn ich sehe, dass dein Waffenbruder leidet, doch weiß ich nicht, ob der Falbe gewillt ist, in diesen engen Mauern zu bleiben.«
     
    Kurze Zeit darauf verließen sie die Siedlung. Von den Kriegern der Akkesch sahen sie auch dann nicht mehr als den Kopf jenes Mannes,

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