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Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger

Titel: Der Sohn des Sehers 02 - Lichtträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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der andere. Awin hatte Gelegenheit, ihn sich genauer anzusehen. Der Mann war grau. Nicht nur sein Mantel und sein Gewand, sein geflochtener Bart und seine Haare hatten dieselbe Farbe, und selbst seine Haut war grau. »Dies ist Wela, die Schmiedin und Heilerin unseres Klans«, beantwortete er die Frage.
    Der Fremde schien kaum zuzuhören. »Dies ist keine Sgerlanze«, stellte er mit einem nachdenklichen Blick auf den Heolin fest.
    »Und dies ist keine Begrüßung, wie sie auf unseren Weiden üblich ist«, erwiderte Awin schroff.
    Der Fremde starrte ihn kurz an. Dann grinste er dünn. »Ich bin Yaman Gerwi vom Klan der Steine. Und es sind unsere Weiden, über die ihr reitet, Hakul.«

    »Wenn das eure Weiden sind, so sind sie erstaunlich armselig, Hakul«, rief Wela ungehalten. »Fressen eure Pferde Sand und eure Schafe Staub, dass sie hier satt werden?«
    »Ich wusste, dass die abtrünnigen Hakul seltsame Sitten haben. Aber ich wusste nicht, dass sie Frauen erlauben, das Schmiedehandwerk auszuüben«, entgegnete der Yaman herablassend.
    »Wen nennst du abtrünnig?«, fragte Awin scharf. »Wir sind die Schwarzen Hakul, der älteste Stamm unseres Volkes.« Er spürte, dass dies ein Kampf der Worte war. Er durfte keinen Fuß breit zurückweichen, denn das wäre ihm als Schwäche ausgelegt worden.
    »Allein die Eisernen Hakul folgen noch den Regeln der Vorväter«, lautete die stolze Antwort. »Wir schließen keinen Frieden mit unseren Feinden, wir ehren die Ahnen, wir sind die treuesten Diener Marekets. Und Drabar, Etys’ rechtmäßiger Erbe, gründete unseren Stamm.«
    »Nur die Eisernen Hakul halten Drabar für Etys’ Erben - und der große Fürst liegt in unseren Bergen begraben, nicht in euren, Hakul«, entgegnete Awin, ebenfalls mit möglichst viel Stolz in der Stimme. Gleichzeitig achtete er sorgsam darauf, nicht beleidigend zu werden. Er war froh, dass Harmin nicht hier war, denn der Schmied hätte vermutlich schon bei dem Wort »abtrünnig« seinen Dolch gezogen.
    Der Graue grinste plötzlich breit und schien einen bestimmten Punkt hinter einem der Hügel zu suchen. »Ich sehe, du hast deinen Stolz, Hakul«, sagte er anerkennend, »und ich denke, wir werden den alten Zwist heute nicht lösen. Zumal wir vielleicht einen neuen Streit haben, um den wir uns kümmern sollten.«
    Awins Augen folgten dem gelassenen Blick des Fremden. Er entdeckte sieben Krieger, die gut versteckt im Schatten eines Felsens warteten. Wenn er die beiden dazuzählte, die sie den
ganzen Tag begleitet hatten, waren es also wenigstens neun Männer, über die dieser Yaman gebot, und vielleicht waren hinter den Hügeln noch mehr versteckt.
    »Ich weiß von keinem Streit, den wir mit dem Klan der Steine hätten, Yaman Gerwi«, sagte Awin vorsichtig.
    »Ihr seid fremd, und ihr durchquert das Land der Eisernen Hakul, ohne uns um Erlaubnis zu fragen.«
    »Die einzigen Männer eures Stammes, die wir bisher trafen, rissen vor uns aus«, gab Awin ruhig zurück. »Es waren Plünderer, denen wir vor einigen Tagen in einem zerstörten Lager begegneten. Waren es vielleicht Männer aus deinem Klan?«
    Die Miene des Grauen verdüsterte sich. »Meine Krieger sind keine Räuber. Doch was hattet ihr in diesem zerstörten Lager zu suchen?«
    »Auch wir sind keine Plünderer, und du wirst nichts bei uns finden, was uns in diesen Verdacht bringen könnte, Yaman«, beeilte sich Awin zu versichern.
    Gerwi gab sich weiter misstrauisch: »Dennoch, ihr folgt der Spur der Verwüstung, wie mir scheint, und das wirft die Frage auf, was ihr über diesen namenlosen Schrecken wisst. Und ich würde gerne erfahren, was es mit diesem seltsam leuchtenden Stein auf sich hat, den dieses Weib da am Stab mitführt.«
    Awin warf Wela einen warnenden Blick zu, denn er konnte sehen, dass der Yaman sie mit seiner herablassenden Bemerkung sehr gegen sich aufbrachte. Es schien ihm aber klüger, darauf nicht einzugehen.
    »Wir können dir deine Fragen beantworten, Yaman Gerwi, doch kann ich dir nicht versprechen, dass du glauben wirst, was du hörst«, antwortete Awin.
    »Ich werde die Wahrheit deiner Worte schon erkennen - wenn sie denn Wahrheit enthalten, Hakul«, antwortete Gerwi finster.

    Awin zögerte. Es war nicht ungefährlich, einem Fremden zu verraten, was sie hierher geführt hatte. Aber er sah keine andere Möglichkeit. Also erzählte er dem Yaman von den Geschehnissen im Staubland, von dem Räuber, der den Lichtstein gestohlen und Xlifara Slahan geweckt hatte. Er berichtete

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