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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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waren es wenigstens vier, der halbe Sger. Das war seltsam und gab Awin ein ungutes Gefühl. Er würde später mit den anderen darüber reden. Jetzt versuchte er, mehr über Gerwi und seinen Stamm zu erfahren. »Warst du je in der verborgenen Stadt, ehrwürdiger Gerwi?«, begann er.
    »Tiugar? Nein, wozu? Ich finde, Hakul sollten nicht in Städten leben.«
    »Und das Ross-Orakel? Hat dein Klan es schon einmal befragt?«
    »Auch das nicht, ehrwürdiger Awin, denn die Wächter der weißen Stuten erwarten Geschenke, bevor sie eine Frage an ihre Schützlinge weitergeben. Mein Klan ist nicht arm, falls du das denken solltest, aber wir schätzen es nicht, Dinge von Wert zu geben, wenn wir dafür nichts als verschwommene Worte zurückbekommen.«
    »Du scheinst nicht viel von der Seherkunst zu halten, Gerwi.«
    »So ist es nicht, ich achte die Seher, denn sie wissen viel und sehen manches voraus, was nützlich ist, Yaman Awin, und der
Hirte wäre doch ein Narr, der nicht wissen wollte, wie der Sommer auf den Weiden wird. Doch das Ross-Orakel ist anders. Immer sind die Worte aus Tiugar zweideutig, und ich hörte noch nie eine Weissagung von dort, die ein Hakul verstehen oder auf die er sich verlassen konnte.«
    »Aber es ist heilig und uralt«, widersprach Awin.
    »Trotzdem verstehe ich es nicht«, entgegnete Gerwi schlicht.
    »Und dennoch hast du Boten nach Tiugar gesandt?«
    Gerwi lächelte. »Der Tiudhan hat viele kluge Ratgeber, Seher und Yamane in seinem Haus. Sie wissen vielleicht eher etwas mit den Worten des Orakels anzufangen als ich. Ich gebe aber gerne zu, dass ich nicht so sehr auf die Worte des Orakels, sondern vielmehr auf die vielen Speere des Tiudhans vertraue.«
     
    Sie kamen gut voran, und allmählich löste sich das eisige Schweigen, das seit Beginn des Ritts zwischen den Kriegern geherrscht hatte. Am misstrauischsten blieb Harmin, der neben Menek dem Sgerträger ritt, aber während des ganzen Tages nicht ein einziges Wort an diesen Mann richtete. Dafür freundete sich Wela abends am Lagerfeuer mit diesem breitschultrigen, aber kleinen Mann an. Menek war ebenfalls ein Schmied. Wela, die ihn beinahe um Haupteslänge überragte, sprach mit ihm über das Schmelzen von Eisen, aber darüber wusste er nicht viel mehr als sie selbst, und er gab bereitwillig zu, dass die meisten eisernen Waffen seines Klans von den Viramatai erbeutet waren. Harmins Abneigung gegen diesen Mann schien sich jedoch allein durch diese harmlose Unterhaltung noch zu steigern. Sie brachen am nächsten Morgen wieder früh auf, und die Wege, auf denen Gerwi sie führte, erwiesen sich als gut. Gegen Mittag überquerten sie eine weitläufige Hügelkette. Vor ihnen erhoben sich die überwältigenden Gipfel des Sonnengebirges. Sie schienen viel näher gerückt zu sein.

    »Wie weit ist es noch bis Pursu, sagtest du?«, fragte Awin noch einmal.
    »Auf diesem Weg mögen es vier Tage sein, fünf, wenn wir die Pferde nicht quälen. Hättet ihr aber versucht, die Innere Dhaud zu durchqueren, wärt ihr vermutlich nie angekommen.«
    Awin nickte. Zu ihrer Rechten lag ein wildes und zerklüftetes Land. Die einzelnen Felsenketten der Wüste waren zu einem wahren Labyrinth verschmolzen. Sie hätten sich leicht verirren können, auf jeden Fall hätten sie in diesem Gewirr karger Felsen viel Zeit verloren.
    »Es ist ein Land, in das kein Hakul gerne reitet«, erklärte Gerwi. »Es gibt Löwenrudel dort und Schluchten mit vielen Abzweigungen, aber ohne Ausgang, und jeder Krieger spricht Dankgebete, wenn er diesen gefährlichen Felsen entronnen ist.« Und als Awin nachdenklich schwieg, sagte Gerwi: »Mir scheint, dass auch hinter dir eine große Gefahr liegt, denn du blickst sehr oft über deine Schulter, Yaman Awin, und deine Männer tun es ebenfalls. Ich glaube, dass ihr euch vor etwas fürchtet, das dort auftauchen könnte, und ich finde, du solltest mir, deinem Führer durch dieses Land, sagen, was es ist.«
    Awin beachtete den warnenden Blick Harmins nicht und sagte: »Ich halte Ausschau nach einer Staubwolke, Gerwi. Nicht alle Schwarzen Hakul waren damit einverstanden, dass der Heolin Slahan verfolgt.«
    »Ich habe so etwas geahnt, denn einer deiner jungen Krieger hat einen Zwist im Ahnental erwähnt.«
    Awin dachte wieder einmal, dass sie Mabak vielleicht doch besser zurückgelassen hätten, aber er ließ sich nichts anmerken. »Ich sollte dir sagen, dass der Heredhan vielleicht auch zu unseren Verfolgern gehört.«
    »Horket? Ein grausamer, aber

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